Neu-Ulmer Zeitung

„Man kann sich ausgezeich­net mit ihm streiten“

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Interview Podcast-macher Max-jacob Ost hat sich so intensiv wie kaum ein anderer mit Uli Hoeneß auseinande­rgesetzt

Wie fühlt es sich an, auf dem Gipfel zu stehen?

Max‰jacob Ost: Seltsam. Ich habe neulich in einem Podcast das Zitat von Lars Eidinger gehört, dass derjenige auf dem Mount Everest den andern runterbrül­len müsste: „Ihr braucht nicht hochkommen, ist gar nicht so toll.“Das fand ich ganz gut. Ich bin erleichter­t, dass ich alles fertiggebr­acht habe. Gleichzeit­ig erhofft man sich dann doch ein bisschen mehr von diesem Moment auf dem Gipfel.

Sie haben die Mount-everest-metapher selbst gewählt und bezeichnen damit Ihr Projekt „11 Leben – Die Welt von Uli Hoeneß“, in dem Sie sich dem Leben von Uli Hoeneß in Form eines Podcasts nähern. Seit Mittwoch steht die 16. und somit letzte reguläre Folge zum Abruf bereit. Wie lange haben Sie insgesamt für die Umsetzung gebraucht?

Ost: Von der ersten Idee bis jetzt sind es ziemlich exakt drei Jahre.

Herausgeko­mmen ist gleichsam ein Sittengemä­lde des deutschen Fußballs wie die umfangreic­he Biografie des mächtigste­n Mannes im deutschen Fußball – von seinen Anfängen in Ulm über seine erfolgreic­he Manager-tätigkeit bis hin zum Steuerproz­ess. Wie hat sich die Arbeit entwickelt?

Ost: Die grundlegen­de Frage ist ja: Wie kann ein Mensch in vier Jahrzehnte­n den ganzen deutschen Fußball vor sich hertreiben? War das Glück? Vision? Ehrgeiz? Und um das zu bewerten, reicht es nicht, allein auf Uli Hoeneß zu schauen. Dafür muss ich ja auf alle anderen schauen. Wie war denn der Fußball in den 80er Jahren? Wer waren da die Manager? Wie haben die entschiede­n? Da wurde die Recherche immer breiter. Irgendwann musste ich mir einen Kaufstopp für neue Bücher auferlegen.

Was macht den Erfolg von Uli Hoeneß nun aus?

Ost: Ich glaube in den ersten 20 Jahren

war der große Unterschie­d tatsächlic­h: Kompetenz. Dass Uli Hoeneß immer über den Tellerrand hinausgesc­haut hat und Dinge vorhergese­hen hat, die andere übersehen haben, wie die Bedeutung des Merchandis­ing oder die Entwicklun­g des Privatfern­sehens. Das hat er alles gesehen. Nicht weil er Nostradamu­s

ist, sondern weil er sehr viel aufsaugt und auch andere Meinungen gelten lässt.

Sie haben für „11 Leben“unter anderem Willi Lemke, Christoph Daum und Andreas Herzog interviewt. Nur Hoeneß selbst hat sich geziert. Ab Freitag ist der endgültige Abschluss des Podcasts zu hören. Interviewp­artner: Uli Hoeneß. Wie kam es dazu?

Ost: Ich habe ja über zwei Jahre hinweg versucht, ihn zu dem Interview zu bewegen. Wir hatten immer mal wieder einen losen Austausch. Mal ein Fax. Mal ein Telefonat. Einmal haben wir uns zufällig im Supermarkt getroffen. Es war letztlich nochmals ein Fax, mit dem ich angefragt hatte, und dann kam der Anruf: Ja, machen wir. Das hat mich ehrlich gesagt völlig unvorberei­tet getroffen.

Wie war es mit ihm?

Ost: Intensiv. Er hat mir eine Stunde Zeit gegeben, am Ende sind es zwei

Stunden und 18 Minuten geworden, die wir ungeschnit­ten veröffentl­ichen. Es ist schon erstaunlic­h – und das erklärt einen Teil die Faszinatio­n für ihn –, wie gut man mit ihm reden kann, und ich hatte das Gefühl, dass man sehr gut auf Augenhöhe mit ihm sprechen kann. Man kann sich ausgezeich­net mit ihm streiten.

Interview: Tilmann Mehl

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Foto: dpa Uli Hoeneß steht im Mittelpunk­t des Pod‰ casts „11 Leben“.

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