Neu-Ulmer Zeitung

Lessing‰gymnasium geht bei Lüftungen leer aus

- VON RONALD HINZPETER

Pandemie Fachplaner halten mobile Anlagen in der alten Neu-ulmer Schule für überflüssi­g, weil überall gut gelüftet werden könne. Nicht nur Direktor Martin Bader ist von der Äußerung enttäuscht

Neu‰ulm Martin Bader sagt es rundheraus: „Wir sind enttäuscht.“Nicht nur der Schulleite­r des Neuulmer Lessing-gymnasiums, sondern auch Schülerinn­en und Schüler hatten gehofft, dass die Klassenzim­mer mobile Lüftungsge­räte bekommen. Doch das lehnte jetzt der zuständige Kreisaussc­huss ab und beruft sich dabei auf das Gutachten eines Fachplaner­s. Der meint, es genüge, einfach nur zu lüften. Dagegen hatten die Sprecherin­nen und Sprecher zuletzt Einwände erhoben.

Gewundert hat sich Schulleite­r Bader, dass sich der Kreisaussc­huss so eindeutig gegen Lüftungsge­räte am Lessing aussprach. Lediglich der Spd-kreisrat Ulrich Schäufele und der Ju-vertreter Johann Deil, Lehrer am Neu-ulmer Gymnasium, machten sich für mobile Lüftungen stark. „Ich dachte, die Entscheidu­ng würde anders fallen.“Diesen Eindruck hatte Bader Ende September bei einer Sitzung des Ausschusse­s für Bildung, Kultur und Sport bekommen. Der entschied sich dafür, soweit möglich, die weiterführ­enden Schulen des Kreises flächendec­kend mit fest installier­ten Rltlüftung­sanlagen zu versehen. Lediglich das Lessing-gymnasium und die Weißenhorn­er Zweigstell­e der Wilhelm-busch-schule sollten zunächst ausgenomme­n werden. Der Grund: Die angejahrte Schule in Neu-ulm wird neu gebaut und die Zweigstell­e von der Fuggerstad­t nach Illertisse­n verlegt.

Doch nachdem die Schülerver­tretung des Lessing an die Kreistagsf­raktionen geschriebe­n und im Sinne der Gleichbeha­ndlung um Lüftungsan­lagen gebeten hatte, wurde das Büro Conplan beauftragt, sich die beiden Schulen noch einmal anzuschaue­n. Das Ergebnis fiel sehr eindeutig aus. Die Fachplaner kamen zu dem Schluss, dass beide Gebäude allein über geöffnete Fenster gut zu belüften seien. Nach „fachlicher und gutachterl­icher Würdigung“seien „keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen“. Deshalb stellte sich die Kreisverwa­ltung auf den Standpunkt, dass es derzeit nicht nötig sei, die beiden Schulgebäu­de mit Lüftungsan­lagen auszustatt­en.

Vielmehr solle abgewartet werden, welche innovative­n neuen Belüftungs­möglichkei­ten im Laufe des nächsten Jahres auf den Markt kommen. Was Deil zu der Feststellu­ng brachte, dass die kalte Jahreszeit ja jetzt stattfinde und nicht erst im nächsten Frühjahr. Die Räume kühlten beim Lüften sehr schnell und sehr stark aus. Er empfehle den Eltern, Decken und wärmenden Tee mitzugeben. Ähnliches hatten die Schülerspr­echerinnen und -sprecher in ihrem Brief an die Fraktionen vorgebrach­t. „Während der Wintermona­te erkrankten zahlreiche Mitschüler­innen und Mitschüler an Erkältungs­krankheite­n, weil die Temperatur in den Klassenzim­mern andauernd sehr stark schwankte. Außerdem war die Lärmbelast­ung durch den Verkehrsun­d Umgebungsl­ärm störend für den Unterricht“, schreiben sie wörtlich und argumentie­ren, mit mobilen Lüftungsge­räten ließen sich „die Dauer und Anzahl der Lüftungsvo­rgänge“deutlich reduzieren.

Allerdings hielt die deutliche Ausschussm­ehrheit nichts von den Mobilanlag­en. Landrat Thorsten

Freudenber­ger (CSU) verwies auf eine Vielzahl von Studien, die er gelesen habe, die mehrheitli­ch den Nutzen dieser Anlagen kritisch bewerten. Erkennbar nicht amüsiert reagierte er auf eine Bemerkung Deils über kalkuliert­e Kaufsumme für die Lüftungsan­lagen in Höhe von rund 137.000 Euro. „Ein solches Defizit schaffen die Kreisklini­ken in wenigen Tagen“, sagte der Ju-mann, worauf Freudenber­ger antwortete: „Aber auch mit den Geräten muss ja gelüftet werden!“Auch andere wie Susanna Oberdorfer-bögel sprachen sich dafür aus, den Gutachtern von Conplan zu folgen.

Erich Winkler (CSU) nannte das Ergebnis „eindeutig“und erkannte keinen „Mehrwert“in solchen Anlagen. Die sind offenbar ohnehin erst wieder frühestens im Frühjahr zu bekommen, wie er von Hersteller­n erfahren habe. Und so wurde denn mit überwältig­ender Mehrheit der Kauf der Lüftungsge­räte erst mal abgelehnt.

Schulleite­r Bader aber fragt sich, was nun in den nächsten fünf Jahren passieren soll, denn so lange dauert es voraussich­tlich, bis der Lessingneu­bau (mit fest installier­ten Lüftungsan­lagen) bezogen werden kann. Andere Schulen hätten dann in eineinhalb bis zwei Jahren ihre Rlt-anlagen – aber das Neu-ulmer Gymnasium habe halt nichts: „Das ist schlicht eine Ungleichbe­handlung.“

 ?? Foto: Alexander Kaya (Archivbild) ?? Das Lessing‰gymnasium muss im Gegensatz zu anderen Schulen ohne Lüftungsan­lagen auskommen: Experten gehen davon aus, dass das Schulhaus ohne neue Installati­onen gut gelüftet werden könne. Hier eine Szene aus dem Unterricht.
Foto: Alexander Kaya (Archivbild) Das Lessing‰gymnasium muss im Gegensatz zu anderen Schulen ohne Lüftungsan­lagen auskommen: Experten gehen davon aus, dass das Schulhaus ohne neue Installati­onen gut gelüftet werden könne. Hier eine Szene aus dem Unterricht.

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