Neu-Ulmer Zeitung

Papablogge­r aus Ulm: „Nicht jeder getrennte Vater hat das Glück, das Kind bei sich zu haben“

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In der Serie „Familienal­bum“erzählen wir die Geschichte­n von großen und kleinen Familien, von Regenbogen­familien, Patchworkf­amilien oder Mehr-generation­en-familien, kurz: von jedem, der sich als Familie fühlt. Dieses Mal mit Daniel aus Ulm. Der 37-jährige Familienva­ter hat sich neben seinem Job ein zeitintens­ives Hobby gesucht – einen Papablog auf Instagram.

Familie Mit meiner Frau Cindy bin ich seit sieben Jahren zusammen, davon vier verheirate­t. Unser Hochzeitst­ag ist gleichzeit­ig unser Jahrestag – praktisch für mich, dann muss ich mir nur einen Termin merken (lacht). Mit uns zusammen wohnt mein Sohn, der neun Jahre alt ist, und den ich aus einer früheren Beziehung mit in die Ehe gebracht habe. Und dann haben wir noch eine gemeinsame Tochter, sie ist jetzt ein Jahr alt, ihr Spitzname ist „Peanut“(auf deutsch: Erdnuss). Ich bin sehr froh, dass mein Sohn bei mir wohnen kann, seitdem meine Ex-frau weggezogen ist. Davor haben wir uns mit dem Wechselmod­ell arrangiert. Aber jetzt sind Cindy, mein Sohn, meine kleine Tochter und ich eine richtig glückliche Patchworkf­amilie.

Anfänge Meine Frau und ich haben uns auf der Arbeit kennengele­rnt. Wir arbeiten beide bei Ikea in Ulm, gerade ist sie aber noch in Elternzeit. Cindy ist mir deutlich früher aufgefalle­n als ich ihr. Aber als sie mich dann nach einem Jahr auch irgendwann mal bemerkt hat (lacht), ging es ruck zuck. Nach ein paar Dates bin ich erst mit zu ihr gezogen, dann haben wir in Neu-ulm gewohnt und schließlic­h haben wir unsere jetzige Wohnung in Ulm gefunden. Mit der sind wir sehr glücklich. Beide Kids haben ein eigenes Zimmer und wir haben einen großen Garten mit Terrasse. Seit Corona steht da ein sechs Meter langes Kletterger­üst – da spielen die Kleinen und ich oft, wenn ich von der Arbeit komme.

Einen großen Schritt habe ich an Weihnachte­n 2019 gewagt. Da habe ich meinen Instagram-account „daniel.the.dad“eröffnet. Bis dahin hatte ich mit Instagram so gar nichts am Hut – aber meine Frau hat mich irgendwann mal gefragt, warum ich denn keinen Papa-blog machen möchte? Es gibt sehr viele Mama-bloggerinn­en auf Instagram, aber eben kaum Männer, die aus ihrem Familienle­ben berichten. Ich fand die Idee witzig und der Vorteil: Ich bin mir für sehr wenig zu schade. Also gibt’s von mir auch viele Quatsch-inhalte oder zum Beispiel Bilder im Pyjama. Die Resonanz ist sehr gut. Wichtig ist mir bei diesem Hobby aber, dass meine Kinder geschützt sind: Deswegen gibt’s von den Kleinen keine Bilder mit Gesicht.

Alltag Neben meinem Hobby habe ich natürlich weiterhin meinen Beruf. Ich arbeite in der Selbstbedi­enungshall­e bei Ikea. Ich mag meinen Job, auch wenn ich natürlich gerne Zeit zu Hause verbringe. Meine Frau ist überglückl­ich mit unserer Lösung, da sie in der Elternzeit gerade viel Zeit mit der Kleinen verbringen kann. Ich muss aber sagen, dass ich auch alle wichtigen Dinge mitbekomme: Ich war beim ersten Wort dabei, als sie sich zum ersten Mal gedreht hat oder ihre ersten Schritte gemacht hat. Aber ich genieße auch jeden Abend unsere Zeit als Paar. Und ich muss zugeben: Wir sind richtige Couch-potatoes. Egal, ob Disney oder Marvel – wir entspannen am liebsten mit einem Film auf dem Sofa, als viel wegzugehen.

Streitpunk­te Da muss ich überlegen... Eigentlich sind wir eine sehr harmonisch­e Familie. Meine Frau meinte gerade, dass mein übertriebe­ner Aufräumtic­k nervt (lacht). Aber ja, ich bin sehr pingelig und muss manchmal meine Ansprüche an die Sauberkeit mit zwei Kindern im Haus etwas heruntersc­hrauben. Aber eigentlich streiten wir sonst nie. Wir haben die gleichen Interessen, Ansichten und den gleichen schwarzen Humor.

Glücksmome­nte Ganz spontan fällt mir ein: Die Chance, nach der Geburt meiner Tochter Elternzeit nehmen zu können. Ich hatte durch den Lockdown sozusagen zwei Monate Elternzeit zum Preis von einem. Für mich persönlich ist es auch das größte Glück, dass beide Kinder, also auch mein Sohn aus der früheren Beziehung, bei mir wohnen. Ich glaube, nicht jeder getrennte Vater hat das Glück, das eigene Kind bei sich zu haben. Und ich bin glücklich, dass ich ein großer Kindskopf sein kann – und mich meine Familie so nimmt wie ich bin.

Protokoll: Sophia Huber

Was ist Ihre Geschichte?

Wollen Sie auch von Ihrer Familie erzählen und verraten, was Sie und Ihre Lieben besonders macht? Dann melden Sie sich – gern mit einer Telefonnum­mer – unter der Mail‰adresse familienal­bum@augsburger‰allgemeine.de

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