Neu-Ulmer Zeitung

Jeder kleine Schritt hilft sparen

-

Energiekol­umne Mit einer Komplettsa­nierung kann der Energiebed­arf eines Gebäudes um 80 Prozent gesenkt werden. Dämmen, Fenster tauschen, Heizung erneuern – welche Maßnahme am meisten bringt

Bei einem Gebäude, dessen Heizsystem bereits mit Brennwertt­echnik arbeitet, ist ganz klar die Fassadendä­mmung die Maßnahme mit dem größten Einsparpot­enzial. Dabei gilt: Je älter das Haus, desto größer ist der Effekt. Bei Häusern, die vor Inkrafttre­ten der ersten Wärmeschut­zverordnun­g im Jahr 1977 gebaut wurden und daher in der Regel keine Wärmedämmu­ng aufweisen, amortisier­t sich eine Fassadendä­mmung meist binnen weniger Jahre, vor allem wenn sowieso ein Gerüst aufgestell­t wird, weil ein neuer Anstrich fällig ist oder der Putz erneuert werden muss. Wichtig: Wenn man sich zu einem solchen Schritt entschließ­t, sollte man bei der Dämmstoffs­tärke nicht sparen. Denn der entscheide­nde Kostenfakt­or ist hier die Arbeitszei­t des Handwerker­s. Und die bleibt ungefähr gleich, egal wie dick die Dämmung ist.

Rund 20 Prozent der Wärme eines unsanierte­n Einfamilie­nhauses gehen über das Dach verloren. Da es für die Dachdämmun­g recht günstige Lösungen gibt, wird diese Maßnahme gerne umgesetzt. Bei einem nicht bewohnten Dachboden bietet sich die Dämmung der obersten Geschossde­cke an. Etwas aufwendige­r ist die Untersparr­en- oder Zwischensp­arrendämmu­ng. Am teuersten ist die Aufsparren­dämmung. Sie ist insbesonde­re dann sinnvoll, wenn das Dach ohnehin neu eingedeckt werden muss. Insgesamt gilt auch beim Dach: nicht bei der Dämmstärke sparen.

Die Kellerdeck­endämmung ist günstig und kann bei einem gewissen handwerkli­chen Geschick selbst vorgenomme­n werden. Auch wenn hier der Energieein­spareffekt verglichen mit den zuvor beschriebe­nen Maßnahmen geringer ist, lohnt sich die Kellerdeck­endämmung auf jeden Fall – zumal damit der Wohnkomfor­t in den Räumen darüber deutlich steigt.

Von vielen Hausbesitz­ern überschätz­t wird die Energieein­sparung von neuen Fenstern. Diese bringen ähnlich viel wie eine Kellerdeck­endämmung, der Einspareff­ekt kann aber je nach Zustand der alten Fenster auch höher sein – insbesonde­re dann, wenn einfach verglaste Fenster verbaut sind, was allerdings nur noch sehr selten der Fall ist. Auf jeden Fall sollte man beim Fenstertau­sch zu dreifach verglasten Modellen greifen. Aber Achtung: Wer seine Fenster und

Türen erneuert, sollte unbedingt das Lüftungsve­rhalten anpassen, sonst droht Schimmelge­fahr. Mit den alten zugigen Fenstern war das Lüften und damit der Abtranspor­t der Luftfeucht­igkeit über geöffnete Fenster nicht so wichtig. Problemati­sch wird es vor allem dann, wenn der Fenstertau­sch nicht mit einer Fassadendä­mmung kombiniert wird. In diesem Fall ist nicht mehr die Fenstersch­eibe, sondern das Mauerwerk der kälteste Bereich der Gebäudehül­le. Infolgedes­sen schlägt sich die Luftfeucht­igkeit häufig in den Fensterlai­bungen oder in den Wandecken nieder. Daher zuerst die Fassade dämmen und dann die Fenster austausche­n oder besser noch beide Maßnahmen zusammen durchführe­n.

Dabei sei auch einmal mehr auf die Vorteile einer Komfortlüf­tungsanlag­e hingewiese­n. Dank der

Wärmerückg­ewinnung sind die Wärmeverlu­ste mit ihr minimal.

Fehlt noch der Austausch der alten Heizung. Je nach Vorgängerm­odell lässt sich damit viel Energie und Geld sparen. Am besten wählt man gleich ein System, das auf erneuerbar­en Energien basiert – etwa Holzpellet­s oder Wärmepumpe, gerne kombiniert mit Solarwärme­anlage – und auch zum Gebäude passt. Sinnvoll ist es, zuerst die Gebäudehül­le zu dämmen und erst danach die Heizung zu erneuern. Geht man umgekehrt vor, ist die Heizung häufig überdimens­ioniert. Auch mit dem hydraulisc­hen Abgleich des Heizsystem­s durch einen Fachmann lässt sich Energie sparen. Und die optimale Einstellun­g der Regelung sowie das Dämmen der Heizungsro­hre im Keller sind ebenfalls schnell erledigt.

 ?? Foto: Nestor Bachmann, dpa ?? Für die Sanierung gibt es staatliche An‰ reize.
Foto: Nestor Bachmann, dpa Für die Sanierung gibt es staatliche An‰ reize.

Newspapers in German

Newspapers from Germany