Sie greifen zu, wenn der Ball rollt
Kriminalität Seit einigen Wochen häufen sich auf Sportplätzen in der Region Diebstähle aus Umkleidekabinen. Wie die Polizei damit umgeht
Landkreis Sie schlagen zu, wenn der Ball rollt. Irgendwann während der 90 Minuten. In den vergangenen Wochen wurden immer wieder Fußballer in der Region Opfer von Dieben, die sich in den Umkleidekabinen aus den Taschen und Rucksäcken der Sportlerinnen und Sportler bedienten. Bereits 18 Sportanlagen im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/west, also zwischen Oberstdorf und Neuulm, sowie im benachbarten Badenwürttemberg waren seit Ende Juli Ziel der Diebe. Die Polizei steht am Anfang der Ermittlungen; derzeit ist noch offen, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelt. Polizeisprecher Dominik Geißler sagt: „Wir haben bisher keine Tatverdächtigen. Aber in allen Fällen, die bei uns angezeigt wurden, haben die Kollegen Spuren gesichert, die gerade ausgewertet werden.“Insgesamt 45 Fälle sind bereits bekannt, womöglich ist die Liste der Betroffenen noch länger.
Geißler schließt nicht aus, dass es sich um eine Bande handelt, die gezielt Sportanlagen sowie Termine der Fußball-spiele und Trainingseinheiten auskundschaftet und dann zuschlägt. Aus Sicht vieler Betroffener spricht für diese Theorie, dass die Diebe fast immer gleich vorgehen: Die betroffenen Örtlichkeiten sind oft vom Platz aus nur schwer einsehbar, während die Aufmerksamkeit von Vereinsangehörigen oder Zuschauern sowieso auf das Spiel- oder Trainingsgeschehen gerichtet ist. In anderen Fällen waren in der Vergangenheit auch Turnund Eissporthallen sowie Fitnessstudios Ziele der Diebe.
Handys, Kreditkarten oder andere Wertsachen scheinen für die Täter uninteressant zu sein – der Fokus liegt auf Bargeld. In einigen Fällen waren die Unbekannten besonders dreist, entwendeten aus den Kabinen sogar Autoschlüssel, um sich später an den entsprechenden Fahrzeugen zu schaffen zu machen. Dabei haben die Räuber heutzutage oftmals leichtes Spiel: Mithilfe der funkgesteuerten Schließtechnik sowie aufblitzenden Blinkern lassen sich die gesuchten Wagen einfach orten – und öffnen sowieso. Diskutiert wird bei Vereinen über Gegenmaßnahmen schon seit Jahren.
Einen ähnlichen Fall gab es fast genau vor zwei Jahren beim TSV Buch. Nach dem Landesliga-derby im Oktober 2019 gegen den TSV Neu-ulm fehlten mehrere Hundert Euro, Opfer waren beinahe alle Bucher Spieler, auch der Schiedsrichter und seine Assistenten waren beklaut worden. Die Ermittlungen gestalteten sich schon damals in diesem konkreten Fall schwierig.
Daran hat sich nichts geändert, die Polizei hat kaum Anhaltspunkte. Geißler sagt: „Wir können nur appellieren, mehr Vorsicht walten zu lassen, alle Wertsachen sicher wegzusperren oder mit an den Sportplatz zu nehmen.“Betroffene Sportlerinnen und Sportler oder Vereine sollten unbedingt Anzeige erstatten, wenn ein Diebstahl bemerkt wird. „Jeder bekannte Fall hilft bei der Aufklärung“, meint der Polizeisprecher.
Von Räubereien bleiben auch Europas Spitzenteams nicht verschont, die sich teure Überwachungssysteme leisten können. Nach einem Training des FC Chelsea in London fehlten sechs Geldbörsen, neun Mobiltelefone und wertvolle Uhren der Spieler. Beim Champions-leagueduell zwischen Bayern München und Real Madrid im April 2012 klaute ein dreister Dieb sogar die Fußballschuhe und das Trikot von Top-star Cristiano Ronaldo.