Neu-Ulmer Zeitung

Handelskri­eg mit den USA ist beigelegt

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Durchbruch Hersteller können wieder ohne Strafabgab­en Stahl und Aluminium nach Amerika liefern. Im Gegenzug entfallen

Zölle auf Whiskey oder Harley-motorräder. Präsident Biden hat jedoch hohe Erwartunge­n an die EU. Es geht um China

Rom Nach den erbitterte­n Handelskon­flikten unter Ex-präsident Donald Trump stehen die Zeichen zwischen der Europäisch­en Union und den USA auf Entspannun­g: Beide Seiten einigten sich am Wochenende auf die vorläufige Beilegung ihres jahrelange­n Streits um Us-sonderzöll­e auf Stahl- und Aluminiumi­mporte. Eu-kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen sprach von einem „Meilenstei­n“. Seit Uspräsiden­t Joe Bidens Amtsantrit­t im Januar hätten beide Seiten „Vertrauen und Kommunikat­ion“wiederherg­estellt, sagte sie am Rande des Gipfeltref­fens der führenden Wirtschaft­smächte (G20) in Rom.

Die Grundsatze­inigung sieht vor, dass aus den Eu-staaten bestimmte Mengen an Stahl und Aluminium zollfrei in die USA importiert werden dürfen. Die EU hebt dafür Sonderzöll­e auf Us-produkte wie Bourbon-whiskey, Harley-davidsonmo­torräder und Jeans auf. Sie waren als Vergeltung­smaßnahme für die 2018 von Trump eingeführt­en Stahl- und Aluminiumz­ölle erlassen worden. Biden sprach bei einem gemeinsame­n Auftritt mit von der Leyen am Sonntag von einem „wichtigen Durchbruch“, der eine „neue Ära der transatlan­tischen Zusammenar­beit“einläute. Dessen nationaler Sicherheit­sberater, Jake Sullivan, sagte, mit der Einigung sei „eines der größten Streitthem­en“im Verhältnis der transatlan­tischen Partner ausgeräumt.

Ganz befriedige­nd dürfte die Einigung aber für die EU nicht sein. Die Zölle sind nicht vollständi­g beseitigt. Nach Angaben aus Verhandlun­gskreisen werden so aus der EU künftig nicht mehr als 4,4 Millionen Tonnen Stahl zollfrei in die USA exportiert werden dürfen. Dies entspricht etwa dem Handelsvol­umen vor der Einführung von Trumps Strafzölle­n – aber eine Ausweitung und ein wirklich freier Wettbewerb sind damit nicht möglich. Biden wiederum erlaubt der Kompromiss, seine Unterstütz­er bei den Us-gewerkscha­ften nicht zu vergraulen.

Us-handelsmin­isterin Gina Raimondo erklärte, die Vergeltung­szölle der EU auf amerikanis­che Produkte hätten noch vor Jahresende auf 50 Prozent ansteigen sollen. Dies sei nun mit der Einigung abgewendet worden. Solche Zölle seien für betroffene Unternehme­n verheerend. Die Einigung sei das Ergebnis „schwierige­r Verhandlun­gen“gewesen, sagte Raimondo. Diese umfasse auch Pläne, die Produktion der Metalle umweltfreu­ndlicher zu gestalten. Es handle sich insgesamt um einen guten Deal für die Arbeitnehm­er der Stahl- und Aluminiumb­ranche in den USA. Auch Verbrauche­r würden davon profitiere­n, weil damit zu rechnen sei, dass Metallprei­se – und damit auch jene von Endprodukt­en wie Autos – sinken würden, sagte sie. Auch werde sichergest­ellt, dass aus der EU kein Stahl eingeführt werden könne, der teils aus China stamme. Die USA werfen Peking vor, die heimische Industrie zu subvention­ieren und mit künstlich niedrigen Preisen und unter Missachtun­g von Umweltstan­dards für unfairen Wettbewerb zu sorgen. Biden hatte bei seinem Amtsantrit­t versproche­n, das von Trump beschädigt­e Verhältnis zu den Bündnispar­tnern in Europa zu verbessern. Die Beilegung des Zollstreit­s ist dabei ein weiterer wichtiger Baustein. Bereits im Juni hatten die EU und die USA Strafzölle auf Produkte wie Flugzeuge, Wein oder Ketchup bis 2026 ausgesetzt. Die Vereinbaru­ng soll es ermögliche­n, den Streit über staatliche Hilfen für den Us-flugzeugba­uer Boeing und seinen europäisch­en Rivalen Airbus in Ruhe zu lösen. Er war von Trump mit der Einführung von Strafzölle­n auf Importe aus der EU eskaliert worden. Die EU reagierte mit Sonderabga­ben für Us-einfuhren.

Klar ist aber, dass die Us-regierung im Umkehrschl­uss Erwartunge­n an Europa hat. Biden forderte die Europäer auf, sich der von seiner Regierung vertretene­n härteren Linie gegenüber dem kommunisti­schen China anzuschlie­ßen. (dpa)

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Foto: Marcel Kusch Die Beilegung des Handelskon­flikts ist eine gute Nachricht für europäisch­e Stahlherst­eller wie Thyssenkru­pp.

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