Neu-Ulmer Zeitung

Neue Wache besitzt Leuchtturm‰charakter

- VON THOMAS HECKMANN

Wasserrett­ung Die DLRG Ulm bekommt einen neuen Stützpunkt – in Neu-ulm.

Nicht nur das ist besonders, denn die Station könnte deutschlan­dweit zu einem Vorbild werden

Neu‰ulm Die Projektent­wicklungsg­esellschaf­t (PEG) Ulm hat am Montag zur Schlüsselü­bergabe nach Neu-ulm geladen – und die vermeintli­ch falsche Donauseite war nicht das einzig Ungewöhnli­che an der neuen Wache der Dlrg-ortsgruppe Ulm. Das Gebäude am Neuulmer Donauufer steht östlich der Adenauerbr­ücke und ersetzt einen 50 Jahre alten Bau auf der Westseite der Adenauerbr­ücke. Es könnte deutschlan­dweit zum Vorbild werden.

Die Ortsgruppe Ulm der Deutschen Lebensrett­ungsgesell­schaft (DLRG) mit ihren 100 Aktiven feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen, doch der Vorsitzend­e Markus Häußler hätte von so einem Neubau „nicht einmal zu träumen gewagt“, wie er sagt. Entstanden ist die neue Rettungswa­che eigentlich aus Überlegung­en zum Selbstbau einer Blechgarag­e, um die Einsatzfah­rzeuge unterstell­en zu können. Bisher hatten die fünf Fahrzeuge, drei Boote samt Anhängern und einem Anhänger für die Ausrüstung der Strömungsr­etter auf dem Gelände der alten Wache nicht genug Platz, zwei Fahrzeuge stehen in einer Halle im Ulmer Donautal. Bei einem Einsatz musste erst einmal koordinier­t werden, welcher Helfer wohin fährt, um alle notwendige­n Fahrzeuge an die Einsatzste­lle zu bringen.

Um die möglichen Folgen dieser Verzögerun­g bei der Rettung eines Ertrinkend­en plastisch zu machen, stellte Vorsitzend­er Häußler den Satz in den Raum: „Halten Sie mal fünf Minuten die Luft an.“In der neuen Wache, die nun ihren Innenausba­u bekommt und bis zum Mai fertig bezogen sein wird, können alle Einsatzfah­rzeuge in der Fahrzeugha­lle nebeneinan­der stehen und die Bootsanhän­ger können angekuppel­t bleiben. In der alten Doppelgara­ge musste der Bootsanhän­ger abgekuppel­t werden und der Anhänger ganz nach unten gekurbelt werden, damit das Boot beim händischen Rein- oder Rausschieb­en nicht an der Garagendec­ke schleift. Den Gesamtzust­and des 1972 gebauten Holzhauses beschrieb Häußler mit den Worten: „Ich würde es nicht mehr als Wohnraum vermieten“, denn das Funktionsg­ebäude hat das Ende seiner Nutzungsda­uer eigentlich schon längst erreicht.

Hinter dem alten Wach- und Funkraum befindet sich eine weitere Garage mit einem Schlauchbo­ot, ringsherum stehen die Spinde der Einsatzkrä­fte ohne Geschlecht­ertrennung. Zukünftig gibt es einen Umkleidebe­reich mit Nass-trocken-trennung, denn, wenn die Taucherinn­en und Strömungsr­etter mit nasser Kleidung zurückkomm­en, können sie in dem neuen Gebäude ihre Kleidung zum Trocknen aufhängen und dann gleich nach Geschlecht­ern getrennt duschen gehen. Dahinter schließen sich die Umkleiden an, um nach einem Einsatz wieder mit der Alltagskle­idung dem Beruf nachgehen zu können. Im Obergescho­ss wurden ein Büroraum und Schulungsr­äume eingebaut, die sich verbinden lassen. Die DLRG bietet außerhalb von Corona-zeiten nicht nur 45 öffentlich­e Schwimmkur­se jährlich an, sondern bildet auch ihre Einsatzkrä­fte selbst aus. Dazu gehören neben der Wasserund Bootsausbi­ldung auch viel Theorieunt­erricht und eine Sanitätsau­sbildung.

Die Ulmer Station auf Neu-ulmer Gebiet ist die bundesweit erste Wasserrett­ungswache, die nach den aktuell geltenden Richtlinie­n gebaut wurde. Dazu wurden die Normen für Feuerwehr-gerätehäus­er auf die speziellen Anforderun­gen in der Wasserrett­ung angepasst. Dieser „Leuchtturm-charakter“(Häußler) zeigt sich in Anfragen aus dem ganzen Bundesgebi­et zu der Umsetzung. Nach einem Gemeindera­tsbeschlus­s vor drei Jahren wurde die PEG mit der Realisieru­ng beauftragt, denn für einen Zuschussan­trag beim Land Baden-württember­g muss erst eine Planung vorgelegt werden, die die Ortsgruppe finanziell überforder­t hätte. Die PEG plante und baute schlüsself­ertig, gleichzeit­ig hat die Stadt Ulm den Zuschussan­trag gestellt. Rund 4,5 Millionen Euro investiert­e die Stadt und vertraut nun auf einen noch zu bewilligen­den Landeszusc­huss.

Das war für Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch eine Selbstvers­tändlichke­it, um die ehrenamtli­che Arbeit der DLRG zu unterstütz­en. Für den Mai kündigte Czisch dann auch gleich ein großes Einweihung­sfest an. Die Anwohner der Bootshauss­traße waren laut Czisch mit dem Neubau einverstan­den, der ihnen einen Lärmschutz gegen die dahinterli­egende Adenauerbr­ücke bietet. Sobald die Brücke neu gebaut ist, wird das Dlrg-gelände noch eine Slip-anlage erhalten, um direkt vor Ort Boote in die Donau einsetzen zu können.

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Foto: Thomas Heckmann Von links: Gerhard Semler (Stadt Ulm), OB Gunter Czisch, Markus Häußler (DLRG) und Christian Bried (PEG) vor der neuen Rettungswa­che.

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