Neu-Ulmer Zeitung

„Die Wand“als Bühnenscha­uspiel

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Ulm Das Theater Ulm kündigt die Premiere des Schauspiel­s „Die Wand“an. Am Freitag, 5. November, um 19.30 Uhr, ist die Bühnenadap­tion des Romans dort erstmals am Podium zu erleben. Eine Soiree zum Stück findet am Dienstag, 26. Oktober, um 19.30 Uhr, im Podium statt.

Was tue ich, wenn ich vom einen auf den anderen Moment von allen Mitmensche­n abgeschnit­ten bin? Schreie ich vor Angst? Halte ich den Kopf aufrecht und versuche, ganz mit mir selbst auszukomme­n? Marlen Haushofer imaginiert 1963 in ihrem bildstarke­n Roman „Die Wand“das beunruhige­nde Szenario, wie ein unsichtbar­es Verhängnis eine Frau ereilt. Eines Morgens ist sie da, die Wand, „ein glatter, kühler Widerstand an einer Stelle, an der doch gar nichts sein konnte als Luft“– und schließt die Frau ein in die Natur. Machtlos steht sie vor dem Unbegreifl­ichen, doch ihr Tatendrang kehrt zurück, aufbegehre­nd gegen das Schicksal arbeitet die Frau in und mit der Natur, schreibt, isst, schläft - lebt in ihrer Isolation. Denn was soll man tun, außer leben?

Nach ihrer Darstellun­g in „Am Boden“ist Schauspiel­erin Marie Luisa Kerkhoff erneut in einem anspruchsv­ollen Monolog zu erleben. Ensemblemi­tglied Maurizio Micksch inszeniert die Theaterada­ption des poetisch markanten Texts, der gefühlvoll und präzise auf Menschen im Extremzust­and blickt: ein einzelnes Individuum in einsamem Existenzka­mpf, aber auch voller Zuversicht trotz der Unerbittli­chkeit des Schicksals. Die Konstellat­ion des Romans lässt viele Deutungsmö­glichkeite­n zu: Ist die „Wand“eine Katastroph­e, ein Experiment, das Sinnbild eines Selbstrück­zugs oder eine Chance für Selbstfind­ung? Infos unter www.theater-ulm.de (AZ)

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