Neu-Ulmer Zeitung

FCA jubelt ausgiebig

- VON MARCO SCHEINHOF

Fußball Die Augsburger gewinnen mit 4:1 gegen den VFB Stuttgart. Die Anfangspha­se ist schwach, danach aber steigern sich die Gastgeber in einen Spielrausc­h. Worauf es nun ankommt

Augsburg Wenn die Fans am Ende davon singen, wie schön denn nun alles sei, kann in der Gesamtgest­altung des Nachmittag­s nicht alles falsch gewesen sein. 20 Minuten lang hatte der FC Augsburg an seine schlechte Seite in der Fußball-bundesliga erinnert und mit 0:1 zurückgele­gen. Nach einer Steigerung und einem gleichzeit­igen Totalausfa­ll des bis dahin sehr überzeugen­d wirkenden Stuttgarte­rs Spielsyste­ms gewann der FCA am Sonntag doch noch mit 4:1 gegen den VFB. Ein Ergebnis, das einem Befreiungs­schlag gleichkomm­t, wenngleich es sich in der Tabelle zumindest nicht in einem großen Sprung niederschl­ägt. Der FCA ist nach wie vor auf Platz 16, hat aber dafür gesorgt, dass im Team und im Umfeld der Glaube an ein weiteres Jahr Bundesliga stark gewachsen ist.

Vor allem das 1:4 in Mainz vor gut einer Woche hatte Zweifel gebracht, ob die Mannschaft die Qualität für die deutsche Eliteliga hat. Der Sonntag nun hat die meisten dieser Zweifel vertrieben wie ein starker Wind hartnäckig­e Regenwolke­n. Die Sonne scheint also wieder über dem FCA. Zumindest vorerst. Denn wenn die Mannschaft in dieser Saison eine Konstante zeigt, ist es ihre Inkonstanz. Trainer Markus Weinzierl hatte schon häufig darauf hingewiese­n, dass über 90 Minuten eine Topleistun­g gelingen muss, um in der Bundesliga zu gewinnen. Gegen Bielefeld misslang das nach der Pause, in Bochum im Pokal kam die Mannschaft erst ab Hälfte zwei in Schwung. Und nun gegen Stuttgart tat sie sich mit der Anfangspha­se sehr schwer. Fehlerhaft im Spielaufba­u, passiv in den Zweikämpfe­n, es muss wohl als glücklich bezeichnet werden, dass das Stuttgart nur zum 1:0 durch Führich genutzt hatte (7.). Weil die Gäste aber ebenso stark nachließen, wie die Gastgeber zulegten, stand am Ende ein klarer Heimsieg.

„Die Art und Weise war beeindruck­end. Wir dürfen jetzt aber keinen Millimeter nachlassen“, forderte Stefan Reuter. Der Geschäftsf­ührer Sport war zuletzt in der Kritik gestanden. Nach intensiven Gesprächen aber hatte die Vereinsfüh­rung entschiede­n, in der jetzigen Konstellat­ion gemeinsam gegen die Krise anzukämpfe­n. Ende der Personaldi­skussionen also. Mit dem Sieg am Sonntag dürfte noch mehr Ruhe rund um den FCA einkehren.

Für Weinzierl war es der 50. Sieg als Fca-trainer. Er marschiert­e nach Spielschlu­ss recht zügig auf den Rasen, umarmte seine Spieler, allen voran Jeffrey Gouweleeuw. Der Kapitän hatte zur Pause kurz vor einer Auswechslu­ng gestanden. Gouweleeuw hatte schon die Gelbe Karte gesehen, foulte und meckerte aber weiter. Schiedsric­hter Patrick Ittrich zeigte recht deutlich, dass er das nicht länger akzeptiere­n werde. Eine weitere Unsportlic­hkeit – und der Kapitän wäre draußen. Weinzierl sprach mit ihm, holte sich das Verspreche­n auf Besserung und wurde für sein Vertrauen belohnt. Gouweleeuw hielt sich zurück, markierte zudem noch den Treffer zum 2:1 (53.). Die weiteren Tore für den FCA erzielten Reece Oxford (30.), Florian Niederlech­ner (72.) und Alfred Finnbogaso­n (81.).

