Kaltschnäuzige Kellerkinder
Regionalliga Südwest Die TSG Balingen überrascht den SSV Ulm 1846 Fußball mit einem couragierten Auftritt. Die Spatzen verlieren vor 2110 Zuschauern knapp mit 1:2
Ulm Sie hatten mehr Chancen und deutlich mehr Ballbesitz. Nur das Quäntchen Glück fehlte dem SSV Ulm 1846 Fußball am Freitagabend im Heimspiel gegen die TSG Balingen. Aber war es wirklich nur das? Darüber lässt sich nach der 1:2-Niederlage gegen das Kellerkind durchaus diskutieren. Spatzen-trainer Thomas Wörle jedenfalls nahm seine Kicker in Schutz und meinte: „Man muss sagen, dass das Ergebnis nicht zu dem passt, was man auf dem Platz gesehen hat. Wir waren die klar bessere Mannschaft, Balingen hat sehr gut und engmaschig verteidigt. Aber eigentlich müssen wir, gemessen an unseren Chancen, drei bis fünf Tore schießen.“Diese Nachlässigkeit vor dem gegnerischen Tor müsse man sich aber ankreiden.
Der 39-jährige Chefcoach der Spatzen hat damit gewissermaßen recht. Seine Mannschaft hat aber auch Fehler gemacht. Mal waren die Zuspiele zu schlampig, mal wurde mit dem Ball in den eigenen Abwehrreihen zu sorglos umgegangen. Wie beim Treffer zum 0:1 für die Gäste in der 14. Minute. Statt die Kugel hinten einfach kompromisslos rauszuhauen, entschieden sich Torhüter Niclas Heimann, Lennart Stoll und Robin Heußer, die Situation mit spielerischen Mitteln lösen zu wollen. Das ging schief. Leander Vochatzer nutzte den Fehler im Spielaufbau und zirkelte den Ball unhaltbar ins lange Eck. Ulm reagierte prompt und hätte im direkten Gegenzug beinahe ausgeglichen, doch Adrian Beck scheiterte mit seinem Schuss an Marcel Binanzer im Balinger Tor. Der war in der 19. Minute aber machtlos, als Heußer eine gelungene Kombination überlegt zum 1:1 abschloss.
Die Gastgeber dominierten fortan zwar das Spiel vor 2110 Zuschauern, die Fehlerquote blieb aber hoch. So kamen die Gäste immer wieder zu guten Möglichkeiten – weil sie sich, entgegen aller Erwartungen, nicht in der eigenen Hälfte verschanzten, sondern versuchten, munter mitzuspielen. Chancen gab es auf beiden Seiten. Die besten Ulmer Möglichkeiten hatten Johannes Reichert (23.) und Nicolas Jann (45.), die beide aber nur die Latte des gegnerischen Tores trafen.
„In der zweiten Halbzeit wurde der Druck immer größer, weil natürlich auch die Zeit davonlief. Wir haben sehr viel in die Offensive investiert“, meinte Trainer Wörle. Tobias Rühle, Anton Fink und Phil Harres scheiterten nur knapp. Und dann passierte das, was Balingens Trainer Martin Braun so beschrieb:
„Wir haben eine Chance, wenn wir einen guten Tag und etwas Glück haben.“Wobei dieses Quäntchen Glück an diesem Abend im Donaustadion gewissermaßen auch der Lohn für eine couragierte Leistung der Balinger war. Drei Minuten vor dem Ende zog Stürmer Jan Ferdinand aus 20 Metern ab und versenkte den Ball zum 1:2 im Netz. Ziemlich kaltschnäuzig und äußert effizient. Coach Wörle meinte trotz der zweiten Saisonniederlage: „Mit der Leistung bin ich zufrieden, da wir ein gutes Spiel gemacht haben.“
Die erste Chance zur Wiedergutmachung hat der SSV Ulm 1846 Fußball bereits am Dienstagabend. Dann treten die Spatzen auf der Ostalb beim VFR Aalen an.
SSV Ulm 1846 Fußball Heimann – Gey er, Reichert, Stoll – Guarino (68. Rochelt), Heußer, Beck, Heilig (68. Harres) – Jann (84. Fink), Rühle, Benko.
KREISLIGA B ILLER