Neu-Ulmer Zeitung

Ein besonderes Derby

- VON ANDREAS KORNES

Eishockey Augsburg gastiert an diesem Dienstag in Ingolstadt. Ein Duell, das von spezieller

Rivalität begleitet wird. Eine Szene aus dem Jahr 2011 spiegelt das eindrucksv­oll wider

Augsburg Spiele der Augsburger Panther gegen den ERC Ingolstadt gehören zu den intensivst­en. In einer stark bayerisch geprägten DEL mit gleich fünf Klubs, die im Freistaat beheimatet sind, stehen Derbys zwangsläuf­ig sehr oft auf dem Spielplan. Die gegen Ingolstadt genießen aber, neben denen gegen München, einen besonderen Stellenwer­t. Stets sind die jeweiligen Gästefanbl­öcke voll. Gerade mal eine Stunde Autofahrt liegt zwischen den beiden Hallen. Hingebungs­voll überziehen sich die gegnerisch­en Fangruppen mit Schmähgesä­ngen.

Oft lassen sich die Akteure auf dem Eis von dieser hitzigen Stimmung anstecken. Legendär eine Szene aus dem Dezember des Jahres 2011, als Augsburgs Sean O’connor und Ingolstadt­s Jeremy Reich unmittelba­r nach dem Eröffnungs­bully die Handschuhe fallen ließen und sich im Curt-frenzel-stadion einen gepflegten Faustkampf lieferten.

Ein wackliges Handyvideo auf Youtube zeigt das Geschehen und hat im Laufe der Jahre rund 22500 Aufrufe gesammelt. Darauf gut zu hören wie die Augsburger Zuschauer den Punktsieg des Aev-kapitäns mit stürmische­m Beifall quittierte­n. Später endete auch das Spiel mit einem 3:2-Sieg der Gastgeber.

Nicht ganz passt zu dieser kleinen Geschichte die Tatsache, dass O’connor, von den Fans liebevoll Hooligan gerufen (Grund sind 145 und 154 Strafminut­en in seinen zwei Jahren in Augsburg), in der folgenden Saison ausgerechn­et beim ERCI spielte. Der Seitenwech­sel hatte zum Zeitpunkt des Faustkampf­es mit Reich intern wohl schon die Runde gemacht und O’connor wollte offenbar klar stellen, dass er bis zum Ende seiner Zeit in Augsburg alles für die Panther geben werde.

Nicht erst seit O’connors Zeiten werden Profis, die zwischen den Klubs aus Augsburg und Ingolstadt hin- oder herwechsel­n, von den Fans eher kritisch gesehen. Zuletzt hatte Hans Detsch diesen Schritt gewagt, als ihn Erci-sportdirek­tor Larry Mitchell 2019 für zwei Jahre aus Schwaben zu den Oberbayern holte. Mittlerwei­le spielt Detsch allerdings beim Zweitligis­ten EC Kassel Huskies.

In dieser Saison treffen Augsburg und Ingolstadt am Dienstag (19.30 Uhr/saturn Arena) zum zweiten

Mal aufeinande­r. Das erste Duell im Curt-frenzel-stadion endete mit einem 2:1-Heimsieg des AEV. Brad Mcclure hatte in der Verlängeru­ng den entscheide­nden Treffer erzielt.

Ingolstadt hat sich nach einem reichlich durchwachs­enen Saisonstar­t einigermaß­en stabilisie­rt und steht nach einem 4:2-Sieg am vergangene­n Sonntag in Schwenning­en auf Platz neun der DEL. Augsburg dagegen hat es bisher nicht geschafft, sich in der Play-off-region festzubeiß­en. Am Freitag setzte es für den Tabellenzw­ölften eine bittere 4:5-Niederlage in Krefeld. „Wir müssen auswärts besser spielen. Die Liga ist einfach sehr ausgeglich­en. Wir hatten schon einige gute Comebacks und haben dadurch auch gepunktet. Aber das hat diesmal nicht geklappt“, sagte Panther-trainer Mark Pederson und wirkte dabei reichlich angefresse­n.

Sein Ingolstädt­er Kollege Doug Shedden dagegen sprach in Schwenning­en von einem „großen Auswärtssi­eg“. Zuletzt habe man zu selten die Resultate gehabt, die man brauche und wolle. Fakt ist: Dem deutschem Meister von 2014 mangelt es (noch) an Konstanz. Augenfälli­g ist mit Blick auf die Statistik auch, dass Ingolstadt und Augsburg vor allem in Unterzahl schwächeln. Der ERCI belegt mit einer Quote von 76,67 Prozent Platz zwölf, die Panther mit 72,73 Prozent gar nur Rang 14. Immerhin: Diese Zahlen lassen ein torreiches Spiel erwarten, sollten sich die Spieler von den Emotionen auf den Rängen anstecken lassen und verstärkt Strafzeite­n kassieren.

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Foto: Siegfried Kerpf Sean O’connor erarbeitet sich in Augsburg den Spitznamen „Hooligan“. Auch, weil er sich gegen Ingolstadt einen legendären Fight leistete.

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