Neu-Ulmer Zeitung

Die besten 3D‰druck‰ideen

- VON QUIRIN HÖNIG

Wettbewerb Bei der Deutschen 3D-druck-challenge in Neu-ulm wurde das beste

Projekt gesucht – und gefunden. Worauf es dabei ankam und was die Jury schließlic­h überzeugte

Neu‰ulm Eine Fußprothes­e, Reliefkart­en von Bergen, eine Raupe zum Paketöffne­n und mehr: Sieben Projekte sind in der letzten Runde der Deutschen 3D-druck-challenge gestanden. In der Hochschule Neuulm (HNU) präsentier­ten die Finalistin­nen und Finalisten am Donnerstag­abend ihre Geschäftsi­deen der Jury.

Rund 50 Einsendung­en aus Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz gab es dieses Jahr bei der 3D-druck-challenge. Der Wettbewerb der Innosüd, das ist der Hochschulv­erbund, zu dem die Hochschule­n Neu-ulm und Biberach, die Technische Hochschule Ulm und die Universitä­t Ulm gehören, fand 2021 zum zweiten Mal statt. Während im vergangene­n Jahr das Finale der damals noch „Süddeutsch­en 3D-druck-challenge“coronabedi­ngt in das Internet verlegt werden musste, konnten dieses Mal die besten Teilnehmer­innen und Teilnehmer ihre Projekte in Präsenz vorstellen. Nur die Teilnehmer Axel Meier und Norbert Hülshorst hatten anstatt ihrer Präsentati­on ein kurzes Video gemacht, da sie wegen des Sturms Ignaz nicht anreisen konnten.

In der ersten Runde mussten die Teilnehmer ein Plakat erstellen, auf dem sie ihr Projekt vorstellen. Sie sollten dabei unter anderem angeben, welche 3D-druckverfa­hren für die Herstellun­g verwendet wurden, wo das Produkt eingesetzt werden kann und was die Alleinstel­lungsmerkm­ale sind. Wer damit überzeugte, durfte in der zweiten Runde einen einfachen Businesspl­an zu der Idee entwickeln. Aus allen Einsendung­en der zweiten Runde wurden die sieben Geschäftsi­deen gewählt, welche die Finalistin­nen und Finalisten in Neu-ulm vorstellte­n.

Sie hatten sechs Minuten Zeit, ihre Projekte in einer Art Verkaufspr­äsentation, in der Fachsprach­e Pitch genannt, der Jury vorzustelA­nschließen­d konnten die Mitglieder der Jury sechs Minuten lang Fragen zu der Geschäftsi­dee stellen. Die acht Männer und eine Frau aus dem Fachbereic­h 3D-druck vergaben an drei der Projekte jeweils einen Punkt, zwei Punkte oder drei Punkte und entschiede­n so, wer die 3D-gedruckten Löwenköpfe in Gold, Silber und Bronze sowie die Event- und Sachpreise bekam. „Es geht dabei nicht nur um die 3D-gedruckten Ideen, sondern auch um den Businesspl­an dahinter“, sagte Fabian Frommer, Wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r der HNU, der die Veranstalt­ung moderierte.

Szilard Dombi und Tamara Hegedüs aus Ulm präsentier­ten die schwebende Mondlampe „Moonster“. Der Österreich­er Mathias Berchtold zeigte mit seinen Topografie­karten und Bergtrophä­en individuel­le Dekostücke. Mit der Paketraupe „Xdolino“von Klaus Schütz aus Dornstadt können Pakete schnell und verletzung­sfrei geöffnet werden. „Organize Everything“von Lars Mokros und Bill Schmitt aus Bielefeld bringt mit individuel­l gestaltbar­en Einsätzen für Koffer und Schubladen Ordnung ins alltäglich­e Chaos. Axel Meier und Norbert Hülshorst aus Petershage­n silen. cherten sich in Abwesenhei­t mit ihren Luftabstre­ifer für Bandgalvan­ikanlagen, der auf verschiede­ne Industrie-anlagen abgestimmt werden kann, den dritten Platz.

Die ersten beiden Plätze gingen an Medizin-produkte. Jennifer Schubert, Julia Witzmann und Tizian Scharl aus Bayreuth sicherten sich den silbernen Löwenkopf mit ihrer Kinderfußp­rothese „Tigertoe“. Diese kann an jedes einzelne Kind angepasst werden, ermöglicht alle wichtigen Bewegungen und ist in der Herstellun­g günstiger als die meisten Prothesen auf dem Markt.

Mit einem Modell des weiblichen

Beckens, das in 24 Einzelteil­e zerlegt werden kann, wollen Inga Beyers aus Hannover und Matthias Kiesel aus Würzburg eine bessere Ausbildung von Gynäkologi­nnen und Gynäkologe­n möglich machen. Das Modell „Pelvisio“wurde auf die wichtigste­n medizinisc­hen Aspekte reduziert, die gebraucht werden, um jemanden eine gynäkologi­sche Untersuchu­ng beizubring­en. Es sei so einfach wie möglich und so komplex wie nötig, hieß es in der Präsentati­on des Teams. Die Modelle, welche bisher im Medizinstu­dium verwendet werden, seien meist reine Anschauung­sobjekte, sagt Kiesel, der Assistenza­rzt an der Frauenklin­ik des Universitä­tsklinikum­s Würzburg ist. Mit „Pelviso“würde dieser Bereich des Studiums um einen praktische­n Aspekt ergänzt werden.

Mit Herstellun­gskosten von etwa 285 Euro und einem geplanten Verkaufspr­eis von etwa 1000 Euro ist das Modell günstiger als viele, die bereits auf dem Markt sind. Diese können bis zu 3500 Euro kosten. Für die Jury war diese Idee eindeutig den ersten Platz wert, ein Großteil der Jury-mitglieder gab dem Team drei Punkte dafür. Adam Kalisz aus Erlangen, der auch zum Team gehört und das 3D-modell erstellt, konnte nicht an der Preisverle­ihung teilnehmen.

In Zukunft wollen die drei auch weiter an dem Projekt arbeiten. „Wir haben eine Ideenliste“, ergänzt Beyers. Eine Weiterentw­icklung des „Pelvisio“wäre ein Modell, an dem Medizinstu­dentinnen und -studenten Operatione­n üben können. So ein Modell ist bisher nicht auf dem Markt vorhanden. Das Modell wird bereits in Lehrverans­taltungen am Unikliniku­m in Würzburg verwendet.

Die Preisverle­ihung wurde live auf dem Youtube-kanal des Jurymitgli­eds und Preisstift­ers Andreas Weiss übertragen. Etwa 2500 Leute sahen sich die Präsentati­onen und die Verleihung von zu Hause aus an.

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Fotos: Quirin Hönig Diese Trophäen stammen folgericht­ig auch aus dem 3D‰drucker – sie wurden an die Teams mit den besten Projekten bei der 3D‰druck‰challenge 2021 vergeben.
 ?? ?? Den zweiten Platz holten (von links) Julia Witzmann, Tizian Scharl und Jennifer Schu‰ bert mit der Fußprothes­e „Tiger Toe“.
Den zweiten Platz holten (von links) Julia Witzmann, Tizian Scharl und Jennifer Schu‰ bert mit der Fußprothes­e „Tiger Toe“.
 ?? ?? Inga Beyes und Matthias Kiesel holten mit ihrem Beckenmode­l Platz eins.
Inga Beyes und Matthias Kiesel holten mit ihrem Beckenmode­l Platz eins.

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