In den Wüsten zum Erfolg gereist
Reisefotografie In seinem neusten Buch schaut Michael Martin auf seine Karriere und gibt Foto-tipps
Das erste Geo-heft 1976 war für den 15-jährigen Michael Martin „das Fenster zur Welt“. Auch ein professioneller Diavortrag beeindruckte den Schüler nachhaltig. Mehr als 40 Jahre später ist der in Gersthofen bei Augsburg Geborene selbst ein erfolgreicher Vortragsreisender.
Geo widmete ihm sogar eine Sonderausgabe.„ich will mehr als schöne Bilder zeigen und abenteuerliche Geschichten erleben“, schreibt er im Vorwort zu seinem Buch „Die Welt im Sucher“, in dem er die Lesenden nicht nur auf seine Reisen mitnimmt, sondern sie auch teilhaben lässt an den Anfängen seiner Karriere und am Ende auch noch
in seine Ausrüstung gewährt. Der Vater prägte ihn, schreibt der heute 58-Jährige dankbar. Auch der Mutter habe er viel zu verdanken. In der Schulzeit fühlte er sich eher als „Mauerblümchen“, das Ingenieurstudium tauschte er gegen das „Orchideenfach“Geografie, das er nach langen elf Jahren immerhin mit einem Diplom abschloss – inzwischen Vater einer Tochter und erfahrener Reisender.
Immerhin führte seine erste Reise den 17-Jährigen schon nach Marokko – mit dem besten Freund und auf einem Mofa. Als Fotograf, schreibt Martin, sei er Autodidakt. Doch er profitierte von der „Goldenen Zeit
Reisefotografie“, auch wenn die Anfangsjahre eine wahre „Ochsentour“waren: Sein Werdegang war „kein Sprung zum Erfolg, sondern ein Marathonlauf“, schreibt er. Doch mit „Planet Wüste“schaffte er als „Wüstenfotograf“den Durchbruch. Inzwischen hat sich sein Blick geweitet, Terra heißt sein nächstes, ambitioniertes Ziel. Und Martin schaut mit kritischen Augen auf die Veränderung der Welt, die Vernichtung von Lebensräumen, die Zerstörung von Landschaften und Traditionen, den Klimawandel.
Lange Jahre war das Motorrad sein Markenzeichen, wobei er sich eher als „Fotograf, der auch Motoreinblicke rad fährt“sah. Aber er war auch zu Fuß mit schwerem Gepäck unterwegs, auf Skiern mit einem Pulka, im Zodiac oder im Kleinflugzeug.
„Meine Reisen sind in erster Linie Arbeit“, erklärt er, und dass er zwischen beruflicher und privater Fotografie trennt, „denn sonst könnte ich nie abschalten“. Für alle, die Ambitionen haben, es ihm nachzutun, gibt es in dem Buch ausführlich Tipps zur Wahl der Motive, zur Bildgestaltung, zur Kunst des Porträts und auch zur Drohnenfotografie („für mich pure Magie“). Auch über die Organisation eines Diavortrags und die Entstehung eines Bildbands gibt der Profi Auskunft. Seider nen Fans versichert er, dass er „weiter reisen und interessante Gebiete unseres Planeten besuchen werde“. Er werde aber „noch genauer hinsehen und die Schattenseiten differenzierter zeigen“. Schließlich wollte er „schon immer die Welt erklären“.
Das ist vielleicht ein zu großer Anspruch – auch an einen erfolgreichen Fotografen wie Michael Martin. Aber sein Buch ist ein Plädoyer nicht nur für die Reisefotografie, sondern auch fürs Reisen und die Begegnung mit anderen Menschen und ihren Kulturen. Lilo Solcher