Bevor sich die Fca-spieler bei ihren Fans unter den 17500 Zuschauern bedankten, holte sie Weinzierl zu einem Kreis zusammen. Er sprach nicht lange, aber deutlich. Er lobte die Spieler, nachdem er sie zuletzt kritisiert und stark in die Verantwort­ung genommen hatte. Die Spieler hätten zuletzt viel zu hören bekommen, so Weinzierl später. Wenig Positives. Deshalb „ist eine solche Reaktion aller Ehren wert. Ein Riesenkomp­liment“, meinte der Fca-trainer.

Er hatte diesmal darauf bestanden, dass sich seine Mannschaft mehr am Kurzpasssp­iel versuche. Weinzierl wollte weniger lange und hohe Bälle sehen. Gut ging das nicht immer, vor allem nicht in Hälfte eins, als noch viel Verunsiche­rung im Fca-trikot steckte. Nach der Pause aber wurde es besser. Zudem hat Weinzierl wieder mehr personelle Möglichkei­ten. Alfred Finnbogaso­n stand erstmals in der Liga in der Startelf, auch Niklas Dorsch und Florian Niederlech­ner sind zurück. Das gibt Zuversicht. Die Fans feierten jedenfalls. Unter ihnen war auch Marco Richter, der nun bei Hertha BSC spielt. Er war als Gast im Stadion, auf dem Rasen trifft man sich Ende November in Berlin wieder. FC Augsburg Gikiewicz – Gumny, Gouwe‰ leeuw, Oxford, Pedersen (85. Framberger) – A. Maier (69. Dorsch), Strobl (61. Grue‰ zo) – Caligiuri (61. An. Hahn), Finnboga‰ son, Vargas (69. Niederlech­ner) – Zeqiri Stuttgart Bredlow – Anton, Ito (67. Sten‰ zel), Kempf (39. Mola) – Führich (22. Cou‰ libaly), Endo, Mangala, Sosa – Didavi (46. Förster), Klimowicz (67. Faghir) – Al Ghad‰ dioui

Schiedsric­hter Patrick Ittrich (Hamburg) Zuschauer 17 500

Tore 0:1 Führich (7.), 1:1 Oxford (30.), 2:1 Gouweleeuw (53.), 3:1 Niederlech­ner (72.), 4:1 Finnbogaso­n (81.) ankommen. Denn: Die exorbitant hohe Bayern-pleite war nichts weniger als eines dieser ganz seltenen Ereignisse, das sich irgendwo zwischen Urknall und totaler Mondfinste­rnis einsortier­t. Gegen Union Berlin standen die wahren Bayern-profis auf dem Rasen – nicht deren Abbilder aus Wachs. Lewandowsk­i jagte Torrekorde, und Müller, klar, der müllerte.

Allgemein schienen sich die Bundesligi­sten angesichts der Aufregung nach Normalität zu sehnen. Favoriten und Außenseite­r fügten sich. Das Schockerle­bnis unter der Woche saß tief, weitere Überraschu­ngen waren unerwünsch­t. Nicht auszudenke­n, wenn plötzlich Greuther Fürth oder Arminia Bielefeld den Platz als Sieger verlassen hätten. Seit Saisonbegi­nn werden sie als Absteiger in die Zweitklass­igkeit gehandelt – daran sollen sie sich bitte auch halten.

Doch keine Regel ohne Ausnahme. Dass sich der SC Freiburg hartnäckig in den Champions-league-rängen hält, konnte niemand vorhersehe­n.

Wäre aber auch langweilig, wenn immer alles nach Plan läuft.

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Fotos: Ulrich Wagner Reece Oxford glich den 1:0‰Vorsprung der Gäste aus.
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Alfred Finnbogaso­n setzte den Schluss‰ punkt zum 4:1 gegen Stuttgart.
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Florian Niederlech­ner feiert mit den Kol‰ legen seinen Treffer zum 3:1.
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Jeffrey Gouweleeuw erzielte die 2:1‰Füh‰ rung der Augsburger.

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