FCA jubelt ausgiebig
Fußball Die Augsburger gewinnen mit 4:1 gegen den VFB Stuttgart. Die Anfangsphase ist schwach, danach aber steigern sich die Gastgeber in einen Spielrausch. Worauf es nun ankommt
Augsburg Wenn die Fans am Ende davon singen, wie schön denn nun alles sei, kann in der Gesamtgestaltung des Nachmittags nicht alles falsch gewesen sein. 20 Minuten lang hatte der FC Augsburg an seine schlechte Seite in der Fußball-bundesliga erinnert und mit 0:1 zurückgelegen. Nach einer Steigerung und einem gleichzeitigen Totalausfall des bis dahin sehr überzeugend wirkenden Stuttgarters Spielsystems gewann der FCA am Sonntag doch noch mit 4:1 gegen den VFB. Ein Ergebnis, das einem Befreiungsschlag gleichkommt, wenngleich es sich in der Tabelle zumindest nicht in einem großen Sprung niederschlägt. Der FCA ist nach wie vor auf Platz 16, hat aber dafür gesorgt, dass im Team und im Umfeld der Glaube an ein weiteres Jahr Bundesliga stark gewachsen ist.
Vor allem das 1:4 in Mainz vor gut einer Woche hatte Zweifel gebracht, ob die Mannschaft die Qualität für die deutsche Eliteliga hat. Der Sonntag nun hat die meisten dieser Zweifel vertrieben wie ein starker Wind hartnäckige Regenwolken. Die Sonne scheint also wieder über dem FCA. Zumindest vorerst. Denn wenn die Mannschaft in dieser Saison eine Konstante zeigt, ist es ihre Inkonstanz. Trainer Markus Weinzierl hatte schon häufig darauf hingewiesen, dass über 90 Minuten eine Topleistung gelingen muss, um in der Bundesliga zu gewinnen. Gegen Bielefeld misslang das nach der Pause, in Bochum im Pokal kam die Mannschaft erst ab Hälfte zwei in Schwung. Und nun gegen Stuttgart tat sie sich mit der Anfangsphase sehr schwer. Fehlerhaft im Spielaufbau, passiv in den Zweikämpfen, es muss wohl als glücklich bezeichnet werden, dass das Stuttgart nur zum 1:0 durch Führich genutzt hatte (7.). Weil die Gäste aber ebenso stark nachließen, wie die Gastgeber zulegten, stand am Ende ein klarer Heimsieg.
„Die Art und Weise war beeindruckend. Wir dürfen jetzt aber keinen Millimeter nachlassen“, forderte Stefan Reuter. Der Geschäftsführer Sport war zuletzt in der Kritik gestanden. Nach intensiven Gesprächen aber hatte die Vereinsführung entschieden, in der jetzigen Konstellation gemeinsam gegen die Krise anzukämpfen. Ende der Personaldiskussionen also. Mit dem Sieg am Sonntag dürfte noch mehr Ruhe rund um den FCA einkehren.
Für Weinzierl war es der 50. Sieg als Fca-trainer. Er marschierte nach Spielschluss recht zügig auf den Rasen, umarmte seine Spieler, allen voran Jeffrey Gouweleeuw. Der Kapitän hatte zur Pause kurz vor einer Auswechslung gestanden. Gouweleeuw hatte schon die Gelbe Karte gesehen, foulte und meckerte aber weiter. Schiedsrichter Patrick Ittrich zeigte recht deutlich, dass er das nicht länger akzeptieren werde. Eine weitere Unsportlichkeit – und der Kapitän wäre draußen. Weinzierl sprach mit ihm, holte sich das Versprechen auf Besserung und wurde für sein Vertrauen belohnt. Gouweleeuw hielt sich zurück, markierte zudem noch den Treffer zum 2:1 (53.). Die weiteren Tore für den FCA erzielten Reece Oxford (30.), Florian Niederlechner (72.) und Alfred Finnbogason (81.).
Bevor sich die Fca-spieler bei ihren Fans unter den 17500 Zuschauern bedankten, holte sie Weinzierl zu einem Kreis zusammen. Er sprach nicht lange, aber deutlich. Er lobte die Spieler, nachdem er sie zuletzt kritisiert und stark in die Verantwortung genommen hatte. Die Spieler hätten zuletzt viel zu hören bekommen, so Weinzierl später. Wenig Positives. Deshalb „ist eine solche Reaktion aller Ehren wert. Ein Riesenkompliment“, meinte der Fca-trainer.
Er hatte diesmal darauf bestanden, dass sich seine Mannschaft mehr am Kurzpassspiel versuche. Weinzierl wollte weniger lange und hohe Bälle sehen. Gut ging das nicht immer, vor allem nicht in Hälfte eins, als noch viel Verunsicherung im Fca-trikot steckte. Nach der Pause aber wurde es besser. Zudem hat Weinzierl wieder mehr personelle Möglichkeiten. Alfred Finnbogason stand erstmals in der Liga in der Startelf, auch Niklas Dorsch und Florian Niederlechner sind zurück. Das gibt Zuversicht. Die Fans feierten jedenfalls. Unter ihnen war auch Marco Richter, der nun bei Hertha BSC spielt. Er war als Gast im Stadion, auf dem Rasen trifft man sich Ende November in Berlin wieder. FC Augsburg Gikiewicz – Gumny, Gouwe leeuw, Oxford, Pedersen (85. Framberger) – A. Maier (69. Dorsch), Strobl (61. Grue zo) – Caligiuri (61. An. Hahn), Finnboga son, Vargas (69. Niederlechner) – Zeqiri Stuttgart Bredlow – Anton, Ito (67. Sten zel), Kempf (39. Mola) – Führich (22. Cou libaly), Endo, Mangala, Sosa – Didavi (46. Förster), Klimowicz (67. Faghir) – Al Ghad dioui
Schiedsrichter Patrick Ittrich (Hamburg) Zuschauer 17 500
Tore 0:1 Führich (7.), 1:1 Oxford (30.), 2:1 Gouweleeuw (53.), 3:1 Niederlechner (72.), 4:1 Finnbogason (81.) ankommen. Denn: Die exorbitant hohe Bayern-pleite war nichts weniger als eines dieser ganz seltenen Ereignisse, das sich irgendwo zwischen Urknall und totaler Mondfinsternis einsortiert. Gegen Union Berlin standen die wahren Bayern-profis auf dem Rasen – nicht deren Abbilder aus Wachs. Lewandowski jagte Torrekorde, und Müller, klar, der müllerte.
Allgemein schienen sich die Bundesligisten angesichts der Aufregung nach Normalität zu sehnen. Favoriten und Außenseiter fügten sich. Das Schockerlebnis unter der Woche saß tief, weitere Überraschungen waren unerwünscht. Nicht auszudenken, wenn plötzlich Greuther Fürth oder Arminia Bielefeld den Platz als Sieger verlassen hätten. Seit Saisonbeginn werden sie als Absteiger in die Zweitklassigkeit gehandelt – daran sollen sie sich bitte auch halten.
Doch keine Regel ohne Ausnahme. Dass sich der SC Freiburg hartnäckig in den Champions-league-rängen hält, konnte niemand vorhersehen.
Wäre aber auch langweilig, wenn immer alles nach Plan läuft.