Ist der Angreifer schuldfähig?
Nach Messerattacke: Verteidiger warnt vor voreiligen Schlüssen
Nürnberg/passau Erste Erkenntnisse zum Messerangriff im ICE Passau–hamburg liegen vor, der mutmaßliche Täter ist in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Die Ermittlungen zu den genauen Hintergründen der Tat können aber noch Wochen oder Monate dauern. „Was jetzt passiert: gründliche Polizeiund Ermittlungsarbeit“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-fürth am Montag. Der Mann soll am Samstagvormittag in dem ICE unvermittelt auf vier Männer im Alter zwischen 26 und 60 Jahren eingestochen haben. Zwei von ihnen waren auch am Montag noch im Krankenhaus.
Die Ermittlerinnen und Ermittler hatten Wohnungen in Passau, in Marl in Nordrhein-westfalen und im Thüringer Unstrut-hainichkreis durchsucht. In Marl ging es um das familiäre Umfeld, in Thüringen um den näheren Freundeskreis. In Passau wurden drei Wohnungen durchsucht: die des Beschuldigten und von zwei Freunden. In der Wohnung des Mannes seien ein Handy sowie Unterlagen in Papierund elektronischer Form sichergestellt worden, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Ermittler haben nach wie vor keine Hinweise darauf, dass weitere Personen an der Tat beteiligt gewesen seien oder vorab davon wussten. Auch für einen terroristischen oder islamistischen Hintergrund haben sie bislang keine Anhaltspunkte.
Die Ermittlungen dienten auch dazu, „Anknüpfungstatsachen“für den Gutachter zu schaffen, mit denen dieser sich ein abschließendes Bild über den psychischen Zustand des 27-Jährigen machen könne, sagte die Sprecherin. In einer vorläufigen Einschätzung war er zu dem Schluss gekommen, dass der Mann unter einer „paranoiden Schizophrenie“leidet, er wahnhafte Vorstellungen hat und seine Schuldfähigkeit zur Tatzeit aufgehoben war.
Auch der Verteidiger des Beschuldigten, Rechtsanwalt Maximilian Bär, hält eine genaue psychiatrische Diagnostik für wichtig. „Es soll eben genau nicht der Eindruck entstehen, dass leichtfertig von einer Schuldunfähigkeit ausgegangen wird“, sagte er. (dpa)