„Katz und Maus“ist sprachlos, tierisch und amüsant
Vorstellung Tiere toben im Theater Ulm: Kein Fall für den Kammerjäger, sondern ein gewitztes Stück für Kinder
Ulm Das Theater Ulm hat sich zwei Haustiere zugelegt: eine Katze und eine Maus. Gemeinsam schleichen, fetzen, kullern und jagen sie seit Kurzem durch die Gänge, durch das Foyer des Großen Hauses. Es ist ein Spaß, sie bei diesem Spiel zu beobachten – vor allem für das jüngste Publikum. „Katz und Maus“heißt das Stück, mit dem das Junge Theater Ulm auch schon Kinder ab 3 Jahren für den Zauber des Schauspiels begeistern möchte. Und zwar ganz und gar ohne Worte. Sprachlos – dafür mit einer Extraportion Witz und Körpereinsatz.
Vom Titel darf sich niemand täuschen lassen: Dieses „Katz und Maus“hat nichts mit Günter Grass’ Novelle am Hut. Wer aber stattdessen an „Tom und Jerry“denkt, kommt dem Kern und Humor dieses Stücks schon deutlich näher. Dieser Cartoon-klassiker war für Charlotte van Kerckhoven eine Inspirationsquelle
von vielen, als sie für dieses Stück Ideen sammelte. „Ich bin immer auf der Suche nach neuen Formen“, erklärt die Leiterin des Jungen Theaters. Und in diesem Erfindergeist entstand diese „Stückentwicklung über Freundschaft und Feindschaft“.
Wer in die Tierrollen schlüpfen würde, stand für van Kerckhoven schnell fest: Stephanie Pardula und Gaëtan Chailly. „Ich war mir sicher: Stephanie ist eine super Katze, Gaëtan eine tolle Maus.“Chailly steuert als Tanzpädagoge und Choreograf sein Körpergespür und Bewegungstalent bei. Pardula schöpft ihre Katzenrolle aus dem Schauspiel. Ohne Worte, aber mit Comedy-timing und einer Mimik, die Bände spricht.
Die Theaterkatze rekelt sich, schnurrt und japst und winkt den kleinen Zuschauern und Zuschauerinnen zu – dabei entpuppt sie sich schnell als Tollpatsch und Schmusetier. Hobbys: Pfoten ablecken, sich strecken, stolpern und schnarchen. Doch dann tritt die Maus auf. Sie posiert wie ein Kraftmeier vor den Glasfenstern des Theaters. Sie tanzt zur Rockmusik, gewappnet mit Boombox und Baseballkappe, ein sichtlich supercooles Tier. Etwas neunmalklug kommt Maus mit ihren Macho-allüren daher, vor allem aber wuselig und aktiv. Bald wirbelt sie das Leben der Katze durcheinander.
Klassische Tierkostüme tragen die Darsteller nicht. Aber Schwänzchen baumeln dann doch mit bei ihren Abenteuern. Sie spielen Versteck, liefern sich Verfolgungsjagden im Foyer über mehrere Stockwerke, duellieren sich mit Schere, Stein, Papier. „Das alles soll möglichst nah an der eigenen Erfahrungswelt der Kinder spielen“, verrät van Kerckhoven.
Hängematte und Leiter werden zum Turngerät für den Slapstick, Katze nimmt Maus sogar huckepack. „Die Darsteller sind nach fünf Minuten durchgeschwitzt“, weiß die Regisseurin. So entwickelt die Geschichte Stummfilmqualitäten, wie man sie aus Buster Keatons Schwarzweiß-streifen kennt, nur garniert mit comichaften Geräuschen. Ouuuh, grrrr, haaa, fuchtelfuchtel!
Wie ein zerstrittenes Ganovenduo streunen die Tiere umher. Doch am Ende kommt Magie ins Spiel – und aus Feinden werden vielleicht doch Freunde. Familien mit Kindern besuchen die 60-minütigen Vorstellungen, auch Schulklassen kommen und bringen Leben in das Stadttheater. „Die Kinder fiebern mit, kommentieren sogar, was gerade passiert“, beobachtet van Kerckhoven. Sie findet: „Jede Vorstellung ist ein Fest.“
Spieltermine und Infos unter www.theaterulm.de. Vorstellungen für Gruppen sind auf Anfrage buchbar.