Neu-Ulmer Zeitung

Eine saubere Sache

- VON MELANIE LIPPL

Es soll ja Menschen geben, die sich mit viel Hingabe dem Aussehen ihres Autos widmen, jeden Samstag damit in die Waschanlag­e fahren und es anschließe­nd noch saugen und mit diversen Zaubermitt­elchen einbalsami­eren. Ich gehöre nicht zu dieser Gruppe. Davon profitiert meine Freizeit, mein Auto aber eher weniger.

Beim aktuellen Reifenwech­sel konnte ich das Leid nicht mehr länger ertragen. Also habe ich nicht nur Reifen gewaschen, sondern gleich das ganze Auto. Innen gesaugt. Krimskrams in der Ablage sortiert. Scheiben geputzt. Armaturen abgewischt. Nur der fehlende „Duft“unterschie­d meinen kleinen Flitzer jetzt von einem Neuwagen ... okay, das ist jetzt ein bisschen übertriebe­n!

Dennoch: Ich steige also in mein strahlend-schönes Auto, dessen Farbe ich jetzt wieder sehe und nicht nur erahne, erfreue mich an dem nicht mehr vorhandene­n Staub im Innenraum und düse los. Auf der Autobahn, ich bin noch nicht mal an der nächsten Ausfahrt vorbei, passiert das Unglück. Es kommt von oben. Ein Vogel. Sie wissen schon. Mitten auf die Frontschei­be. Unzählige Liter Wischwasse­r können den Fleck während der Fahrt nicht mehr entfernen. Sauber gezielt, würde ich sagen. Vermutlich hat sich der Vogel genau das Fahrzeug ausgesucht, das von oben am meisten geglänzt hat.

Aber: Ich habe später in einem sehr seriösen Auto-tuning-blog im Internet gelesen, dass viele Menschen in Russland daran glauben, dass Vogelkot auf der Windschutz­scheibe Reichtum bringt – anders als auf dem Kofferraum, wo ein Verlust droht. Na, dann hab ich ja doch noch mal Glück gehabt!

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