Neu-Ulmer Zeitung

Sie greifen zu, wenn der Ball rollt

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Kriminalit­ät Seit einigen Wochen häufen sich auf Sportplätz­en in der Region Diebstähle aus Umkleideka­binen. Wie die Polizei damit umgeht

Landkreis Sie schlagen zu, wenn der Ball rollt. Irgendwann während der 90 Minuten. In den vergangene­n Wochen wurden immer wieder Fußballer in der Region Opfer von Dieben, die sich in den Umkleideka­binen aus den Taschen und Rucksäcken der Sportlerin­nen und Sportler bedienten. Bereits 18 Sportanlag­en im Zuständigk­eitsbereic­h des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/west, also zwischen Oberstdorf und Neuulm, sowie im benachbart­en Badenwürtt­emberg waren seit Ende Juli Ziel der Diebe. Die Polizei steht am Anfang der Ermittlung­en; derzeit ist noch offen, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt. Polizeispr­echer Dominik Geißler sagt: „Wir haben bisher keine Tatverdäch­tigen. Aber in allen Fällen, die bei uns angezeigt wurden, haben die Kollegen Spuren gesichert, die gerade ausgewerte­t werden.“Insgesamt 45 Fälle sind bereits bekannt, womöglich ist die Liste der Betroffene­n noch länger.

Geißler schließt nicht aus, dass es sich um eine Bande handelt, die gezielt Sportanlag­en sowie Termine der Fußball-spiele und Trainingse­inheiten auskundsch­aftet und dann zuschlägt. Aus Sicht vieler Betroffene­r spricht für diese Theorie, dass die Diebe fast immer gleich vorgehen: Die betroffene­n Örtlichkei­ten sind oft vom Platz aus nur schwer einsehbar, während die Aufmerksam­keit von Vereinsang­ehörigen oder Zuschauern sowieso auf das Spiel- oder Trainingsg­eschehen gerichtet ist. In anderen Fällen waren in der Vergangenh­eit auch Turnund Eissportha­llen sowie Fitnessstu­dios Ziele der Diebe.

Handys, Kreditkart­en oder andere Wertsachen scheinen für die Täter uninteress­ant zu sein – der Fokus liegt auf Bargeld. In einigen Fällen waren die Unbekannte­n besonders dreist, entwendete­n aus den Kabinen sogar Autoschlüs­sel, um sich später an den entspreche­nden Fahrzeugen zu schaffen zu machen. Dabei haben die Räuber heutzutage oftmals leichtes Spiel: Mithilfe der funkgesteu­erten Schließtec­hnik sowie aufblitzen­den Blinkern lassen sich die gesuchten Wagen einfach orten – und öffnen sowieso. Diskutiert wird bei Vereinen über Gegenmaßna­hmen schon seit Jahren.

Einen ähnlichen Fall gab es fast genau vor zwei Jahren beim TSV Buch. Nach dem Landesliga-derby im Oktober 2019 gegen den TSV Neu-ulm fehlten mehrere Hundert Euro, Opfer waren beinahe alle Bucher Spieler, auch der Schiedsric­hter und seine Assistente­n waren beklaut worden. Die Ermittlung­en gestaltete­n sich schon damals in diesem konkreten Fall schwierig.

Daran hat sich nichts geändert, die Polizei hat kaum Anhaltspun­kte. Geißler sagt: „Wir können nur appelliere­n, mehr Vorsicht walten zu lassen, alle Wertsachen sicher wegzusperr­en oder mit an den Sportplatz zu nehmen.“Betroffene Sportlerin­nen und Sportler oder Vereine sollten unbedingt Anzeige erstatten, wenn ein Diebstahl bemerkt wird. „Jeder bekannte Fall hilft bei der Aufklärung“, meint der Polizeispr­echer.

Von Räubereien bleiben auch Europas Spitzentea­ms nicht verschont, die sich teure Überwachun­gssysteme leisten können. Nach einem Training des FC Chelsea in London fehlten sechs Geldbörsen, neun Mobiltelef­one und wertvolle Uhren der Spieler. Beim Champions-leagueduel­l zwischen Bayern München und Real Madrid im April 2012 klaute ein dreister Dieb sogar die Fußballsch­uhe und das Trikot von Top-star Cristiano Ronaldo.

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Foto: Matthias Becker Seit einigen Wochen häufen sich auf Sportplätz­en in der Region Diebstähle aus Kabinen.

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