Vom Waffengegner zur tragischen Figur
Porträt
Der Us-schauspieler Alec Baldwin hat nicht nur in einer Vielzahl von Filmen
und Serien mitgespielt, sondern hat sich auch politisch eingemischt
Ausgerechnet Alec Baldwin, werden sich seine Freunde denken – geschieht ihm recht, seine Gegner – nach seinem tödlichen Schuss auf die Kamerafrau Halyna Hutchins bei den Dreharbeiten für einen Western. Der 63-jährige Us-schauspieler hat sich in einige politische Debatten eingemischt. Vor drei Jahren schloss er sich einer Initiative an, die den Einfluss der mächtigen Us-waffenlobby National Rifle Association zurückdrängen will.
In der politisch stark polarisierten Us-gesellschaft war Baldwin in den zurückliegenden Jahren auch immer klar zu verorten – auf der Seite, die gegen Donald Trump Stellung bezog. Dem Ex-us-präsidenten begegnete Baldwin mit den Mitteln des Schauspielers: Fünf Jahre lieferte er für die Us-show „Saturday Night Live“Trump-persiflagen. Er wurde dafür nicht nur mit einem Emmy ausgezeichnet, eine südamerikanische Zeitung verwechselte ihn sogar einmal mit dem Original und zeigte einmal Baldwin anstelle des Us-präsidenten im Bild.
In ruhigen Fahrwassern verlief Baldwins Schauspielkarriere auch vor dem tödlichen Schuss nicht. Auf der Leinwand glänzte Baldwin. Er hat mit Regie-größen wie Woody Allen („Alice“; „To Rome With Love“; „Blue Jasmin“) und Martin Scorsese („The Aviator“; „The Departed“) zusammengearbeitet und bekam für seine Rolle in der Us-sitcom „30 Rock“einen Emmy.
Sein Privatleben war jenseits dessen auch immer für
Schlagzeilen gut.
Erst, weil Alec Baldwin und Kim Basinger als Hollywood-traumpaar eine Attraktion waren. Dann noch stärker, als ihre Trennung in einen öffentlich ausgetragenen Rosenkrieg mündete. Es folgte Jahre später die nächste Krise, als eine wütende Sprachnachricht Baldwins an seine damals elfjährige Tochter Ireland öffentlich wurde (O-ton: Sie sei ein „unhöfliches, gedankenloses kleines Schwein“). Baldwin entschuldigte sich, gab später aber in einem Interview zu, in diesen Augenblicken Selbstmord-absichten gehegt zu haben.
Seit 2011 ist es nicht mehr so sehr das Familienleben, das neben der Schauspielerei für öffentlichen Wirbel sorgt. Baldwin lernte damals die Yogalehrerin Hillary Thomas kennen, beide haben sechs Kinder zusammen. Dafür hat Baldwin angefangen, sich politisch zu engagieren – als Unterstützer der beiden Uswahlkampagnen von Barack Obama und als ein Aktivist für Tierrechte für die Organisation Peta. Seit 2011 ernährt sich Baldwin vegan.
Nun sieht sich Baldwin mit der Tragödie bei den Dreharbeiten konfrontiert. Nach dem tödlichen Schuss hat Baldwin getwittert: „Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat.“Laut eigener Aussage steht Baldwin in Kontakt mit dem Ehemann der Verstorbenen, um ihm und seiner Familie seine Unterstützung anzubieten. Richard Mayr