Neu-Ulmer Zeitung

Polizei nimmt im Dämmerlich­t Radler ins Visier

- VON STEFAN KÜMMRITZ

Sicherheit Fehlende Reflektore­n, defekte Lichter – und Kinder, die Vorbilder für ihre Eltern sind.

Was die Polizei bei einer Schulwegko­ntrolle in Neu-ulm erlebt

Neu‰ulm‰ludwigsfel­d Es dämmert noch nicht einmal richtig, als sich am Dienstagmo­rgen Mädchen und Jungen, teils noch etwas verschlafe­n, teils schon munter mit anderen plaudernd, dem Ludwigsfel­der Schulzentr­um nähern. Und dann gerät eine ganze Menge ins Staunen, denn sie radelt mitten in eine Polizeikon­trolle rein. „Uns geht es jetzt zu Beginn der dunklen Jahreszeit vor allem darum, ob die Beleuchtun­g an den Fahrrädern in Ordnung ist“, erklärt der Sachbearbe­iter Verkehr von der Polizeiins­pektion Neuulm, Werner Lipp. „Sicherheit durch Sichtbarke­it“, nennt er ein Schlagwort, wenn es in diesem Falle für junge Radfahrer darum geht, gut gesehen zu werden. Insbesonde­re von Autofahrer­n. „Die Räder sind oft nicht optimal ausgerüste­t“, weiß Lipp aus Erfahrung.

Zu Schuljahre­sbeginn setzt die Polizei auf Schwerpunk­taktionen, um die Sicherheit der Kinder zu verbessern. Dann gibt es auch spezielle Trainings. Wenn die Tage kürzer werden, kommen Kontrollen dazu, bei denen Licht und Sichtbarke­it im Fokus stehen. „Das machen alle Polizeidie­nststellen“, sagt Polizeispr­echer Dominic Geißler. „Wir wollen auch die Eltern dazu bewegen, die Fahrräder ihrer Kinder genau anzuschaue­n.“

Wie wichtig das ist, wird bei der neuerliche­n Kontrolle – sie ist jedes Jahr eine Aufgabe der Polizei, und zwar auf dem Weg zu mehreren Schulen – belegt. Längst nicht alle Schülerinn­en und Schüler fahren auf Rädern mit funktionie­renden und gut sichtbaren Leuchten sowie Reflektore­n. „Wer gelbe Reflektore­n hat, benötigt nur zwei jeweils am Vorder- und am Hinterrad“, klärt Werner Lipp auf. „Wer weiße Reflektore­n benutzt, muss sie an jeder Speiche anbringen.“Je näher die Kinder und Jugendlich­en ihrer Schule kommen, umso gefährlich­er scheint es zu werden. „Da kommen Busse, Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen, die anderen Radfahrer, und wenn es dämmert, ist die Sicht nicht gut“, nennt der Polizeibea­mte die Gefährdung­en im Verkehr für die jungen Radlerinne­n Radler. Die ja auch nicht immer so ganz achtbar sind. Da kommt ein vielleicht 13-jähriger Junge mit einem Rad, das überhaupt keine Beleuchtun­g hat, dann wieder ein Mädchen, das zwar hinter dem Sattel eine schöne rote Rückleucht­e hat, aber auf dem Gepäckträg­er ihren prallen Schulrucks­ack verstaut hat, sodass hinter ihr Fahrende das Rücklicht gar nicht sehen können.

Dies oder auch fehlende Reflektore­n, defekte Lichter oder entladene Batterien für diese, führen dazu, dass der junge Benutzer oder die junge Benutzerin dieses Rads nicht auf der sicheren Seite ist. Er oder sie wird dann von den Kräften der Polizei – am Dienstag waren bei der Schwerpunk­taktion in Ludwigsfel­d 13 im Einsatz – angehalten, freundlich über die Mängel am Rad aufgeklärt und ermahnt. Bis zum Wochenende ist Zeit, der Polizei dann das nun verkehrssi­chere Fahrrad zu „In der Regel sind die Kinder einsichtig und lassen sich belehren“, machen Werner Lipp und seine Kolleginne­n und Kollegen auch diesmal recht gute Erfahrunge­n. „Natürlich ist es auch schon vorgekomme­n, dass die etwas Älteren einen anpflaumen und fragen, was das solle“, erzählt Lipp. Wer über 14 ist, muss als Benutzer eines nicht verkehrssi­cheren Rads schließlic­h mit einem Verwarnung­sgeld in Höhe von 20 Euro rechnen. An diesem Tag notiert die Polizei in 45 Minuten 42 Räder mit mangelhaft­er Beleuchtun­g oder ganz ohne Licht.

Auf die Frage, wie es denn um Jungs und Mädchen bestellt sei, die einen Tretroller benutzen, weiß Lipp sofort die Antwort: „Die brauchen kein Licht, denn sie gelten als Fußgänger.“Bei den Radlern und Radlerinne­n ist das anders. „Gerade in dieser Jahreszeit, wenn es morund gens noch dunkel ist, wenn es mal Regen oder Nebel gibt, ist oft die Sicht nicht gut“, so Werner Lipp. „Besonders gefährlich ist es bei Radwegen, auf denen man in beide Richtungen fahren darf.“Dann ist da noch die Sache mit dem Helm und Lipp berichtet Erstaunlic­hes: „Der gehört zur Sicherheit und die Jüngeren haben quasi alle einen auf. Oft belehren diese Kinder ihre Eltern, die eigentlich die Vorbildfun­ktion haben sollten. Je älter die Jugendlich­en werden, desto uncooler ist aber für sie der Helm. Besser einen billigen tragen als gar keinen. Vor allem im Stadtverke­hr sollte man einen aufhaben.“Und auch reflektier­ende Kleidung wäre gut oder Reifen mit einem weißen, reflektier­enden Rand, sagt der Verkehrsex­perte der Polizeiins­pektion. „Wenn ein Unfall verhindert wird, ist schon etwas gewonnen.“

Inzwischen ist es 8 Uhr geworpräse­ntieren. den, der Unterricht hat begonnen und die Lehrkräfte haben an diesem Tag sicher etwas Nachsicht mit den Kindern, die etwas zu spät kommen. Sie können wahrschein­lich einen guten Grund dafür nennen.

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Foto: Stefan Kümmritz Auf den Wegen zum Schulzentr­um Ludwigsfel­d nahm die Polizei bei den Schülerinn­en und Schülern Kontrollen vor. Sie prüfte, ob die Fahrräder, vor allem deren Beleuchtun­g, zur Verkehrssi­cherheit beitragen.
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Wenn etwas nicht in Ordnung war, gab es bei den Jüngeren eine Belehrung und bei den über 14‰Jährigen auch mal eine 20 Euro teure Verwarnung.
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MITTWOCH, 27. OKTOBER 2021

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