Ein besonderes Derby
Eishockey Augsburg gastiert an diesem Dienstag in Ingolstadt. Ein Duell, das von spezieller
Rivalität begleitet wird. Eine Szene aus dem Jahr 2011 spiegelt das eindrucksvoll wider
Augsburg Spiele der Augsburger Panther gegen den ERC Ingolstadt gehören zu den intensivsten. In einer stark bayerisch geprägten DEL mit gleich fünf Klubs, die im Freistaat beheimatet sind, stehen Derbys zwangsläufig sehr oft auf dem Spielplan. Die gegen Ingolstadt genießen aber, neben denen gegen München, einen besonderen Stellenwert. Stets sind die jeweiligen Gästefanblöcke voll. Gerade mal eine Stunde Autofahrt liegt zwischen den beiden Hallen. Hingebungsvoll überziehen sich die gegnerischen Fangruppen mit Schmähgesängen.
Oft lassen sich die Akteure auf dem Eis von dieser hitzigen Stimmung anstecken. Legendär eine Szene aus dem Dezember des Jahres 2011, als Augsburgs Sean O’connor und Ingolstadts Jeremy Reich unmittelbar nach dem Eröffnungsbully die Handschuhe fallen ließen und sich im Curt-frenzel-stadion einen gepflegten Faustkampf lieferten.
Ein wackliges Handyvideo auf Youtube zeigt das Geschehen und hat im Laufe der Jahre rund 22500 Aufrufe gesammelt. Darauf gut zu hören wie die Augsburger Zuschauer den Punktsieg des Aev-kapitäns mit stürmischem Beifall quittierten. Später endete auch das Spiel mit einem 3:2-Sieg der Gastgeber.
Nicht ganz passt zu dieser kleinen Geschichte die Tatsache, dass O’connor, von den Fans liebevoll Hooligan gerufen (Grund sind 145 und 154 Strafminuten in seinen zwei Jahren in Augsburg), in der folgenden Saison ausgerechnet beim ERCI spielte. Der Seitenwechsel hatte zum Zeitpunkt des Faustkampfes mit Reich intern wohl schon die Runde gemacht und O’connor wollte offenbar klar stellen, dass er bis zum Ende seiner Zeit in Augsburg alles für die Panther geben werde.
Nicht erst seit O’connors Zeiten werden Profis, die zwischen den Klubs aus Augsburg und Ingolstadt hin- oder herwechseln, von den Fans eher kritisch gesehen. Zuletzt hatte Hans Detsch diesen Schritt gewagt, als ihn Erci-sportdirektor Larry Mitchell 2019 für zwei Jahre aus Schwaben zu den Oberbayern holte. Mittlerweile spielt Detsch allerdings beim Zweitligisten EC Kassel Huskies.
In dieser Saison treffen Augsburg und Ingolstadt am Dienstag (19.30 Uhr/saturn Arena) zum zweiten
Mal aufeinander. Das erste Duell im Curt-frenzel-stadion endete mit einem 2:1-Heimsieg des AEV. Brad Mcclure hatte in der Verlängerung den entscheidenden Treffer erzielt.
Ingolstadt hat sich nach einem reichlich durchwachsenen Saisonstart einigermaßen stabilisiert und steht nach einem 4:2-Sieg am vergangenen Sonntag in Schwenningen auf Platz neun der DEL. Augsburg dagegen hat es bisher nicht geschafft, sich in der Play-off-region festzubeißen. Am Freitag setzte es für den Tabellenzwölften eine bittere 4:5-Niederlage in Krefeld. „Wir müssen auswärts besser spielen. Die Liga ist einfach sehr ausgeglichen. Wir hatten schon einige gute Comebacks und haben dadurch auch gepunktet. Aber das hat diesmal nicht geklappt“, sagte Panther-trainer Mark Pederson und wirkte dabei reichlich angefressen.
Sein Ingolstädter Kollege Doug Shedden dagegen sprach in Schwenningen von einem „großen Auswärtssieg“. Zuletzt habe man zu selten die Resultate gehabt, die man brauche und wolle. Fakt ist: Dem deutschem Meister von 2014 mangelt es (noch) an Konstanz. Augenfällig ist mit Blick auf die Statistik auch, dass Ingolstadt und Augsburg vor allem in Unterzahl schwächeln. Der ERCI belegt mit einer Quote von 76,67 Prozent Platz zwölf, die Panther mit 72,73 Prozent gar nur Rang 14. Immerhin: Diese Zahlen lassen ein torreiches Spiel erwarten, sollten sich die Spieler von den Emotionen auf den Rängen anstecken lassen und verstärkt Strafzeiten kassieren.