Neu-Ulmer Zeitung

„Katz und Maus“ist sprachlos, tierisch und amüsant

- VON VERONIKA LINTNER

Vorstellun­g Tiere toben im Theater Ulm: Kein Fall für den Kammerjäge­r, sondern ein gewitztes Stück für Kinder

Ulm Das Theater Ulm hat sich zwei Haustiere zugelegt: eine Katze und eine Maus. Gemeinsam schleichen, fetzen, kullern und jagen sie seit Kurzem durch die Gänge, durch das Foyer des Großen Hauses. Es ist ein Spaß, sie bei diesem Spiel zu beobachten – vor allem für das jüngste Publikum. „Katz und Maus“heißt das Stück, mit dem das Junge Theater Ulm auch schon Kinder ab 3 Jahren für den Zauber des Schauspiel­s begeistern möchte. Und zwar ganz und gar ohne Worte. Sprachlos – dafür mit einer Extraporti­on Witz und Körpereins­atz.

Vom Titel darf sich niemand täuschen lassen: Dieses „Katz und Maus“hat nichts mit Günter Grass’ Novelle am Hut. Wer aber stattdesse­n an „Tom und Jerry“denkt, kommt dem Kern und Humor dieses Stücks schon deutlich näher. Dieser Cartoon-klassiker war für Charlotte van Kerckhoven eine Inspiratio­nsquelle

von vielen, als sie für dieses Stück Ideen sammelte. „Ich bin immer auf der Suche nach neuen Formen“, erklärt die Leiterin des Jungen Theaters. Und in diesem Erfinderge­ist entstand diese „Stückentwi­cklung über Freundscha­ft und Feindschaf­t“.

Wer in die Tierrollen schlüpfen würde, stand für van Kerckhoven schnell fest: Stephanie Pardula und Gaëtan Chailly. „Ich war mir sicher: Stephanie ist eine super Katze, Gaëtan eine tolle Maus.“Chailly steuert als Tanzpädago­ge und Choreograf sein Körpergesp­ür und Bewegungst­alent bei. Pardula schöpft ihre Katzenroll­e aus dem Schauspiel. Ohne Worte, aber mit Comedy-timing und einer Mimik, die Bände spricht.

Die Theaterkat­ze rekelt sich, schnurrt und japst und winkt den kleinen Zuschauern und Zuschaueri­nnen zu – dabei entpuppt sie sich schnell als Tollpatsch und Schmusetie­r. Hobbys: Pfoten ablecken, sich strecken, stolpern und schnarchen. Doch dann tritt die Maus auf. Sie posiert wie ein Kraftmeier vor den Glasfenste­rn des Theaters. Sie tanzt zur Rockmusik, gewappnet mit Boombox und Baseballka­ppe, ein sichtlich supercoole­s Tier. Etwas neunmalklu­g kommt Maus mit ihren Macho-allüren daher, vor allem aber wuselig und aktiv. Bald wirbelt sie das Leben der Katze durcheinan­der.

Klassische Tierkostüm­e tragen die Darsteller nicht. Aber Schwänzche­n baumeln dann doch mit bei ihren Abenteuern. Sie spielen Versteck, liefern sich Verfolgung­sjagden im Foyer über mehrere Stockwerke, duellieren sich mit Schere, Stein, Papier. „Das alles soll möglichst nah an der eigenen Erfahrungs­welt der Kinder spielen“, verrät van Kerckhoven.

Hängematte und Leiter werden zum Turngerät für den Slapstick, Katze nimmt Maus sogar huckepack. „Die Darsteller sind nach fünf Minuten durchgesch­witzt“, weiß die Regisseuri­n. So entwickelt die Geschichte Stummfilmq­ualitäten, wie man sie aus Buster Keatons Schwarzwei­ß-streifen kennt, nur garniert mit comichafte­n Geräuschen. Ouuuh, grrrr, haaa, fuchtelfuc­htel!

Wie ein zerstritte­nes Ganovenduo streunen die Tiere umher. Doch am Ende kommt Magie ins Spiel – und aus Feinden werden vielleicht doch Freunde. Familien mit Kindern besuchen die 60-minütigen Vorstellun­gen, auch Schulklass­en kommen und bringen Leben in das Stadttheat­er. „Die Kinder fiebern mit, kommentier­en sogar, was gerade passiert“, beobachtet van Kerckhoven. Sie findet: „Jede Vorstellun­g ist ein Fest.“

Spieltermi­ne und Infos unter www.theater‰ulm.de. Vorstellun­gen für Gruppen sind auf Anfrage buchbar.

 ?? Foto: Kerstin Schomburg ?? Ihre Bühne ist das Theater‰foyer: Die Katze (Stephanie Pardula) und die Maus (Gaë‰ tan Chailly) fetzen die Treppen auf und ab.
Foto: Kerstin Schomburg Ihre Bühne ist das Theater‰foyer: Die Katze (Stephanie Pardula) und die Maus (Gaë‰ tan Chailly) fetzen die Treppen auf und ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany