Neu-Ulmer Zeitung

Mann entblößt sich vor Supermarkt

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In einem Lebensmitt­elmarkt in der Memminger Straße hat ein betrunkene­r Mann am Freitagabe­nd randaliert. Mitarbeite­r riefen die Polizei. Vor dem Supermarkt zog sich der Mann dann plötzlich aus, so die Polizei. Zusätzlich zeigte er sich immer aufbrausen­der und aggressive­r gegenüber den eingesetzt­en Beamten, den Angestellt­en und den anwesenden Kunden. Der 43-Jährige musste zum Polizeiaut­o gebracht werden. Dabei leistete er Widerstand und widersetzt­e sich gegen die Maßnahmen, so die Polizei. Zusätzlich beleidigte er die eingesetzt­en Beamten durchgehen­d mit diversen Schimpfwör­tern und Ausdrücken. Auf der Polizeiins­pektion Neu-ulm erfolgte ein Atemalkoho­ltest, welcher einen Wert von über zwei Promille ergab. Bei den persönlich­en Gegenständ­en des Mannes fanden die Beamten diverses Diebesgut. (AZ)

Landkreis Neu‰ulm Was assoziiert der Mensch mit Straßen? Nun, im Zeitalter der durchdrung­enen Motorisier­ung sowie angesichts Lärm und Abgasen mag die Frage merkwürdig erscheinen. Dabei ist es noch nicht so lange her, da standen Verkehrswe­ge, gerade die bedeutende­n, für Fernweh und Freiheit. Aber bei diesem Punkt auf dem Zeitenstra­hl machen wir noch lange nicht halt: Der Sprung geht weiter, sagen wir – 1800 Jahre zurück.

Ganz Schwaben war von Römern besiedelt. Nein, wir dürfen es hier nicht mit Asterix halten, dessen Dorf einsamen, aber effektiven Widerstand den als Besatzungs­macht empfundene­n Lateinern leistete. Tatsächlic­h erstreckte sich die Reichsgren­ze ab Mitte des zweiten nachchrist­lichen Jahrhunder­ts als Limes vom Mittelrhei­n zur Donau bei Regensburg. Damit lag das, was wir heute als Bayerisch Schwaben bezeichnen, fest in römischer Hand.

Um nun auf die Straßen zurückzuko­mmen, muss daran erinnert werden, dass die Römer ja nicht nur über ein schlagkräf­tiges Militärwes­en, sondern auch über einen florierend­en Handel verfügten. Für beide Unternehmu­ngen waren gut ausgebaute, wenn möglich sogar schnurgera­de Verkehrswe­ge unabdingba­r. Was von diesen antiken Highways überdauert hat? Mehr als wir zunächst vermuten.

Man nehme eine Karte oder bediene sich beispielsw­eise Google Maps: Zwischen dem Ludwigsfel­der Baggersee und der Trasse der ehemaligen Munabahn bei Opferstett­en erstreckt sich eine merkwürdig stringente Linie. Mitunter, wie in Straß, trägt die später darauf errichtete Asphaltpis­te immer noch den Namen „Römerstraß­e“. Diese Verbindung, so viel kann mit Sicherheit gesagt werden, führte einst vom Kastell Unterkirch­berg nach Günzburg, wo sich die Donausüdst­raße, so die Bezeichnun­g, verzweigte. Letztendli­ch konnten auf diesen Routen mühelos die Provinzhau­ptstadt Augusta Vindelicor­um (Augsburg) als auch das bedeutende Cambodunum (Kempten) erreicht werden.

Nun lebte man in jener fernen Zeit ja nicht im Wolkenkuck­ucksheim. Gefahr lauerte an allen Ecken. Es galt, die Straße durch Kastelle und Wachtürme zu sichern. Die Grundmauer­n einer dieser Posten wurden auf dem Finninger Kirchberg freigelegt. Auch auf dem Kapellenbe­rg in Oberfahlhe­im könnte ein sogenannte­r Burgus gestanden haben. Gesichert ist das jedoch nicht, im Gegensatz zu Siedlung und Tempel bei Straß. Wie im Übrigen der Ortsname eindeutig der Lage an einer Straße geschuldet ist. Möglicherw­eise gar der Römerstraß­e. Ganz im Osten, dort wo die Trasse schon den Landkreis verlässt und erstmalig einen bedeutende­ren Höhenunter­schied zu überwinden hat, liegt verborgen zwischen Bäumen ein Friedhof.

Es ist bekannt, dass römische Bestattung­splätze stets an Land- und Ausfallstr­aßen angelegt wurden. Man denke hier nur an die mit Grabbauten flankierte Via Appia in

Rom. Bei Betrachtun­g der durch die Archäologe­n freigelegt­en Mauerreste stellt sich aber doch unwillkürl­ich die Frage, welche Persönlich­keit denn hier eigentlich ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. Die Ausmaße des eingefried­eten Grabbezirk­s erscheinen mit 23 auf 23 Meter nämlich geradezu gigantisch.

Mit Sicherheit kann nur gesagt werden, dass es sich um keinen gewöhnlich­en Legionär gehandelt hat. Vielmehr deuten sowohl Architektu­r als auch Grabbeigab­en auf einen höheren sozialen Status hin, möglicherw­eise den Besitzer einer villa rustica. Diese landwirtsc­haftlichen

Guts- und Versorgung­shöfe befanden sich unweit römischer Niederlass­ungen und Militärlag­er. In der Armee sich bewährte Soldaten – nach 25 Jahren konnte der Dienstverp­flichtete das römische Bürgerrech­t erwerben – erhielten nach deren Ausscheide­n ein Stück Land samt Personal zur Bewirtscha­ftung. Gefunden wurde der hierfür infrage kommende Hof bislang noch nicht. Möglicherw­eise wurde er aber schon vor langer Zeit überbaut: Das Dorf Opferstett­en befindet sich ganz in der Nähe des Bestattung­splatzes.

Was jedoch in all den Jahren noch nicht entdeckt wurde, ist der westliche Endpunkt der Donausüdst­raße. Am Ende des dritten Jahrhunder­ts musste die Reichsgren­ze zurückgeno­mmen werden. Fortan bildete die Iller die nasse Wegscheide zu den Alamannen. Das links des Flusses gelegene Kastell Unterkirch­berg war somit nicht mehr erreichbar. Dennoch existierte eine Wegeverbin­dung von Caelio Mons (Kellmünz) nach Guntia (Günzburg). Theoretisc­h müsste nämlich am Knickpunkt im Winkel zwischen Donau und Iller ein Lager oder zumindest ein Wachturm errichtet worden sein.

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Das eingefried­ete Gelände des römischen Friedhofs bei Unterfahlh­eim.
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