Aus Liebe zur Nostalgie
Es hat in Bayern Tradition, dass früher alles besser war: Die Kindheit unbeschwerter, der Urlaub sonniger und für eine Mark gab es noch richtig was zu kaufen. Man hört es immer wieder: Viele Menschen wünschen sich die „guade oide Zeit“zurück, und da ist die Rede nicht nur von Mitgliedern der Bayernpartei oder hartgesottenen König-ludwig-verehrern.
Diese Nostalgiesehnsucht ist zugegebenermaßen kein rein bayerisches Phänomen, denn in der früheren DDR beispielsweise verklären noch immer (oder schon wieder) Zigtausende einen ehemaligen Unrechtsstaat. Retromanie nennt man das im Fachjargon. Und die muss nicht zwangsläufig so umstritten sein wie die Ostalgie.
Psychologen vermuten hinter diesem Phänomen sogar einen wichtigen seelischen Effekt: Wir sehen die Vergangenheit besser als sie war, um an der Gegenwart nicht zu verzweifeln. Und ja, da könnte etwas Wahres dran sein!
Gilt vielleicht auch fürs Fernsehen. Um auch ein bisschen die Retrowelle zu reiten, hat das ZDF am Samstagabend – sozusagen zum
40. Jahrestag – nochmals das längst ausgemusterte Showkonzept „Wetten dass..?“aus der Versenkung geholt. Und alle waren sie wieder da von früher: der Thommy, die Michelle, die Helene. Die Zuschauer in der Nürnberger Messehalle haben sich vor Freude darüber die Hände wund geklatscht.
Vielleicht sollte man den Leuten gerade in dieser für viele Menschen schwierigen Corona-zeit schlicht geben, wonach sie sich sehnen: Revivals aller Art. Allein im bayerischen Fernsehen gäbe es ungezählte Möglichkeiten, großartige alte Serienformate wieder aufleben zu lassen. Warum also nicht neue Folgen vom „Pumuckl“, dem „Bullen von Tölz“oder dem „Monaco-franze“drehen? Für die Volksseele wäre es Tv-balsam.