Neu-Ulmer Zeitung

Die Crew bleibt locker

-

Raumfahrt Warum rund 24 Stunden vor dem geplanten Start der Flug mit dem deutschen

Astronaute­n Matthias Maurer ins All auf Mittwoch verschoben wurde

Cape Canaveral Nach einer Verschiebu­ng wegen eines Sturms über dem Atlantik soll der deutsche Astronaut Matthias Maurer nun am Mittwoch (3. November) ins All fliegen. Gemeinsam mit den Nasakolleg­en Thomas Marshburn, Raja Chari und Kayla Barron wird Maurer mit einem „Crew Dragon“der privaten Raumfahrtf­irma Spacex von Elon Musk vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral abheben und zur Raumstatio­n ISS fliegen. Erstmals nach drei Jahren würde damit wieder ein Deutscher ins All fliegen, zuletzt war 2018 Alexander Gerst auf der ISS. Maurer wäre der zwölfte Deutsche im All, der vierte auf der ISS – und der erste, der mit einem „Crew Dragon“dorthin geflogen ist.

Eigentlich war der Start für Sonntag geplant, aber rund 24 Stunden vor dem Start kündigte die Usraumfahr­tbehörde Nasa die Verschiebu­ng auf Mittwoch an. Zwar herrschten in Cape Canaveral selbst „fantastisc­he Konditione­n“, wie Will Ulrich, zuständige­r Wetterexpe­rte der Nasa, sagte. Der Weltraumba­hnhof liegt direkt bei palmengesä­umten Stränden in einem bei Touristen beliebten Gebiet. Der Ort Cape Canaveral wirbt mit dem Slogan „Sun, Space and Sea“– Sonne, Weltraum und Meer.

Ein „großes Sturm-system“im weiteren Verlauf der Flugstreck­e über dem Atlantik, das für starke Winde sorgte, führte aber schließlic­h zur Verschiebu­ng. Geplant ist der Start nun für kommenden Mittwoch um 1.10 Uhr Ortszeit. Das entspricht 6.10 Uhr mitteleuro­päischer Zeit – nachdem am Sonntag die Uhren von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgest­ellt wurden. Die Chancen für günstiges Wetter zum neuen Starttermi­n liegen laut Nasa bei 80 Prozent.

Die Verschiebu­ng des Starts sei von der Crew um Maurer „sehr profession­ell“aufgenomme­n worden, sagte der Chef der Deutschen Raumfahrta­gentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Walther Pelzer. Maurer selbst kommentier­te per Twitter: „Genießen Sie Ihren Sonntagssc­hlaf und ein paar weitere Tage, um sich an den Wechsel von MESZ zu MEZ zu gewöhnen.“Er hoffe auf einen „Bilderbuch-nachtstart“, hatte Maurer noch einige Stunden vor der Verschiebu­ng bei einer Pressekonf­erenz gesagt.

Die Zeit bis zum neuen Starttermi­n verbringe die Crew mit Routinearb­eiten, erklärte Pelzer. „Sie haben Gelegenhei­t, einiges noch einmal im Detail durchzugeh­en. Und es ist Zeit für den Kontakt mit Familie und Freunden.“Derzeit sei nicht geplant, wegen der Verschiebu­ng Experiment­e auf der ISS zu kürzen oder zu streichen. „Es kann sein, dass man Dinge komprimier­t.“

Auf der ISS soll Maurer in rund 400 Kilometern Höhe etwa sechs Monate lang zahlreiche Experiment­e durchführe­n und auch einen Außeneinsa­tz absolviere­n. „Bei zwischen 100 und 150 Experiment­en, die wir dann durchführe­n, da ist schon eine gewisse Erwartungs­haltung da“, sagte Maurer. „Ich werde mein Bestes geben, dass da auch wirklich dann die besten Ergebnisse rauskommen.“Mit 51 Jahren ist Maurer der älteste deutsche Raumfahrer bei einem Erstflug. Der Mann mit einem Doktortite­l in Materialwi­ssenschaft ließ nach seiner Bewerbung bei der europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa mehr als 8000 Kandidaten hinter sich und trainierte jahrelang für die Reise in die Schwerelos­igkeit.

Auf der ISS wird Maurer auch den französisc­hen Esa-astronaute­n Thomas Pesquet treffen, der seit April dort ist. Im Anschluss an Maurer soll 2022 die italienisc­he Esa-astronauti­n Samantha Cristofore­tti zur ISS fliegen – damit wären zum ersten Mal drei Esa-astronaute­n nacheinand­er auf der Raumstatio­n. Er habe auch ein Geschenk für Pesquet, deutete Maurer an. Die gemeinsame Zeit der beiden auf der

ISS wird jedoch wohl nur kurz sein: Schon „früh im November“sollen Pesquet und seine Crew – die Nasaastron­auten Shane Kimbrough und Megan Mcarthur sowie der japanische Astronaut Akihiko Hoshide – laut Nasa die ISS wieder verlassen.

Maurer bleibt unterdesse­n bis zum Start die Vorfreude. „Ich träume schon sehr lange davon, oben anzukommen und einfach den Blick auf unseren wunderschö­nen Planeten zu genießen“, sagte der Astronaut. „Das erste, was ich in einem freien Moment machen möchte, ist in unser Weltraumfe­nster zu schweben und dort eine komplette Runde um die Welt, das sind 90 Minuten, einfach nur in mich aufzusauge­n und das einfach zu spüren, was es bedeutet, außerhalb unseres Planeten zu schweben und unseren Planeten da vor dem Schwarz des Universums hängen zu sehen“, sagte der Saarländer. Christina Horsten, dpa

 ?? Foto: Joel Kowsky, dpa ?? Das Team mit (von links) dem Deutschen Matthias Maurer und den amerikanis­chen Nasa‰astronaute­n Tom Marshburn (Pilot), Raja Chari (Kommandant) und Kayla Barron geht mit der Verschiebu­ng des Starts profession­ell um.
Foto: Joel Kowsky, dpa Das Team mit (von links) dem Deutschen Matthias Maurer und den amerikanis­chen Nasa‰astronaute­n Tom Marshburn (Pilot), Raja Chari (Kommandant) und Kayla Barron geht mit der Verschiebu­ng des Starts profession­ell um.

Newspapers in German

Newspapers from Germany