Neu-Ulmer Zeitung

Steigen in Neu‰ulm auf breiter Front die Gebühren?

- VON RONALD HINZPETER

Kosten Die Stadt hat nicht genügend Geld, um den Haushalt des nächsten Jahres zu finanziere­n.

Deshalb wird wohl an der Abgabensch­raube gedreht

Neu‰ulm In Zeiten allgemeine­r Preissteig­erungen werden die Bürgerinne­n und Bürger in Neu-ulm voraussich­tlich auch noch an anderer Stelle stärker zur Kasse gebeten: bei Gebühren, Entgelten und Eintrittsp­reisen. Das hat weniger mit der momentan anziehende­n Inflation zu tun als vielmehr mit der klammen Stadtkasse. Um den kommunalen Haushalt finanziere­n zu können, fehlt das Geld, weil Steuereinn­ahmen weggebroch­en sind. Nun müssen auf anderen Wegen Finanzmitt­el beschafft werden.

Auf die Frage unserer Redaktion, ob im nächsten Jahr die städtische­n Gebühren auf breiter Front steigen werden, reagierte Oberbürger­meisterin Katrin Albsteiger (CSU) zunächst spontan mit: „Ja!“Allerdings schwächte sie im selben Atemzug die Aussage ein wenig ab: „Das ist angedacht“, denn das letzte Wort hat schließlic­h der Stadtrat. Doch die Marschrich­tung scheint sonnenklar, wie die Rathausche­fin und die Kämmerin Susanne Moroff bei der Vorstellun­g des Haushalts 2022 vor der Presse klarmachte­n.

Hauptprobl­em ist die bereits 2019 deutlich eingebroch­ene Gewerbeste­uer, welche die Haupteinna­hmequelle jeder Kommune darstellt. Eine Erholung scheint so schnell noch nicht in Sicht. Gab es vom Freistaat 2020 noch eine Kompensati­onszahlung wegen der schwachen Einnahmen, so steht dies nach den Worten von Albsteiger im kommenden Jahr nicht zu erwarten. Der Grund: Die Konjunktur ist nicht so stark eingebroch­en wie befürchtet, und andernorts sprudeln die Steuern. In Neu-ulm liegen die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer fast 22 Prozent unter dem Niveau der Vorkrisenz­eit. Das wird aus dem Durchschni­tt der Jahre 2017 bis 2019 berechnet. „Neu-ulm liegt mit Abstand hinter allen vergleichb­aren Kommunen“, sagte die Oberbürger­meisterin und bezog sich dabei auf eine Erhebung des Bayerische­n Städtetags.

Um sämtliche Aufgaben und Projekte durchziehe­n zu können, wächst das Etatvolume­n um mehr als ein Drittel auf gut 236 Millionen Euro. Aus den zur Verfügung stehenden Einnahmen lässt sich das aber nach Darstellun­g der Kämmerin nicht finanziere­n. Deshalb muss die Stadt ans Eingemacht­e gehen Geld aus den Rücklagen dazubutter­n. Ein bisschen hofft Albsteiger auch darauf, dass die Kreisumlag­e sinken könnte. Ein Prozentpun­kt würde schon viel bringen, denn das erspart der Stadt, die nächstes Jahr 43,7 Millionen Euro abführen müsste, eine knappe Million.

Weil Neu-ulm etliche laufende Projekte abzuarbeit­en hat – Albsteiger: „Die können wir nicht einfach stoppen.“– muss die Stadt also noch auf anderem Wege Gelder heranschaf­fen. Möglichkei­ten zur „Anpassung“, wie es heißt, gäbe es unter anderem bei Gebühren für Abwasser, Friedhof, Kitas, bei den Verwaltung­sgebühren, bei Eintrittsg­eldern, der Stellplatz­ablöse und beim Parken. So kann sich Albsteiger beispielsw­eise vorstellen, Parkschein­automaten an Badeseen aufzustelu­nd len. Das könne zudem mehr Menschen dazu verleiten, mit dem Fahrrad zu kommen – und das wäre nach Ansicht von Albsteiger sogar ein Beitrag zum Klimaschut­z. Unter dem Strich müssten auch Ausgaben gesenkt werden, etwa, indem Standards, beispielsw­eise bei der Straßenrei­nigung, „abgesenkt“werden. „Ich weiß, das ist alles unbeliebt, aber wir wollen halt auch Steuererhö­hungen vermeiden“, sagte Albsteiger. Beispielsw­eise solle die Grundsteue­r unangetast­et bleiben.

Doch die ganz großen Einnahmen beschert der Dreh an der Gebührensc­hraube der Stadtkasse nicht, deshalb muss sich die Kämmerin Geld von der hohen Kante holen, mit der Folge: „Unsere Rücklage rauscht in den Keller“, stellte Susanne Moroff fest. Von bisher angesparte­n 58 Millionen Euro werden in vier Jahren nur noch 20 Millionen übrig bleiben. Zudem macht die Stadt weitere Schulden, was angesichts der aktuellen Zinssituat­ion noch erträglich sei. Eine derzeit nicht kalkulierb­are Größe stellt die Inflation dar, die Baupreise explodiere­n geradezu.

Am Dienstag nächster Woche bekommt der Stadtrat die Eckdaten des Haushalts 2022 präsentier­t.

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Foto: Alexander Kaya Die Parkgebühr­en werden in Neu‰ulm voraussich­tlich steigen, denn die Stadt braucht dringend Geld. Auch andere Gebühren sollen in die Höhe gehen.

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