Pizzaleberkäs und Vergeblichkeit
Neulich im Urlaub gewesen und dabei wieder viel zu viel Zeit gehabt, über das eigene Leben nachzudenken. Vielleicht lag es auch an dem einen, mit ganz wundervollem französischen Käse belegten Baguette zu viel, aber das Ergebnis der – eigentlich immer eher ins Nichts mäandernden – Grübeleien führte immerhin zu dem damals formidabel anmutenden Entschluss, man (also ich) könne doch mal probieren, sich (also mich) bis Weihnachten vegan zu ernähren. So als Test. Was man sich in der Provence bei gutem Wein und viel zu viel Käse halt so vorstellt.
Die langfristigen Folgen von Urlaubsgedanken sind in ihrer direkten Auswirkung auf das Leben bekanntermaßen auch überschätzt. Man könnte auch sagen: Sie halten, bis es beim Metzger des Vertrauens Pizzaleberkäs-semmeln gibt. Wenn die Currywurst der „Kraftriegel des Facharbeiters“ist, wie der Hannoveraner Influencer Gerhard Schröder neulich aus aktuellem Anlass publishte, ist die Leberkässemmel das Ende jedes veganen Lebensentwurfes. Und des als Kantinen-vegetarier (in einem anderen Urlaub ersonnen) gleich mit.
Nun leben wir in schwierigen Zeiten und jeder muss bei der Rettung des Planeten helfen. Und weil zwei Pizzaleberkäs-semmeln (mit süßem Senf) einem auch hinreichend schwer im Magen liegen können, jeder Tag und jeder Versuch zählt, wird also danach im Bio-supermarkt nach veganem
Käse gesucht. Irgendwo muss man anfangen. Fündig geworden bei einem Produkt, das „cremig-zarten Genuss“auf der Basis von Mandelerzeugnis und Kokosnussöl verspricht. Sehr gutes Gefühl gehabt, das Erzeugnis im Kühlschrank verstaut, wissend, dass bald (m)ein neues Leben beginnt.
Etwas später dann mit Freunden beim Libanesen getroffen. Grillteller bestellt. Anflüge eines schlechten Gewissens wurden vom ganz zeitnah möglichen, im Kühlschrank lagernden Neuanfang
(und der hohen Qualität des Grilltellers) kompensiert. Im wahren Leben ist jeder Montag herausragend für einen Neuanfang geeignet. Vorab mal – als Überlebenstraining – den veganen Käse probiert. Mittwoch vielleicht doch noch mal zum Metzger. Ein allerletztes Mal.