Söder kritisiert Plattformen
Facebook und Co. müssten mehr gegen Hass und Hetze tun
München Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat zum Auftakt der 35. Medientage München – einem führenden Branchentreff in Europa – am Montag die Anbieter von Plattformen kritisiert. „Es reicht nicht, nur mal einen Kommentar zu löschen, sondern die Algorithmen müssen verändert werden“, sagte der Csu-politiker mit Blick auf Hass und Hetze im Netz. Wer früher Unsinn erzählt habe, habe einen Leserbrief geschrieben. Heute hauten die Leute ihre Shitstorms unter Artikel und griffen Journalistinnen und Journalisten an. Oder sie kämen auf einer Plattform zusammen, auf der sie auf tausende Gleichgesinnte träfen und dächten, sie seien die schweigende Mehrheit. So entstünden aus verwirrten Gedanken aggressive, hetzerische Worte – und der Weg zur Tat sei ganz leicht. Man rutsche in eine „Art sektenähnliche geistige Gefangenschaft. Dies muss geändert und neu strukturiert werden“, forderte Söder.
Ein Algorithmus lässt sich als Handlungsanweisung beschreiben, nach der Google-suchergebnisse oder Youtube-videos angezeigt werden. Kürzlich warf eine frühere Facebook-managerin dem Us-unternehmen vor, dessen Algorithmen seien gefährlich für die Gesellschaft, weil Inhalte, die Nutzerinnen und Nutzern des sozialen Mediums angezeigt würden, Menschen zu wütenden Reaktionen bringen sollten – damit sich diese länger auf Facebook aufhielten. Auf diese Weise verdiene der Konzern mehr Geld an ihnen.
Auch er habe in sozialen Medien schon „in aller Brutalität“eine Hass-community erlebt, sagte Söder. Er habe keine Angst, unter anderem, weil er als Spitzenpolitiker gut gesichert sei – andere seien das jedoch nicht. Ihn sorge „diese unglaubliche inhaltliche Verhetzung“, zum Beispiel beim Thema Impfen. Er habe Verständnis, wenn sich jemand noch nicht gegen das Coronavirus impfen lassen wolle, so Söder weiter. „Aber da kommen Argumente, die einen echt ratlos zurücklassen.“Es werde etwa behauptet, der Satan dringe mit der zweimaligen Impfung in den Körper.