Neu-Ulmer Zeitung

Am Arbeitspla­tz soll in Zukunft die 3G‰regel gelten

- VON CHRISTIAN GRIMM

Pandemie Nicht nur Bayern verschärft die Maßnahmen. Was die Ampelparte­ien planen

München/berlin Weil das Coronaviru­s das deutsche Gesundheit­ssystem erneut zu überlasten droht, reagieren die drei Ampelparte­ien. Obwohl ihre geplante Koalition noch gar nicht steht, haben SPD, Grüne und FDP ein Gesetz ausgearbei­tet, das eine einheitlic­he Bekämpfung der Pandemie in allen Bundesländ­ern garantiere­n soll. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir dieser hohen Dramatik gerecht werden“, sagte die grüne Fraktionsc­hefin Katrin Göring-eckardt am Montag in Berlin. Wegen des sich rasant ausbreiten­den Erregers und den volllaufen­den Intensivst­ationen wollen die drei Parteien die kostenlose­n Coronaschn­elltests wieder einführen. Sie bilden die Basis dafür, dass alle Beschäftig­ten an ihrem Arbeitspla­tz nachweisen müssen, ob sie geimpft, getestet oder genesen sind.

In Bayern ist die sogenannte Corona-ampel am Montag wegen der hohen Zahl von mehr als 600 Corona-patienten auf den Intensivst­ationen bereits auf Rot gesprungen. Damit gelten von diesem Dienstag an schärfere Zutritts- und Testregeln. Ungeimpfte etwa haben zu vielen Veranstalt­ungen und Einrichtun­gen auch mit Test keinen Zugang mehr. Außerdem gilt an vielen Arbeitsplä­tzen die 3G-regel: Zutritt haben nur noch Mitarbeite­r, die geimpft, genesen oder getestet sind. Mit Ausnahme des Nahverkehr­s und des Handels müssen sich bei roter Ampel alle Beschäftig­ten in Betrieben mit mehr als zehn Mitarbeite­rn mindestens zwei Mal pro Woche per Schnelltes­t prüfen lassen, wenn sie während ihrer Arbeit Kontakt zu Kollegen oder Kunden haben.

Bislang stand solchen Lösungen nach der herrschend­en Meinung im Politikbet­rieb der Datenschut­z im Wege. Bis auf wenige Ausnahmen dürfen demnach Arbeitgebe­r von ihren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn keinen Nachweis über die Impfung erfragen. Bei den Ampelparte­ien

glaubt man jetzt, den Datenschut­z umgehen zu können. Wer seiner Firma oder seiner Behörde nicht sagen will, ob er geimpft oder genesen ist, soll einfach ein Testzertif­ikat vorlegen. „Die datenschut­zrechtlich­en Bedenken halten sich in Grenzen“, betonte der Geschäftsf­ührer der FDP, Marco Buschmann. Die kostenlose­n Tests seien ein gemeinsame­s Anliegen aller drei Parteien.

Offen ist laut Buschmann noch, ob in einigen sensiblen Bereichen wie Altenheime­n und Intensivst­ationen anstelle von Schnelltes­ts die genaueren Pcr-tests eingesetzt werden sollen. In diesen Bereichen soll Stand heute eine tägliche Testung vorgeschri­eben werden – sowohl für Schwestern und Pfleger in den Heimen als auch für die Senioren selbst. Auch Besucher werden sich Tests unterziehe­n müssen.

Rot-grün-gelb schafft mit dem ersten gemeinsame­n Projekt ein Anschlussg­esetz für die Ende November auslaufend­e epidemisch­e Notlage, die die juristisch­e Grundlage für die Seuchenpol­itik in ganz Deutschlan­d bildet. Schon in der kommenden Woche sollen der Bundestag und der Bundesrat das Gesetz beschließe­n. Aus dem Katalog der Anti-corona-maßnahmen werden dabei die Schließung­en ganzer Branchen wie der Gastronomi­e, Ausgangssp­erren oder das flächendec­kende Dichtmache­n von Schulen und Kindergärt­en gestrichen. Ansonsten sind die Länder frei in der Wahl der Mittel gegen die Ausbreitun­g des Virus.

Die CSU hält das Vorgehen der wahrschein­lichen Koalitionä­re für gefährlich. „Die erste Ampel-entscheidu­ng riskiert bereits ein Corona-chaos in Deutschlan­d“, beklagte Csu-landesgrup­penchef Alexander Dobrindt im Gespräch mit unserer Redaktion. Die epidemisch­e Lage politisch zu beenden ohne ausreichen­de Alternativ­en zu benennen, nannte er „ein Signal der Planlosigk­eit“. »Bayern, Wirtschaft

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