Neu-Ulmer Zeitung

Rendite kontra Risiko

- VON SABINE MEUTER

Anlagestra­tegie Lohnt sich eine Pflegeimmo­bilie für Privatanle­ger?

Deutschlan­d wird immer älter: Bis zum Jahr 2035 wird die Zahl der Menschen im Rentenalte­r deutlich anwachsen. Die Altersgrup­pe 67plus steigt nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s in den kommenden Jahren um 22 Prozent – also von etwa 16 Millionen auf voraussich­tlich 20 Millionen. Das hat auch Folgen für den Immobilien­markt, denn der Bedarf an Pflegeheim­en wird vermutlich zunehmen. Bisher waren solche Projekte vor allem etwas für Großinvest­oren. Doch seit einiger Zeit werden Pflegeheim­e wie gewöhnlich­e Wohnhäuser aufgeteilt und einzelne Wohnungen dann an Privatanle­ger verkauft, erklärt die Stiftung Warentest. Aber lohnt sich das?

Auf den ersten Blick wirkt eine solche Investitio­n wie ein gutes Geschäft: Anbieter verspreche­n Anlegern eine perfekte Kombinatio­n aus Rendite und Sicherheit, erklären die Experten der Stiftung Warentest. Der Betreiber des Pflegeheim­s zahlt als Pächter Mieten und übernimmt alle Betriebsko­sten sowie einen Teil der Instandhal­tung. Der Pachtvertr­ag läuft meist langfristi­g, nämlich mit einer Dauer von etwa 20 Jahren.

Das kann sich auszahlen: Anleger und Anlegerinn­en erhalten Renditen, die sich nach Angaben der SDK Schutzgeme­inschaft der Kapitalanl­eger auf bis zu 4,5 Prozent pro Jahr belaufen können. Vorteil: Der Betreiber zahlt oft auch dann Miete, wenn die Pflegeimmo­bilie vorübergeh­end leer steht. Weiterer Vorteil: Der Verwaltung­saufwand zumeist ist in der Regel gering. Meist ist es der Betreiber, der die Wohnung neu vermietet und sich um Instandhal­tungsmaßna­hmen kümmert.

„Häufig kaufen Privatanle­ger eine solche Pflegeimmo­bilie, weil sie damit das Recht bekommen, in das Haus eines Tages ohne Warteliste einziehen zu können“, sagt Daniel Bauer, Vorstandsv­orsitzende­r der SDK. Und: Im Vergleich zu Wohn- und Gewerbeimm­obilien sind Pflegeimmo­bilien kaum von der allgemeine­n Wirtschaft­slage abhängig, eben weil Pflegeobje­kte künftig noch stärker als bislang nachgefrag­t sein werden.

Diese Risiken gibt es

Dennoch: „Pflegeimmo­bilien bringen oft vielfach höhere Risiken mit sich als etwa Eigentumsw­ohnungen“, erklärt Daniel Bauer. Das größte Risiko: die Insolvenz des Betreibers. Bis ein neuer Betreiber gefunden ist, kann es eine Weile dauern – und in der Zeit hat der Anleger Mietausfäl­le. Weitere Risiken: „Eine falsche Standortwa­hl, schlecht kalkuliert­e Instandhal­tungskoste­n und natürlich auch das Zinsänderu­ngsrisiko bezüglich der eigenen Finanzieru­ng“, zählt Andrea Heyer von der Verbrauche­rzentrale Sachsen auf. Zu niedrig angesetzte Instandhal­tungsausga­ben bergen die Gefahr, dass Eigentümer­innen

und Eigentümer nichts anderes übrig bleibt, als eines Tages kräftig nachzuzahl­en.

Nicht zu vergessen: Pflegeimmo­bilien altern schnell, warnt die Stiftung Warentest. Denn die Anforderun­gen an Ausstattun­gen und Konzeption unterliege­n gesetzlich­en Vorgaben, die sich ändern können. Außerdem werden die Gemeinscha­ftsräume oft stark beanspruch­t, müssen unter Umständen also modernisie­rt werden.

Was also vor dem Kauf einer Pflegeimmo­bilie beachten? „Entscheide­nd ist, wie bei allen Immobilien, die Lage“, so Bauer. Anlegerinn­en und Anleger sollten sich das Umfeld der jeweiligen Einrichtun­g genau ansehen. Dabei sei darauf zu achten, ob es etwa Apotheken in der Nähe und Aufenthalt­smöglichke­iten im Grünen gibt. Ein weiterer Faktor: Wie hoch ist überhaupt mit Blick auf die jeweilige Region der Bedarf an Pflegeplät­zen? Dafür erstellen Betreiber zumeist Analysen, die potenziell­e Anlegerinn­en und Anleger anfordern und auf Plausibili­tät prüfen sollten.

Ebenfalls wichtig: Wer ist der Betreiber? Ist er namhaft und etabliert? Ist dies der Fall, ist das Insolvenzr­isiko geringer, da sie über Erfahrunge­n verfügen und nicht selten finanzstar­k sind. Und: Wie groß ist die Einrichtun­g, lässt sie sich effektiv betreiben? Gibt es in dem Haus weniger als 100 Plätze, könnte sich das Ganze für den Betreiber unter dem Strich nicht rechnen.

 ?? Foto: Christin Klose, tmn ?? Pflegeheim­e werden nicht mehr nur von Großanlege­rn finanziert. Auch Kleinanleg­er können sich beteiligen. Den Vorteilen stehen jedoch auch Risiken gegenüber. Eine genaue Abwägung ist wichtig.
Foto: Christin Klose, tmn Pflegeheim­e werden nicht mehr nur von Großanlege­rn finanziert. Auch Kleinanleg­er können sich beteiligen. Den Vorteilen stehen jedoch auch Risiken gegenüber. Eine genaue Abwägung ist wichtig.

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