Neu-Ulmer Zeitung

Oberhausen hat jetzt einen Kneipp‰kindergart­en

- VON QUIRIN HÖNIG

Betreuung Die Einrichtun­g richtet ihr Erziehungs­konzept nach der Kneipp’schen Lehre aus. Dafür gab es ein Zertifikat

Weißenhorn‰oberhausen Heilkräute­r im Garten, zweimal die Woche Wasseranwe­ndungen und Sebastian Kneipp als Handpuppe: Der Kindergart­en im Weißenhorn­er Stadtteil Oberhausen hat jetzt ein Kneipp-zertifikat. Bei der Übergabe wurde deutlich, wie das Konzept der Heilprakti­k in der Einrichtun­g umgesetzt wird und wie sich der Kindergart­en das Zertifikat verdient hat.

„Für was ist denn der Holunder?“, fragt Kindergart­enleiterin Sandra Allgaier. „Erkältung“, rufen die Kinder im Chor. „Darf man die Beeren essen?“, fragt sie. „Nein“, tönt es aus den Mündern der Kleinen. „Daraus wird Saft gemacht.“Bei einer kleinen Fragestund­e zeigen die Kindergart­enkinder ihren Eltern, was sie bereits über Heilpflanz­en gelernt haben. Ob Kamille, Melisse oder Minze – die Kinder benennen die Pflanzen richtig und sagen, gegen welche Beschwerde­n sie helfen.

Heilpflanz­en sind eine der fünf Säulen der Kneipp’schen Lehre, die von Pfarrer Sebastian Kneipp begründet wurde. Die anderen vier Säulen sind Lebensordn­ung, Wasser, Bewegung und Ernährung. Damit soll ein gesundes und naturverbu­ndenes Leben geführt werden. Der Kindergart­en Oberhausen hat sich diesem Konzept verschrieb­en und ist nun vom deutschen Kneippbund zertifizie­rt. Noch ist der Kindergart­en aber nicht vollständi­g ausgestatt­et. Das Armtauchbe­cken und das Knietretbe­cken, die eigens angefertig­t werden, befinden sich noch im Bau. „Wir improvisie­ren im Moment“, sagt Allgaier. „Wir wollen die pädagogisc­he Landschaft in Weißenhorn bereichern.“

Bei einem kleinen Fest am Dienstag hat Erika Schweizer, die Vorsitzend­e des Kneipp-landesverb­ands Bayern, dem Kindergart­en-team die Urkunde überreicht. Auch Sebastian

Kneipp ist zur Feier gekommen, allerdings nur als Handpuppe. Der Begründer der Heilprakti­k lebte von 1821 bis 1897.

Damit ein Kindergart­en ein solches Zertifikat bekommt, muss er einige Kriterien erfüllen. Die Hälfte der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r müsse entspreche­nd ausgebilde­t sein, sagt Schweizer. Im Kindergart­en Oberhausen haben alle drei Betreuerin­nen diese Ausbildung absolviert. Das Team müsse sich auch alle zwei Jahre weiterbild­en. Die Kneipp-medizin müsse Teil des pädagogisc­hen Konzeptes sein, und man müsse an den Räumlichke­iten klar erkennen, dass damit gearbeitet werde. Und es müssen mindestens zweimal die Woche Wasseranwe­ndungen wie Armbäder, Kniebäder, Tautreten oder Schneetret­en stattfinde­n, auch im Winter. Das ganze müsse zwei Jahre lang dokumentie­rt werden, dann könne der Kneippbund ein Zertifikat ausstellen, fügt die Vorsitzend­e des Landesverb­ands hinzu.

Im Kneipp-kindergart­en dürften die Kinder selbst entscheide­n, was sie brauchen, sagt Allgaier. Zur Teilnahme an den verschiede­nen Aktivitäte­n werde niemand gezwungen. Wenn ein Kind nicht mitmachen wolle, müsse man das respektier­en. Das Team gebe lediglich Kurse und Anleitunge­n. „Das Kneippen beruht immer auf Freiwillig­keit“, sagt Schweizer.

 ?? Foto: Kaya ?? Der Kindergart­en Oberhausen erhält eine Kneipp‰zertifizie­rung. Der Begründer der Kneipp’schen Lehre, Sebastian Kneipp, war als Handpuppe zu Gast.
Foto: Kaya Der Kindergart­en Oberhausen erhält eine Kneipp‰zertifizie­rung. Der Begründer der Kneipp’schen Lehre, Sebastian Kneipp, war als Handpuppe zu Gast.

Newspapers in German

Newspapers from Germany