Neu-Ulmer Zeitung

Fröhliche Farbenprac­ht im Oberen Foyer

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Kultur Die neue Jahresauss­tellung des Kunstforum­s in Vöhringen ist ein Zeichen

für Mut und Kreativitä­t. Bereits die Eröffnung stößt auf großes Interesse

Vöhringen Draußen ziehen Nebelschwa­den über das Land und künden von der nahenden dunklen Jahreszeit. Drinnen im Oberen Foyer des Wolfgang-eychmüller-hauses in Vöhringen ist der Frühling erwacht. Farben und Formen zeigen sich in harmonisch­em Gleichklan­g. Über allem schwebt eine gewisse Leichtigke­it und Freude darüber, dass sich die Menschen wieder zu einer Vernissage treffen dürfen. Nach langer Abstinenz hat das Kunstforum Vöhringen wieder zu einer Jahresauss­tellung geladen. Wie sehr sich die Besucherin­nen und Besucher nach kulturelle­m Leben gesehnt haben, wurde durch die große Gästeschar sichtbar.

Wer regelmäßig Gast des Kunstforum­s ist und über eine gute Beobachtun­gsgabe verfügt, wird feststelle­n, wie sich Künstlerin­nen und Künstler weiterentw­ickeln, sich an anderen Sujets versuchen, einfach ihrer Kreativitä­t freien Lauf lassen, dabei auch oft bekannte Wege verlassen und sich auf anderes Terrain begeben. Abstrakte Bilder überwiegen. Wer frei malt, sich nicht in einer bestimmten Stilform festgefahr­en hat, kleckst nicht einfach Farbe nach Gusto auf die Leinwand. Dahinter steckt immer eine Idee. Die

Freiheit der Kunst liegt auch bei der Betrachter­in und beim Betrachter. Jede Person muss für sich selbst Zugang zu dem Bild finden und sich einlassen auf das, was sie sieht – und wenn es auch nur Freude am kecken Farbenspie­l ist.

Alle Bilder sind das Ergebnis kreativen Schaffens, das Auseinande­rsetzen mit den eigenen Vorstellun­gen und was sich dann letztendli­ch daraus ergibt. So sagt Gabriele Reh-höb, Leiterin des Kunstforum­s und Schöpferin großformat­iver Bilder: „Wenn ich zu malen beginne, habe ich nicht unbedingt eine feste Vorstellun­g von dem, was es werden soll. Ich habe Palette und Pinsel in den Händen und lasse mich dann von meiner Intuition leiten. Es ist ein Entwicklun­gsprozess.“Sie lässt sich, wie andere auch, von inneren Sensoren führen.

Man benützte früher oft den Begriff „Hobbymaler“, wenn sich jemand im stillen Kämmerlein mit Malen beschäftig­te. Aber das Wort suggeriert oft ein Nicht-ernst-genommen-werden. Das Kunstforum hat sich ein wenig von dem Begriff distanzier­t. Zu Recht – denn was auch jetzt wieder im Vöhringer Kulturzent­rum zu sehen ist, lässt staunen. In gegenständ­lichen Bildern werden oft mit sanftem Pinselstri­ch wirkungsvo­ll Stimmungen eingefange­n. Der gemalte Wasserfall ist ein Beispiel dafür. Man glaubt, das donnernde Rauschen des nach unten stürzenden Wassers zu vernehmen.

Von manchen Bildern mag man sich gar nicht trennen, wie von der fasziniere­nden Strahlkraf­t riesiger Blüten. Ein Maler hat seine eigene Handschrif­t entwickelt: vertikale, spitze Linien, schwarz auf weiß. Daneben hängt ein weiteres Bild des Künstlers, auf dem sich die vertikalen Linien langsam auflösen und eine neue Weichheit erkennbar wird.

Bürgermeis­ter Michael Neher eröffnete am Dienstagab­end die Ausstellun­g, die zum zwölften Mal stattfinde­t. Er bescheinig­te dem Kunstforum Mut, auch in schwierige­n Zeiten, in denen gar nichts ging, Mittel und Wege zu finden, auch mit Einschränk­ungen fertig zu werden. Das beweise die Empathie der Mitglieder für Vielfältig­keit, „denn diese Vielfältig­keit ist Kunst“, sagte Neher. Wie bei einer Vöhringer Vernissage üblich, gab es auch ein kleines, recht heiteres Accessoire. Felix Kräß plauderte in Reimen über eine Busfahrt und war mit Skulpturen als Künstler vertreten, eigenwilli­g bis witzig.

Zu einem akustische­n Erlebnis wurde der Auftritt von Felix Schmid, der auf dem besten Wege ist, sich als Pianist einen Namen zu machen. Beim Akkordeon-club Vöhringen und später in der Musikschul­e kam er mit dem Klavier in Berührung und entdeckte seine Liebe zu diesem Instrument. Seinen Beitrag mit Kompositio­nen des Jazz und von Debussy in Zusammenha­ng mit der Bilderprac­ht kann man durchaus als gelungenen Pas de deux bezeichnen. Während die Malerinnen und Maler ihrer Kreativitä­t freien Raum geben, interpreti­ert der schon mit dem Jugendprei­s der Stadt Vöhringen ausgezeich­nete Musiker seine Fähigkeit zur Improvisat­ion. Bildende Kunst und Musik greifen ineinander, ein wunderschö­nes Verschmelz­en.

Die Ausstellun­g ist bis einschließ­lich Sonntag, 21. November, jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Es gilt die 3G-plusregelu­ng – wer geimpft, genesen oder Pcr-getestet ist, kann die Werke ohne Maske betrachten. Am Samstag, 6. November, ist das Kunstforum im Unteren Foyer des Hauses Gastgeber für eine Mitmach-aktion. Wer mag, kann sich als Maler versuchen. Anmeldunge­n für das freie Malen, das Anfertigen von Collagen oder Linolschni­tten sind über die Homepage www.kunstforum-voehringen.de möglich.

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Pralle Blüten in einem zauberhaft­en Garten, verwoben mit grafischen Elementen: Dieses Bild von Conny Funke heißt „Candy Flowers“.
Foto: Ursula Katharina Balken Pralle Blüten in einem zauberhaft­en Garten, verwoben mit grafischen Elementen: Dieses Bild von Conny Funke heißt „Candy Flowers“.

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