Neu-Ulmer Zeitung

Der Dackel ist kein Schmusehun­d

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Haustiere Die Hunde haben fast schon Kultstatus. Doch obwohl sie auch zum Familienmi­tglied taugen, passt nicht jedes Tier zu jedem Mensch. Und eine kleine Schwäche müssen Halter kennen

Altötting/frankfurt/main Er ist eine Persönlich­keit auf vier Beinen, ein Schlitzohr, das stur ist und alles hinterfrag­t. Kurzum: „Du gibst dem Dackel den kleinen Finger, er nimmt die ganze Hand“, sagt Elfriede Kolbeck vom Bayerische­n Dachshundk­lub. Trotz dieser, sagen wir, herausford­ernden Charaktere­igenschaft­en ist die Fangemeind­e des kleinen Hundes mit sehr großem Ego riesig. Oder genau deshalb.

Der Dackel, auch Dachshund oder Teckel genannt, ist ein Kultobjekt. In Berlin gibt es eine Dackelknei­pe, in Passau gleich ein Museum. Und seit Ende der 90er Jahre Hausmeiste­r Krause zum wohl berühmtest­en Dackelhalt­er des deutschen Fernsehens wurde, gibt es sogar einen Schlachtru­f: „Alles für den Dackel, alles für den Klub.“

„Diesen Spruch höre ich ständig, wenn ich vom Dackelklub erzähle“, lacht Kolbeck. Und er hat sie sogar schon inspiriert. „Wir wollten uns Fasching schon als Hausmeiste­r Krause verkleiden, aber dann kam leider Corona.“Ihre Dackelklub­sektion in Altötting/mühldorf nimmt sich nicht zu ernst: Dackelpara­de, Dackelrenn­en oder eben – „man muss auch mal Spaß haben“.

Der Dackel ist aber auch ein echter Gebrauchsh­und: Jäger schätzen ihn seit Jahrhunder­ten für seine Leidenscha­ft. Kein Fuchsbau ist vor ihm sicher und auch beim Stöbern zeigt er, vorsichtig formuliert, Ehrgeiz. Trotzdem ist der Dackel auch bei älteren Leuten und Familien beliebt. Wie passt das zusammen? „Man muss sehr konsequent und bestimmt mit ihm sein und ihn gut beschäftig­en“, sagt Kolbeck. „Aber dann ist der Dackel für alle Menschen geeignet.“Ob Familien mit Kindern, fitte Senioren oder Alleinsteh­ende. Mit einer kleinen Einschränk­ung: Nicht jeder Hund der Rasse ist für jeden geeignet.

Seriöse Züchter vermitteln nach Charakter „Wer einen Dackel haben möchte, der sollte sich mit einem seriösen Züchter in Verbindung setzen“, rät Kolbeck. Die meisten Welpen einer bewusst jagdlich gezüchtete­n Linie sind zum Beispiel vermutlich nichts für eine Familie in der Stadt. Tiere, die nicht viel Trieb zeigen, dagegen nichts für einen Jäger. Der Züchter hilft dabei, die richtigen Tiere den richtigen Besitzern zu vermitteln. Die Optik (Langhaar, Kurzhaar, Rauhaar) ist dabei zweitrangi­g, es geht um den Charakter. Egal was für einen Job die Dackel haben, klar ist: Sie sollten nicht springen und keine Treppen gehen, vor allem nicht bergab. „Damit der Dackel gesund bleibt, muss er schlank bleiben und eine gute Rückenmusk­ulatur entwickeln“, sagt Kolbeck. Dafür ist regelmäßig­es

Spaziereng­ehen wichtig Schwimmen, das hilft auch.

Kolbeck betont, dass die Züchter im Deutschen Teckelklub sehr viel dafür tun, dass ihre Hunde gesund sind. Die Elterntier­e werden auf viele verschiede­nen Krankheite­n untersucht. Es gibt genaue Vorgaben, welche Farben und Maße erlaubt sind. Die Hunde bleiben aber lang und kurzbeinig, und so sollen sie laut Rassestand­ard auch sein. Sonja Krämer von der Tierärztli­chen Vereinigun­g für Tierschutz (TVT) weist daraufhin, dass die Dackel deshalb ein erhöhtes Risiko hafasching

und ben, eine Rückenerkr­ankung zu erleiden: „Sie zeigen eine starke Dispositio­n zu frühzeitig­en Fehlbildun­gen im Bereich der Zwischenwi­rbelscheib­en, was selbst bei normaler Belastung zu einem Bandscheib­envorfall führen kann.“

Am Beispiel des „Tigerdacke­ls“mit dem gescheckte­n, pastellart­igen Fell lässt sich auch erklären, warum die Fellfarbe nicht unbedeuten­d ist: Die Zucht mit den sogenannte­n Merle-genen, die für die gescheckte Farbe verantwort­lich sind, kann gefährlich sein. Werden zwei Hunde mit Merle-genen verpaart, sind die Hunde oft krank, manchmal sogar schwer behindert. Deshalb muss vor einer Verpaarung klar sein, welche Gene ein Hund trägt. Trägt ein Hund das Merle-gen nur einfach, sind die Hunde in der Regel gesund.

Ob bunt, langhaarig, klein oder groß: Fest steht, der Dackel ist ein anspruchsv­oller Hund, für den Besitzer Zeit und das richtige Umfeld brauchen, damit er gesund bleibt. Und im Kopf ausgelaste­t muss er auch sein. Denn sonst macht er das, was Jäger so an ihm schätzen: sich ehrgeizig eine Beschäftig­ung suchen. Marie von der Tann, dpa

Wenn der Dackel nichts zu tun hat, sucht er sich was

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Foto: Britta Pedersen, dpa Langer Rücken und kurze Beine – so muss ein Dackel aussehen.

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