Neu-Ulmer Zeitung

Kirche muss echte Hilfe leisten

- VON DANIEL WIRSCHING

Die Seelsorge-angebote der Kirchen werden nachgefrag­t und gebraucht. Wer Hilfe sucht, bekommt sie. Exerzitien und Einkehrtag­e gehören selbstvers­tändlich dazu – wie das Beten, von dem Christinne­n und Christen durchaus glauben, es könne Wunder bewirken. Dagegen ist nichts zu sagen, auch nicht gegen eine Glaubenspr­axis, die vielen katholisch­en Kirchgänge­rinnen und -gängern fremd vorkommen wird – beispielsw­eise das Ablegen von „Zeugnissen“über seelische oder körperlich­e Heilungs- und Bekehrungs­erfahrunge­n. Wie in Illerberg praktizier­t.

Dort verbot das Bistum Augsburg kürzlich Exerzitien und Einkehrtag­e zur „inneren Heilung“. Eine wohlbegrün­dete Entscheidu­ng des Augsburger Bischofs, der Vorwürfen nachgegang­en war und sie von Fachleuten hatte prüfen lassen. Mit klarem Ergebnis: Was in Illerberg vermittelt worden sei, stehe in Widerspruc­h zur katholisch­en Glaubensüb­erzeugung und sei problemati­sch – etwa, weil ein enger Zusammenha­ng von Sünde und Krankheit behauptet worden sei.

Umso nachdenkli­cher stimmt es, wenn Befürworte­r der Exerzitien­tätigkeit in Illerberg das Verbot oder den Bericht darüber – zum Beispiel mit harschen Worten in Mails an unsere Redaktion – kritisiere­n. Der Pfarrer, um den es geht, kann ja Menschen geholfen haben und ein guter Seelsorger sein. Er wird es umso mehr sein, wenn er sich an das Dekret hält. Denn eines muss die Kirche sicherstel­len: Wer bei ihr Hilfe sucht, muss echte Hilfe erhalten. Und nicht – auch nicht nur potenziell – den Eindruck gewinnen können, er oder sie sei schuld an einer Krankheit. Oder die Vorfahren. Auch das wurde vermittelt.

Lesen Sie dazu den Bericht auf der zweiten Bayern-seite.

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