Neu-Ulmer Zeitung

Neue Varianten für Bahntrasse Ulm‰augsburg

- VON MICHAEL LINDNER

Verkehr Bisher gab es vier Möglichkei­ten, wie die neue Zugverbind­ung aussehen soll.

Zwei wurden nun gestrichen, zwei neue kamen hinzu. Wie die Details für das Megaprojek­t aussehen

Günzburg/neu‰ulm Wo wird die neue Bahnstreck­e Ulm-augsburg künftig entlangfüh­ren? Dieser Entscheidu­ng ist man nun einen Schritt nähergekom­men. Der zuständige Bahn-projektlei­ter Markus Baumann bezeichnet­e den Donnerstag­nachmittag gar als Meilenstei­n. Im Günzburger Forum am Hofgarten präsentier­te er nun Details zu den möglichen Streckenve­rläufen. Dabei gab es einige Überraschu­ngen, denn zwei Varianten wurden ad acta gelegt, zwei neue Varianten wurden hingegen präsentier­t.

Die Ausgangsla­ge ist eindeutig: Die Bahn will die bislang 85 Kilometer lange und mehr als 160 Jahre alte Eisenbahns­trecke zwischen den beiden Großstädte­n Ulm und Augsburg ausbauen. Ziel ist es, dass künftig Hochgeschw­indigkeits­züge zwischen Ulm und Augsburg nur noch 26 Minuten brauchen, etwa eine Viertelstu­nde weniger als bisher. Züge, die in Günzburg halten, sollen maximal 40 Minuten unterwegs sein. Vier Trassierun­gsräume, je 500 Meter breit, wurden deshalb vor einem Jahr von der Bahn vorgestell­t. Jetzt sind diese Korridore auf 20 Meter verkleiner­t worden, zwei Varianten flogen ganz raus.

Eine einst als blaue Variante bezeichnet­e Streckenfü­hrung, die zwischen Burtenbach, Kemnat, Ellzee und Waldstette­n im Süden und Oberwaldba­ch, Schönenber­g, Egenhofen und Ichenhause­n im Norden hindurchli­ef, ist gestrichen. Diese Variante kann das Projektzie­l mit einer Fahrzeit über Günzburg von 44 Minuten nicht einhalten – Vorgabe sind maximal 40 Minuten. Auch die einst als grüne Variante bezeichnet­e Linie wird nicht weiter verfolgt. Sie würde im Stadtgebie­t Augsburg zu viele, technisch nicht sinnvoll zu lösende Probleme aufwerfen. Es bleiben trotzdem noch immer vier Möglichkei­ten, da zwei neue hinzukamen.

Baumann betont: Eine dieser Varianten wird realisiert. Er unterstrei­cht, dass mit allen Betroffene­n weiter ein ausführlic­her Dialog geführt werde. Knapp 1000 Bürgerinne­n und Bürger haben inzwischen das Infomobil der Bahn besucht, in dem das Großprojek­t vorgestell­t wird. Auch finde ein regelmäßig­er Austausch mit den Bürgermeis­tern und den verschiede­nen Verbänden statt.

Die kürzeste und zugleich schnellste Variante, die weiter verfolgt wird, ist die in der Grafik als grüne Linie eingezeich­nete. Diese verläuft im Landkreis Augsburg nördlich der Autobahn und muss demzufolge irgendwann die A8 queren, um Ulm zu erreichen. Dies soll laut Baumann im Bereich Burgau entstehen – und zwar mittels einer Brücke. Über die Ausmaße des dafür benötigten Bauwerks konnte er keine Angaben machen, sagte aber zugleich: „Bei jeder der vier Varianten wird es Eingriffe in Privateige­ntum geben und bei jeder Maßnahme sind landschaft­sprägende Brückenbau­maßnahmen notwendig.“Auch werden mehrere Tunnel errichtet werden müssen. Dies hänge mit der Topografie der Region zusammen und der Vorgabe, dass die maximale Steigung der Strecke lediglich acht Promille betragen darf. Auf einen Kilometer Länge darf demnach nur ein Höhenunter­schied von acht Metern überwunden werden. Dies mache umfangreic­he Planungen notwendig, etwa 100 Personen sind an dem Megaprojek­t laut Baumann derzeit beteiligt.

Eine andere Variante ist die seit Monaten bekannte violette Linie, die im Landkreis Günzburg von Bubesheim bis Burgau an der A8 entlangfüh­rt – und zwar, wie am Donnerstag nun konkretisi­ert wurde, südlich der Autobahn. Neu ist die nun als orange Variante vorgestell­te Trasse. Diese entstand aus Ideen und Vorschläge­n aus der Region. Diese Linie sei von Ulm bis kurz nach Bibertal identisch mit der violetten Variante, schwenke dann aber nach Norden zur A8 und führt dort – ebenfalls südlich der Autobahn – weiter. Sie verläuft bis Gersthofen parallel zur Autobahn und führt bei Burgau mittels eines Tunnels unter der Autobahn hindurch.

Die vierte Variante ist eine Kombinatio­n aus den zwei gestrichen­en Streckenfü­hrungen. Sie würde im Landkreis Günzburg vor allem Bibertal, die nördlichen Ortsteile Ichenhause­ns sowie den Markt Jettingen-scheppach betreffen und dort auf wenig Gegenliebe stoßen.

Baumann macht klar, dass es derzeit keine Präferenz für eine der vier Varianten gebe. Es werde ergebnisof­fen in das voraussich­tlich Anfang 2023 beginnende Raumordnun­gsverfahre­n gegangen. Wie teuer das Projekt werde, dazu konnte er keine Zahlen nennen, weil diese noch nicht „belastbar“seien. Dem Vernehmen nach werde es aber voraussich­tlich mehr als zwei Milliarden Euro kosten. Baumann bestätigt, dass alle vier Varianten „in derselben Preisklass­e liegen“und es keine Ausreißer gebe. Die Entscheidu­ng hänge demnach nicht von den Baukosten ab und auch nicht von den marginalen Unterschie­den bei den Fahrzeiten. Denn ob die Fahrt von Ulm nach Augsburg 23 oder 25 Minuten betrage, sei unerheblic­h.

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