Bischof stellt Führungskräfte frei
Bistum Bertram Meier reagiert damit auf offensichtlich schwerwiegende Vorwürfe. Es soll
um den fragwürdigen Umgang mit Mitarbeitern sowie mit Kirchensteuermitteln gehen
Augsburg Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat drei leitende Mitarbeiter vorübergehend von ihren Aufgaben entbunden. Das erklärte das katholische Bistum am Mittwochabend auf seiner Homepage. Die Freistellung erfolgte demnach mit „sofortiger Wirkung“. Im Zusammenhang mit der Einführung eines Compliance-managementsystems habe es Anlass gegeben, „bestimmten Informationen von Hinweisgebern nachzugehen, auch unter Mitwirkung von externen Experten, und eine interne Untersuchung einzuleiten“. Genauer wollte sich das Bistum am Donnerstag dazu nicht äußern.
Ein Sprecher der Augsburger Staatsanwaltschaft sagte auf Anfrage: „Im Hinblick auf die Pressemitteilung des Bistums ist der Staatsanwaltschaft Augsburg bislang kein Sachverhalt bekannt.“Nach Informationen unserer Redaktion soll es mutmaßlich um den fragwürdigen Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie mit Kirchensteuermitteln gehen. Von Betrugsvorwürfen – darunter die Bevorzugung Verwandter bei Geschäften – und Demütigungen – also einem teils katastrophalen Arbeitsklima – ist zu hören.
Bekannt wurden die Vorwürfe der Bistumsleitung offensichtlich durch ein vor nicht allzu langer Zeit eingeführtes Compliance-management-system (CMS), das man als Bündel von Maßnahmen beschreiben kann, die eine Organisation trifft, um sich regelkonform zu verhalten – in gesetzlicher, ethischer und interner Hinsicht. (Neue) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden darauf aufmerksam gemacht, etwa in einer Informationsbroschüre, in der die Kontaktdaten der
Compliance-beauftragten aufgeführt sind. An sie können sie sich bei Verdachtsfällen wenden.
In seinem „Bericht zum Jahr 2020“erklärte das Bistum Augsburg umfassend, was es unter guter „Unternehmensführung“versteht und wie es diese strukturell sicherstellt. So habe man eine Aufbauorganisation der Verwaltung auf „Basis des Kirchenrechts und der Anforderungen an eine Good Governance“wie in Unternehmen, hieß es.
Konkret gibt es drei „Abwehrlinien“, die unter anderem Risiken identifizieren sollen. Auf diese Weise soll Verstößen, etwa in der Mitarbeiterführung oder im Umgang mit Bistumsgeldern, vorgebeugt beziehungsweise schnell auf sie reagiert werden. Neben dem CMS zählen zur „Abwehr“ein internes Kontrollsystem und die interne Revision. Nach Informationen unserer Redaktion hat dieses System nun geentsprechender griffen: Vorwürfe wurden also intern von gleich mehreren Mitarbeitern weitergegeben und externe Anwälte mit einer ersten Prüfung beauftragt. Inwiefern sich die Vorwürfe gegen die teils überaus hochrangigen Führungskräfte tatsächlich als arbeits- oder strafrechtlich relevant erweisen könnten, ist noch unklar.
Wie wichtig „weltliche“Grundsätze der Unternehmensführung innerhalb der katholischen Kirche sind, zeigt der Blick auf die Bistumsfinanzen. Allein die Aufwendungen des Bistums Augsburg betrugen 2020 mehr als 429 Millionen Euro. Die Mittel stammten zu rund 87 Prozent aus Kirchensteuern. Unweigerlich werden jetzt auch Erinnerungen an den Finanzskandal im Nachbarbistum Eichstätt wach, der 2018 publik wurde. Dabei ging es um dubiose Immobiliengeschäfte in den USA in Höhe von insgesamt rund 60 Millionen Dollar.