Wie geht es den Ulmer Spatzen?
Musik Die Ulmer Spatzen mussten monatelang alle Konzerte absagen. Jetzt hoffen die jungen Sänger
und Sängerinnen auf den Neustart – vielleicht im Ssv-stadion und in der Pauluskirche
Ulm Die Kultur zieht nach der pandemiebedingten Pause wieder an – manche Veranstaltungen sind sehr gut besucht, bei anderen verhält sich das Publikum zögerlich. Noch nichts zu hören ist von den in der Vergangenheit vielfach mit Preisen ausgezeichneten Ulmer Spatzenchören. „Keine Veranstaltungen“ist auf der Homepage der Spatzen zu lesen. Deren Chef Hans de Gilde berichtet von der Situation der 240 Kinder und Jugendlichen, die in den Spatzenchören singen.
„Alle unsere Konzerte mussten abgesagt werden oder wurden schon vor längerer Zeit abgesagt“, berichtet Hans de Gilde. Das Beethovenmusical „Freunde, Töne, Götterfunken“beispielsweise, das Familienkonzert und das Jahreskonzert. Probenwochenenden in der Landesakademie Ochsenhausen gaben den Sängerinnen und Sänger der Chöre erstmals jetzt wieder die Möglichkeit, in einem großen Chor zu singen. „In der Musikschule herrscht die Verpflichtung, bei Proben mit zwei Metern Abstand zu singen“, berichtet Hans de Gilde. Das macht unmöglich, dass im Vorchor, im Kinderchor oder im Jugendchor alle gemeinsam proben. „Ich habe derzeit 80 Vorchorkinder, so einen großen Saal haben wir nicht, dass da gemeinsame Proben möglich wären.“Vor allem für die Kinder des Vorchors sei das Singen mit so großem Abstand schwierig. Er sei sich aber der Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen bewusst, und er fühle sich auch verantwortlich, dass Gesundheit von Eltern und Großeltern nicht durch Nachlässigkeit beim Singen in den Kinder- und Jugendchören geschädigt werde. „Wir halten die Vorgaben strikt ein.“Er stelle aber fest, sagt Hans de Gilde, dass sich bei den Kindern große Verunsicherung ausgebreitet habe durch die unterschiedlichen Regeln: In Ochsenhausen durften sie, da täglich getestet, nahe zusammenkommen und miteinander singen, in Ulm ist dies nicht möglich. Zwei Arztpaare unter den Eltern liedie ßen ihre Kinder aktuell gar nicht in den Gesangsproben kommen.
Geplant sei eigentlich ein Weihnachtssingen im Stadion des SSV Ulm, erzählt der 64-jährige Niederländer. Aber kann man ein Konzert mit den geltenden Regeln veranstalten – und angesichts einer aktuellen Inzidenz in Ulm von etwa 140, Tendenz steigend? Zum Weihnachtskonzert in der Pauluskirche, das Spatzen und Junge Bläserphilharmonie Ulm traditionell gemeinsam veranstalten, haben sich Hans de Gilde und Jbu-leiter Josef Christ bereits getroffen. Dass das Publikum – wie früher üblich – ein Weihnachtslied mitsingt, sei nicht machbar, sagt de Gilde, und wahrscheinlich werde es so sein, dass JBU und Spatzen nicht gemeinsam auf der Bühne sein werden – wenn das Konzert denn stattfinden kann. Denn JBU und Spatzen zählen insgesamt 350 aktive Musikerinnen und Musiker. Für das kommende Jahr dagegen gibt es schon intensive Planungen – Konzertauftritte der Spatzen in Italien beispielsweise, und stimmlich seien seine Schülerinnen und Schüler durch die Einzelproben sehr gut vorbereitet. „Aber sie möchten endlich wieder gemeinsam singen!“
Auch Hans de Gilde wünscht sich, dass es bald wieder losgehen könne. Er leitet die Spatzenchöre seit 1998 sehr erfolgreich und führte sie zu zahlreichen Preisen im Inund Ausland – aber er wird zum 1. April 2023 in den Ruhestand gehen, kündigt er an. Die Stelle der Chorleitung wird demnächst ausgeschrieben werden.