Rassismusdebatte in der Kreisliga
Fußball Ein Nersinger beleidigt einen Erbacher, dessen Mannschaft verlässt deswegen den Platz. Wie die Vereine die Angelegenheit regeln wollen und was der Bezirkschef sagt
Nersingen Es war der Aufreger schlechthin am vergangenen Wochenende im Fußball-bezirk. In der Kreisliga A Donau führte der SV Nersingen bis weit in die Nachspielzeit hinein mit 1:0 gegen den TSV Erbach, dann verließ die Mannschaft der Gäste den Platz. Im Raum steht der Vorwurf der rassistischen Beleidigung eines dunkelhäutigen Erbacher Spielers. Die Nersinger räumen die Verfehlung zwar ein, sie wehren sich aber energisch gegen die in sozialen Netzwerken geäußerte Unterstellung, dass der SV Nersingen ein Verein und Nersingen ein Dorf von Rassisten und Rechtsradikalen sei. In beiden Vereinen ist man aber zuversichtlich, dass die Angelegenheit im direkten Gespräch sportlich fair aus der Welt geschafft werden kann.
Was genau war überhaupt passiert? Der Nersinger Vereinschef
Ralph Hamann legt Wert auf die Feststellung, dass die ersten Provokationen und Beleidigungen vom Erbacher Spieler ausgingen. Der Nersinger hat sich daraufhin zu der Frage hinreißen lassen, ob er ihm „ein paar Bananen bringen“solle. Die Mannschaft des TSV Erbach ging daraufhin aus Protest geschlossen vom Feld, ihr dunkelhäutiger Spieler soll geweint haben. Augenzeugen berichten, dass diese Szenen von einigen Nersinger Zuschauern hämisch beklatscht worden seien. Dazu sagt Hamann: „Es versteht sich von selbst, dass wir gegen Rassismus und gegen Beleidigungen sind, das hat auf dem Sportplatz nichts verloren. Aber genauso wehren wir uns auch gegen Diffamierung, gegen übelste Verunglimpfungen unseres Vereins, unserer Spieler und unserer Zuschauer.“
Deren Applaus habe lediglich dem Zeitpunkt des Spielabbruchs und dem Spielstand gegolten. Zudem versichert der Nersinger Vereinschef, dass es auch von gegnerischer Seite grenzwertige Bemerkungen gegeben habe. Den Verdacht einer generell rechtslastigen Einstellung beim SV Nersingen entkräftet
Hamann mit dem Verweis darauf, dass es auch in der Mannschaft des SVN Spieler unterschiedlicher Hautfarbe und Nationalität gibt.
Entsprechende Unterstellungen gibt es auch zumindest von offizieller Erbacher Seite nicht. Der Tsvabteilungsleiter Dominik Essl sagt, dass er den Nersinger, der den Erbacher verbal angegangen war, aus vielen gemeinsamen Jahren im Fußball gut kennt: „Der ist gewiss kein Rassist, so wenig wie der SV Nersingen ein Rassistenverein und Nersingen ein Rassistendorf ist.“Zur Entscheidung, den Platz zu verlassen, steht Essl aber nach wie vor: „Das war ein hitziges Spiel, aber es gibt eine Grenze, die darf nicht überschritten werden.“Natürlich gibt es jetzt auch diese Stimmen: Wer hinten liegt, der tut sich leicht damit, den Platz zu verlassen. Er hat ja sowieso nichts mehr zu verlieren. Der Spartenchef des TSV Erbach versichert, dass die Reaktion bei einer Führung seiner Mannschaft ebenso ausgefallen wäre: „Wir verlangen und erwarten nicht, dass dieses Spiel am grünen Tisch für uns gewertet wird. Uns ging es nur darum, ein Zeichen zu setzen.“
Zuständig ist jetzt das Sportgericht. Beide Vereine und der Schiedsrichter werden zuvor ihre Stellungnahmen abgeben. Der Unparteiische kann sich dabei kurz fassen, die Auseinandersetzungen hat er nach eigenen Angaben gar nicht wahrgenommen. Eine Wertung zugunsten der Erbacher dürfte deswegen nach allen Erfahrungen so gut wie ausgeschlossen sein, den Platz haben sie schließlich aus eigenem Antrieb verlassen. Was übrigens der Bezirksvorsitzende nicht gut findet. Hans-peter Füller sagt: „Wenn alle machen, was sie für richtig halten, dann kann eine Gemeinschaft nicht funktionieren.“Der Bezirkschef geht von einer Strafe für den Nersinger Spieler aus, der den Erbacher beleidigt hat. Aus demselben Grund könnte natürlich auch der sanktioniert werden.
Zwischenmenschlich wird die Sache vermutlich schnell zu regeln sein. Der Nersinger Hamann und der Erbacher Essl werden sich demnächst mit beiden Spielern zu einem klärenden Gespräch treffen. Hamann ist sich sicher: „Wir werden einen Weg finden, diese Angelegenheit aus der Welt zu schaffen.“
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