Neu-Ulmer Zeitung

Pilze zu Hause sprießen lassen

- VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER

Mit etwas Glück findet man jetzt im Herbst leckere Pilze im Wald. Man kann Speisepilz­e aber auch einfach daheim züchten, egal zu welcher Jahreszeit

Da sind welche! Jetzt im Herbst, wenn es draußen wieder kälter ist, kann man im Wald viele Pilze finden. Doch genügend Pilze für ein leckeres Essen zu sammeln ist nicht so einfach. Außerdem muss sicher sein, dass sie essbar sind. Wie wäre es stattdesse­n, leckere Speisepilz­e einfach zu Hause zu sammeln?

Einige Unternehme­n machen das möglich. Sie verkaufen Boxen, in denen Pilze wachsen. Ralph Haydl zum Beispiel verschickt solche Pilzpakete. Er weiß, wie man Speisepilz­e zu Hause züchtet. „Einige Speisepilz­e wachsen auf kranken oder toten Bäumen und zersetzen sie nach und nach“, erklärt Ralph Haydl. Er verschickt aber keine Bäume, auf denen Pilze wachsen. Seine Speisepilz­e wachsen stattdesse­n auf Kaffeesatz.

Kaffeesatz ist das benutzte Pulver, das nach dem Kaffeekoch­en übrig bleibt. Er enthält wertvolle Nährstoffe. Ralph Haydl erklärt: „In dem Satz steckt ein Stoff, den die Pilze gut verwerten können: Lignin.“Also sammelt der Fachmann in einigen Cafés in seiner Gegend den Kaffeesatz ein. Den reichert er mit der sogenannte­n Pilzbrut an, auch Myzel genannt. Das ist ein Geflecht aus winzig kleinen Pilzfäden.

Ist die Pilzbrut schön durch den Kaffeesatz gewachsen, packt sie Ralph Haydl in ein Paket und verschickt das an die Kunden. Für die ist es dann leicht, die Speisepilz­e wachsen zu lassen.

Erst wird das Pilzpaket über Nacht in Wasser getaucht, bis sich der Kaffeesatz vollgesoge­n hat. Dadurch wird das Myzel aktiviert. Das Paket darf nicht austrockne­n, wird also täglich neu befeuchtet. Nach einigen Tagen beginnt ein Fruchtkörp­er aus dem Kaffeesatz zu wachsen. Bei den Zitronense­itlingen sieht der am Anfang noch nicht so appetitlic­h aus: ein bisschen nach Bauschaum oder altem Popcorn. Doch nach etwa zehn Tagen sind die Pilze ausgewachs­en. Dann können sie geerntet werden – und gegessen!

Zweimal bis dreimal kann man so Pilze ernten, dann sind die Nährstoffe im Kaffeesatz aufgebrauc­ht. Danach lässt sich die Pilzbrut mit frischem Kaffeesatz wieder anreichern. Wenn es nicht zu heiß oder zu kalt ist, klappt das das ganze Jahr über.

Klar, wer häufig Pilze essen will, kauft die einfach im Supermarkt. „Aber es ist einfach cool, einmal den ganzen Lebenslauf von einem Pilz zu Hause zu erleben und genau beobachten zu können“, findet Ralph Haydl. Darum verschickt er vor allem Pilze aus der Gattung der Seitlinge. Andere bekannte Speisepilz­e wachsen nicht so leicht oder kaum zu Hause. Champignon­s etwa brauchen einen anderen Nährboden als Kaffeesatz. Pfifferlin­ge muss man in Laubund Nadelwälde­rn suchen. (dpa)

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Foto: dpa Langsam werden die Limonensai­tlinge immer größer.

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