Fröhliche Farbenpracht im Oberen Foyer
Kultur Die neue Jahresausstellung des Kunstforums in Vöhringen ist ein Zeichen
für Mut und Kreativität. Bereits die Eröffnung stößt auf großes Interesse
Vöhringen Draußen ziehen Nebelschwaden über das Land und künden von der nahenden dunklen Jahreszeit. Drinnen im Oberen Foyer des Wolfgang-eychmüller-hauses in Vöhringen ist der Frühling erwacht. Farben und Formen zeigen sich in harmonischem Gleichklang. Über allem schwebt eine gewisse Leichtigkeit und Freude darüber, dass sich die Menschen wieder zu einer Vernissage treffen dürfen. Nach langer Abstinenz hat das Kunstforum Vöhringen wieder zu einer Jahresausstellung geladen. Wie sehr sich die Besucherinnen und Besucher nach kulturellem Leben gesehnt haben, wurde durch die große Gästeschar sichtbar.
Wer regelmäßig Gast des Kunstforums ist und über eine gute Beobachtungsgabe verfügt, wird feststellen, wie sich Künstlerinnen und Künstler weiterentwickeln, sich an anderen Sujets versuchen, einfach ihrer Kreativität freien Lauf lassen, dabei auch oft bekannte Wege verlassen und sich auf anderes Terrain begeben. Abstrakte Bilder überwiegen. Wer frei malt, sich nicht in einer bestimmten Stilform festgefahren hat, kleckst nicht einfach Farbe nach Gusto auf die Leinwand. Dahinter steckt immer eine Idee. Die
Freiheit der Kunst liegt auch bei der Betrachterin und beim Betrachter. Jede Person muss für sich selbst Zugang zu dem Bild finden und sich einlassen auf das, was sie sieht – und wenn es auch nur Freude am kecken Farbenspiel ist.
Alle Bilder sind das Ergebnis kreativen Schaffens, das Auseinandersetzen mit den eigenen Vorstellungen und was sich dann letztendlich daraus ergibt. So sagt Gabriele Reh-höb, Leiterin des Kunstforums und Schöpferin großformativer Bilder: „Wenn ich zu malen beginne, habe ich nicht unbedingt eine feste Vorstellung von dem, was es werden soll. Ich habe Palette und Pinsel in den Händen und lasse mich dann von meiner Intuition leiten. Es ist ein Entwicklungsprozess.“Sie lässt sich, wie andere auch, von inneren Sensoren führen.
Man benützte früher oft den Begriff „Hobbymaler“, wenn sich jemand im stillen Kämmerlein mit Malen beschäftigte. Aber das Wort suggeriert oft ein Nicht-ernst-genommen-werden. Das Kunstforum hat sich ein wenig von dem Begriff distanziert. Zu Recht – denn was auch jetzt wieder im Vöhringer Kulturzentrum zu sehen ist, lässt staunen. In gegenständlichen Bildern werden oft mit sanftem Pinselstrich wirkungsvoll Stimmungen eingefangen. Der gemalte Wasserfall ist ein Beispiel dafür. Man glaubt, das donnernde Rauschen des nach unten stürzenden Wassers zu vernehmen.
Von manchen Bildern mag man sich gar nicht trennen, wie von der faszinierenden Strahlkraft riesiger Blüten. Ein Maler hat seine eigene Handschrift entwickelt: vertikale, spitze Linien, schwarz auf weiß. Daneben hängt ein weiteres Bild des Künstlers, auf dem sich die vertikalen Linien langsam auflösen und eine neue Weichheit erkennbar wird.
Bürgermeister Michael Neher eröffnete am Dienstagabend die Ausstellung, die zum zwölften Mal stattfindet. Er bescheinigte dem Kunstforum Mut, auch in schwierigen Zeiten, in denen gar nichts ging, Mittel und Wege zu finden, auch mit Einschränkungen fertig zu werden. Das beweise die Empathie der Mitglieder für Vielfältigkeit, „denn diese Vielfältigkeit ist Kunst“, sagte Neher. Wie bei einer Vöhringer Vernissage üblich, gab es auch ein kleines, recht heiteres Accessoire. Felix Kräß plauderte in Reimen über eine Busfahrt und war mit Skulpturen als Künstler vertreten, eigenwillig bis witzig.
Zu einem akustischen Erlebnis wurde der Auftritt von Felix Schmid, der auf dem besten Wege ist, sich als Pianist einen Namen zu machen. Beim Akkordeon-club Vöhringen und später in der Musikschule kam er mit dem Klavier in Berührung und entdeckte seine Liebe zu diesem Instrument. Seinen Beitrag mit Kompositionen des Jazz und von Debussy in Zusammenhang mit der Bilderpracht kann man durchaus als gelungenen Pas de deux bezeichnen. Während die Malerinnen und Maler ihrer Kreativität freien Raum geben, interpretiert der schon mit dem Jugendpreis der Stadt Vöhringen ausgezeichnete Musiker seine Fähigkeit zur Improvisation. Bildende Kunst und Musik greifen ineinander, ein wunderschönes Verschmelzen.
Die Ausstellung ist bis einschließlich Sonntag, 21. November, jeden Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Es gilt die 3G-plusregelung – wer geimpft, genesen oder Pcr-getestet ist, kann die Werke ohne Maske betrachten. Am Samstag, 6. November, ist das Kunstforum im Unteren Foyer des Hauses Gastgeber für eine Mitmach-aktion. Wer mag, kann sich als Maler versuchen. Anmeldungen für das freie Malen, das Anfertigen von Collagen oder Linolschnitten sind über die Homepage www.kunstforum-voehringen.de möglich.