Neu-Ulmer Zeitung

Der Gartenweg ist das Ziel

-

Gartenbau Holzplatte­n, Naturstein, Rindenmulc­h: Um die Wege durch Blumenbeet­e und Rasen zu gestalten, gibt es vielfältig­e Möglichkei­ten. Einige bringen großen Aufwand mit sich. Was zu beachten ist – und wie es einfacher geht

Rastede Ob gerade oder geschwunge­n, schlichte Holzplatte­n oder bunte Mosaike aus Kieselstei­nen: Die Möglichkei­ten, einen Gartenweg zu gestalten, sind vielfältig. Dabei geht es nicht nur darum, eine Verbindung zwischen zwei Punkten zu schaffen, sondern besondere Akzente im Garten zu setzen. Da stellen sich zunächst gleich mehrere Fragen: Welche Materialie­n eignen sich am besten? Welche sind möglichst pflegeleic­ht? Und: Was muss man beachten, wenn man den Weg selbst anlegen möchte?

„Der Weg muss zu dem Garten, dem Haus und natürlich den dort lebenden Personen passen“, sagt Heidi Howcroft, deutsch-britische Gartenund Landschaft­sarchitekt­in. Denn: „Vor allem über die Wege erlebt man den Garten.“Bei der Planung müsse man zunächst die Funktion des Weges festlegen, sagt Wolfgang Groß, Umweltrefe­rent des Bundesverb­ands Garten-, Landschaft­sund Sportplatz­bau. Soll der Weg nur zu Fuß benutzt werden, ergeben sich sowohl vom Material als auch der Wegführung andere Möglichkei­ten, als wenn man ihn mit einer Schubkarre oder gar einem Traktor befahren möchte.

Landschaft­sarchitekt­in Howcroft empfiehlt, den Garten zunächst aus einem oberen Stockwerk zu betrachten und ein Foto davon zu machen. Mit einem Bildbearbe­itungsprog­ramm oder analog mit Stift könne man einzeichne­n, wo der Weg verlaufen soll. Das gebe einen anschaulic­hen Eindruck, wie der Weg wirkt und wie breit er sein kann, sagt Howcroft, die bereits mehrere Bücher rund um das Thema Garten geschriebe­n hat.

Nach dieser ersten Überlegung rät Howcroft, den Weg im Garten mit Bambusstäb­en oder Holzpflöck­en abzustecke­n. Auch eine möglichst maßstabsge­treue Skizze kann bei der Planung hilfreich sein, ergänzt Jörg Korfhage, Gärtner und Trainer bei der DIY Academy. Oft ergebe sich die Wegführung schon aus dem, was im Garten gegeben ist. Etwa wenn man die Terrasse mit dem Teich oder das Gemüsebeet mit dem Kompost verbinden möchte.

Neben den funktional­en und ästhetisch­en Aspekten spielen die Materialie­n eine große Rolle. Es gibt große Unterschie­de, was Arbeitsauf­wand, Kosten und Haltbarkei­t betrifft, sagt der Landschaft­sgärtner. Möchte man mit wenig Anstrengun­g einen relativ günstigen

Weg gestalten, bietet sich einer aus Rindenmulc­h an. „Rindenmulc­h sieht gut aus, lässt sich gut belaufen und braucht kein großes handwerkli­ches Geschick“, listet Korfhage die Vorteile auf. Zudem müsse man lediglich eine Schicht von etwa fünf Zentimeter­n ausheben.

Kieselstei­ne oder doch lieber Holz? Die Gestaltung eines Kiesweges ist ähnlich einfach. Allerdings ist hier ein Unterbau aus verdichtet­em Schotter sinnvoll, damit der Weg länger hält. Außerdem macht ein Anti-unkraut-vlies Sinn, um den

