Neu-Ulmer Zeitung

Falsche Zertifikat­e aus Praxen?

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Impfnachwe­ise: Experten vermuten Sicherheit­slücken

Berlin Die gefälschte­n digitalen Impfzertif­ikate, die derzeit mit gültigen Signaturen im Internet kursieren, könnten nach Einschätzu­ng von Expertinne­n und Experten auf Sicherheit­slücken in Arztpraxen oder Apotheken zurückzufü­hren sein. Möglicherw­eise sei es Unberechti­gten dort gelungen, an die privaten Schlüssel für das Verschlüss­elungssyst­em Fido zu gelangen, sagte am Donnerstag Thomas Uhlemann von der Sicherheit­sfirma Eset. Nach Angaben des Sicherheit­sexperten werden gefälschte Impfzertif­ikate mit technisch gültigen Signaturen im Darknet für rund 300 Euro angeboten. Damit könnten Menschen, die nicht gegen Covid-19 geimpft wurden, einen scheinbar gültigen Impfpass auf dem Smartphone vorzeigen.

Die Fake-zertifikat­e waren zuerst in Italien aufgetauch­t. Dort stehen die Impfnachwe­ise im Zentrum einer hitzig geführten politische­n Debatte. Der „Grüne Pass“– ein Corona-pass mit ausdruckba­ren oder digitalen Nachweisen einer Corona-impfung – ist nach einem Beschluss der Regierung von Ministerpr­äsident Mario Draghi seit Mitte Oktober notwendig, um zur Arbeit gehen zu dürfen. Der nun aufgetauch­te Fake-impfpass wurde aber nicht nur von dem System des italienisc­hen „Grünen Passes“als gültig angezeigt, sondern auch von der offizielle­n deutschen App „Covpassche­ck“. In Italien wurde die Gültigkeit der Schlüssel noch am Mittwoch zurückgezo­gen. Aktuelle Checks in Deutschlan­d zeigten jedoch auch am Donnerstag­nachmittag die volle Gültigkeit an. „Das kann verheerend­e Folgen haben, insbesonde­re wenn es schnell gehen muss“, warnte Uhlemann. Bei Überprüfun­gen im öffentlich­en Raum, wie etwa am Flughafen oder bei der Einlasskon­trolle von Clubs, werde „selten bis nie der Personalau­sweis von der zeigenden Person verlangt“. Stattdesse­n wird sich darauf verlassen, dass das scannende Gerät „Zertifikat gültig“anzeigt.

Sicherheit­sexperte Rüdiger Trost von der Firma F-secure sagte: „Es gibt eigentlich nur eine saubere Lösung: Alle Impfzertif­ikate müssen zurückgezo­gen werden.“Dann müsse allerdings jeder erneut in die Apotheke gehen und sich ein neues Zertifikat ausstellen lassen. (dpa)

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