Neu-Ulmer Zeitung

400 Soldaten proben in Dornstadt den Ernstfall

- VON THOMAS HECKMANN

Test Armeeangeh­örige üben, ein mobiles Krankenhau­s zu transporti­eren, aufzubauen und zu betreiben. Wie das geht

Dornstadt Eine Woche lang üben und zeigen 400 Soldaten des Dornstadte­r Sanitätsre­giment 3, wie sie ein komplettes Krankenhau­s transporti­eren, aufbauen und betreiben können. Um in den nächsten drei Jahren die Anforderun­gen der NATO erfüllen zu können, müssen die Dornstadte­r Soldaten den Prüfern zeigen, dass sie alle Vorschrift­en einhalten und mit dem Material umgehen können.

Dazu mussten die Soldaten beweisen, dass ihr Material auf Lastwagen verladbar ist. Anschließe­nd wurde der Marsch mit einer nächtliche­n Fahrt durch Bayerisch-schwaben geübt und danach das Rettungsze­ntrum komplett aufgebaut. Außerdem wurde eine hochmobile notfallchi­rurgische Behandlung­seinheit aufgebaut. Binnen 75 Minuten sind die Zelte errichtet und ausgestatt­et, in denen 16 Soldaten wiederum verwundete Soldaten chirurgisc­h versorgen können. Ein kompletter Operations­saal steht den zwei Chirurgen, den Anästhesis­ten und allem nötigen Unterstütz­ungsperson­al zur Verfügung. Diese kleine Zeltstadt ist ausgelegt für die Behandlung von zehn Schwerstve­rletzten innerhalb von 24 Stunden.

Nach dieser ersten Versorgung vor Ort werden die Soldaten weiterverl­egt in ein Rettungsze­ntrum, das im Nato-jargon „Role 2 Enhanced“

genannt wird. In einem Labyrinth aus Containern und Zelten stehen alle Leistungen eines normalen Kreiskrank­enhauses zur Verfügung, von der Notaufnahm­e über Operations­säle bis hin zu einer Bettenstat­ion. Selbst ein digitales Röntgenger­ät und ein Computerto­mograf gehören dazu. Die Soldaten bringen ihre eigenen Mobilkräne und Gabelstapl­er mit, um innerhalb von 72 Stunden betriebsbe­reit zu sein. Stromaggre­gate und Heizgebläs­e versorgen alle Räume und selbst Rauchmelde­r baumeln an der Zeltdecke.

Die 400 Soldaten gehören dem Sanitätsre­giment 3 „Alb-donau“in Dornstadt und dem Bundeswehr­krankenhau­s Ulm an und werden von Reserviste­n unterstütz­t. Zu ihrem Auftrag gehört es, dieses Krankenhau­s an jeden Ort im Natogebiet transporti­eren zu können und ohne jegliche andere Infrastruk­tur das Krankenhau­s aufbauen zu können. Dazu sind dann Soldaten nicht nur als Intensivpf­leger ausgebilde­t, sondern gleichzeit­ig als Kranführer. Sobald sie mit schwerem Gerät das Krankenhau­s aufgebaut haben, geht es auf die Intensivst­ation.

An die Nato-evaluierun­g schließt sich die Übung „Donau-samariter“an, in der 72 Stunden lang der komplette Klinikbetr­ieb geübt wird. Es gibt Soldaten, die Verletzte spielen müssen, und von der Operation bis zum Aufenthalt auf der Bettenstat­ion

alle Stationen eines normalen Krankenhau­s-aufenthalt­es durchleben müssen. Ziel des Übungsmara­thons ist die Einsatzber­eitschaft ab dem nächsten Jahr, denn von 2022 bis 2024 werden insgesamt fast 30.000 Soldaten als „NATO Responce Force“bereitsteh­en, darunter auch 2000 Sanitätsso­ldaten aus ganz Deutschlan­d.

Auslandsei­nsätze gehören dabei schon längst zum Alltag der Dornstadte­r Soldaten, die derzeit auch in Mali, im Irak und im Baltikum ihren Dienst verrichten.

Die aktuelle Übung war schon für das Jahr 2020 angedacht gewesen, wegen der internatio­nalen Pandemiehi­lfe musste sie jedoch verschoben werden. Das Sanitätsre­giment 3 hat sich nicht nur bei Impfungen engagiert, sondern auch Kontakte nachverfol­gt und Corona-testungen durchgefüh­rt. In Portugal wurde wochenlang eine Intensivst­ation betrieben, um Covid-erkrankte zu versorgen und nach Indien wurden Sauerstoff-aufbereitu­ngsanlagen geliefert und vor Ort in Betrieb genommen.

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Foto: Thomas Heckmann Einblick in den mobilen Op‰raum: Soldaten des Dornstadte­r Sanitätsre­giments üben, wie sie ein mobiles Krankenhau­s errichten und betreiben.

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