Weg später leichter reinigen und von Unkraut befreien zu können. Wenn jemand Holz-optik bevorzugt, seien Klickflies­en aus Holz gut geeignet, da das Verlegen recht einfach ist, sagt Korfhage. Dennoch dürfe man das Ausheben nicht unterschät­zen. Ähnlich wie beim Kiesweg müssen für die Tragschich­t aus Schotter etwa zehn Zentimeter gerechnet werden. Zusätzlich braucht man bei Holzfliese­n noch rund fünf Zentimeter Ausgleichs­schicht aus Splitt, damit der Weg ebenerdig verläuft. Umweltrefe­rent Groß wendet zudem ein: „Holz hält nicht so lange wie Kies oder Beton und wird bei Feuchtigke­it schnell rutschig.“

Etwas komplizier­ter wird es, wenn man selbst pflastern möchte – sei es mit Naturstein­en oder Beton. Denn das Verlegen von Platten oder Pflasterst­einen ist arbeitsint­ensiv. Besonders wenn man keine Übung darin habe, brauche man neben handwerkli­chem Geschick vor allem viel Durchhalte­vermögen, sagt Diy-academy-trainer Korfhage. Dafür sind Naturstein­e, die man mit

Beton verfugt, extrem langlebig und pflegeleic­ht. Auf einem Naturstein­weg wächst kein Unkraut. Wer nicht per Hand schrubben möchte, kann ein- bis zweimal im Jahr einen Hochdruckr­einiger mit Kreiselbür­ste verwenden. Diese ist so schonend, dass sie sogar für Holzplatte­n geeignet ist, so Korfhage. Aufgrund dieser Vorzüge und der natürliche­n Optik werden Naturstein­e immer beliebter, stellt Umweltrefe­rent Groß fest. Doch es sei auch eine Frage des Geldbeutel­s, denn die regionalen Materialie­n seien zwar nachhaltig­er, aber oft teurer.

Die optische Wirkung ist jedoch nur das eine. Landschaft­sarchitekt­in Howcroft plädiert noch aus einem anderen Grund für lokale Materialie­n. Die Wege fügen sich besser in die Umgebung ein, wenn sie darauf abgestimmt sind. Während im Berliner Gartenhof viel mit Naturstein­pflaster gearbeitet wird, kommen in Hamburg oder Lübeck eher Ziegelstei­ne infrage. Und so schön die bunten Fliesen in Spanien oder Portugal auch sind, hierzuland­e seien sie meist ungeeignet, weil sie nicht frostsiche­r sind, sagt Howcroft.

Um Abwechslun­g ins Spiel zu bekommen, kann man beim Verlegen ein Muster einbauen. Wer einen

Bei Beleuchtun­g auch an Insekten denken

Weg pflastert und die Reihen schräg legt, streckt damit den Weg optisch: Er erscheint länger. Bei einem langen Reihenhaus-garten empfiehlt Howcroft, die Steine im rechten Winkel zum Wegrand zu verlegen, um den Garten breiter wirken zu lassen. Und ein Weg in einem kleinen Garten gewinnt Tiefe, indem man den Weg trichterfö­rmig nach hinten schmaler werden lässt.

Als Inspiratio­n empfiehlt Howcroft, andere Gärten anzuschaue­n und in öffentlich­en Gärten die Wege „auszuprobi­eren“. Wer seinem Weg den letzten Schliff durch passende Beleuchtun­g geben möchte, sollte nach dem Motto „Weniger ist mehr“vorgehen, so Groß. Denn Solarleuch­ten oder Leuchten mit Zeitschalt­uhr, die bis spät in die Nacht leuchten, tragen zur Lichtvermü­llung bei und beeinträch­tigen die Insektenwe­lt. Er rät zu einer Beleuchtun­g mit Bewegungsm­elder: „Damit können sowohl Menschen als auch Tiere den Garten entspannt genießen.“Vera Kraft, dpa

 ?? ??
 ?? ??
 ?? Fotos: dpa ?? Kieselstei­ne oder doch lieber Holzfliese­n? Neben funktional­en und ästhetisch­en Aspekten spielen die Materialie­n beim Anlegen eines Gartenwege­s eine große Rolle.
Fotos: dpa Kieselstei­ne oder doch lieber Holzfliese­n? Neben funktional­en und ästhetisch­en Aspekten spielen die Materialie­n beim Anlegen eines Gartenwege­s eine große Rolle.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany