Lebenslang für Mutter aus Solingen
Frau tötete fünf ihrer sechs Kinder
Wuppertal Christiane K. ist aschfahl und blickt starr vor sich auf den Boden. Das Wuppertaler Landgericht hat sie soeben als fünffache Mörderin zu lebenslanger Haft verurteilt und die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Die Mordopfer sind fünf ihrer sechs Kinder, sie wurden nur zwischen einem und acht Jahre alt. Die 28-Jährige hatte sie in Solingen in Nordrhein-westfalen mit Medikamenten betäubt und dann in der Badewanne ertränkt oder erstickt.
„Es ist eine Tragödie“, sagt der Vorsitzende Richter Jochen Kötter am Donnerstag in seiner Urteilsbegründung. Die Erklärung für das „unglaubliche Geschehen“sei nur schwer nachvollziehbar. Es sei eine Mischung aus „Wut, Verzweiflung, Demütigung und Rache“gewesen, die die Mutter zu dieser Tat getrieben habe – nachdem sie am Morgen des 3. September 2020 festgestellt hatte, dass „ihr Lebensentwurf geplatzt“war. Auslöser sei ein Foto gewesen, das ihren Ehemann küssend mit seiner neuen Freundin zeigte. Als sie dieses Bild im Chatkanal sah, „nahm das Unglück seinen Lauf“, erklärt der Richter. „Das Foto erschütterte sie zutiefst.“
Zuvor habe sie ihren Mann immer wieder zur Rückkehr bewegen können. Nicht so dieses Mal. „Ich kann echt nicht mehr“, schrieb sie ihrer Mutter. Sätze wie dieser aus Chat-protokollen sind das entscheidende Beweismittel.
Die Behauptung von Christiane K., ein Fremder sei in ihre Wohnung eingedrungen, habe sie gefesselt, sie zu Chat-nachrichten gezwungen und ihre Kinder umgebracht, sei schlicht „Quatsch“, sagt der Richter. „Das ist ein ausgedachtes Szenario, das kann einfach so nicht gewesen sein.“Er führt eine lange Reihe von Indizien an, die die Version der Mutter widerlegen. Die Frau ist nach Auffassung des Gerichts voll schuldfähig. Gutachter hätten bei ihr keine Störung feststellen können. Nach der Tat hatte sie sich im Düsseldorfer Hauptbahnhof vor einen Zug geworfen und überlebt. Ihr ältester Sohn blieb körperlich unverletzt. Seine Mutter hatte ihn zur Großmutter an den Niederrhein geschickt. Um ihn müsse man sich nun sehr viele Sorgen machen, sagt der Richter. Die Verteidiger kündigten an, vor den Bundesgerichtshof ziehen zu wollen. (dpa)