Lessinggymnasium geht bei Lüftungen leer aus
Pandemie Fachplaner halten mobile Anlagen in der alten Neu-ulmer Schule für überflüssig, weil überall gut gelüftet werden könne. Nicht nur Direktor Martin Bader ist von der Äußerung enttäuscht
Neuulm Martin Bader sagt es rundheraus: „Wir sind enttäuscht.“Nicht nur der Schulleiter des Neuulmer Lessing-gymnasiums, sondern auch Schülerinnen und Schüler hatten gehofft, dass die Klassenzimmer mobile Lüftungsgeräte bekommen. Doch das lehnte jetzt der zuständige Kreisausschuss ab und beruft sich dabei auf das Gutachten eines Fachplaners. Der meint, es genüge, einfach nur zu lüften. Dagegen hatten die Sprecherinnen und Sprecher zuletzt Einwände erhoben.
Gewundert hat sich Schulleiter Bader, dass sich der Kreisausschuss so eindeutig gegen Lüftungsgeräte am Lessing aussprach. Lediglich der Spd-kreisrat Ulrich Schäufele und der Ju-vertreter Johann Deil, Lehrer am Neu-ulmer Gymnasium, machten sich für mobile Lüftungen stark. „Ich dachte, die Entscheidung würde anders fallen.“Diesen Eindruck hatte Bader Ende September bei einer Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport bekommen. Der entschied sich dafür, soweit möglich, die weiterführenden Schulen des Kreises flächendeckend mit fest installierten Rltlüftungsanlagen zu versehen. Lediglich das Lessing-gymnasium und die Weißenhorner Zweigstelle der Wilhelm-busch-schule sollten zunächst ausgenommen werden. Der Grund: Die angejahrte Schule in Neu-ulm wird neu gebaut und die Zweigstelle von der Fuggerstadt nach Illertissen verlegt.
Doch nachdem die Schülervertretung des Lessing an die Kreistagsfraktionen geschrieben und im Sinne der Gleichbehandlung um Lüftungsanlagen gebeten hatte, wurde das Büro Conplan beauftragt, sich die beiden Schulen noch einmal anzuschauen. Das Ergebnis fiel sehr eindeutig aus. Die Fachplaner kamen zu dem Schluss, dass beide Gebäude allein über geöffnete Fenster gut zu belüften seien. Nach „fachlicher und gutachterlicher Würdigung“seien „keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen“. Deshalb stellte sich die Kreisverwaltung auf den Standpunkt, dass es derzeit nicht nötig sei, die beiden Schulgebäude mit Lüftungsanlagen auszustatten.
Vielmehr solle abgewartet werden, welche innovativen neuen Belüftungsmöglichkeiten im Laufe des nächsten Jahres auf den Markt kommen. Was Deil zu der Feststellung brachte, dass die kalte Jahreszeit ja jetzt stattfinde und nicht erst im nächsten Frühjahr. Die Räume kühlten beim Lüften sehr schnell und sehr stark aus. Er empfehle den Eltern, Decken und wärmenden Tee mitzugeben. Ähnliches hatten die Schülersprecherinnen und -sprecher in ihrem Brief an die Fraktionen vorgebracht. „Während der Wintermonate erkrankten zahlreiche Mitschülerinnen und Mitschüler an Erkältungskrankheiten, weil die Temperatur in den Klassenzimmern andauernd sehr stark schwankte. Außerdem war die Lärmbelastung durch den Verkehrsund Umgebungslärm störend für den Unterricht“, schreiben sie wörtlich und argumentieren, mit mobilen Lüftungsgeräten ließen sich „die Dauer und Anzahl der Lüftungsvorgänge“deutlich reduzieren.
Allerdings hielt die deutliche Ausschussmehrheit nichts von den Mobilanlagen. Landrat Thorsten
Freudenberger (CSU) verwies auf eine Vielzahl von Studien, die er gelesen habe, die mehrheitlich den Nutzen dieser Anlagen kritisch bewerten. Erkennbar nicht amüsiert reagierte er auf eine Bemerkung Deils über kalkulierte Kaufsumme für die Lüftungsanlagen in Höhe von rund 137.000 Euro. „Ein solches Defizit schaffen die Kreiskliniken in wenigen Tagen“, sagte der Ju-mann, worauf Freudenberger antwortete: „Aber auch mit den Geräten muss ja gelüftet werden!“Auch andere wie Susanna Oberdorfer-bögel sprachen sich dafür aus, den Gutachtern von Conplan zu folgen.
Erich Winkler (CSU) nannte das Ergebnis „eindeutig“und erkannte keinen „Mehrwert“in solchen Anlagen. Die sind offenbar ohnehin erst wieder frühestens im Frühjahr zu bekommen, wie er von Herstellern erfahren habe. Und so wurde denn mit überwältigender Mehrheit der Kauf der Lüftungsgeräte erst mal abgelehnt.
Schulleiter Bader aber fragt sich, was nun in den nächsten fünf Jahren passieren soll, denn so lange dauert es voraussichtlich, bis der Lessingneubau (mit fest installierten Lüftungsanlagen) bezogen werden kann. Andere Schulen hätten dann in eineinhalb bis zwei Jahren ihre Rlt-anlagen – aber das Neu-ulmer Gymnasium habe halt nichts: „Das ist schlicht eine Ungleichbehandlung.“