Neu-Ulmer Zeitung

Die höchsten Offiziere der EU treffen sich in Ulm

- VON SEBASTIAN MAYR

Sicherheit Bei der Konferenz geht es um das neue geplante militärisc­he Konzept. Auch Ulm spielt dabei eine Rolle

Ulm Die wichtigste­n Offiziere der Europäisch­en Union haben sich am Donnerstag in Ulm getroffen. Bei der Konferenz der militärisc­hen Befehlshab­er der EU in der Wilhelmsbu­rgkaserne diskutiert­en die hochrangig­en Soldaten darüber, wie die Zusammenar­beit untereinan­der gestärkt werden kann. Außerdem drehte sich die Konferenz um die geplante militärisc­he Neuausrich­tung der Union: Eine neue, schnell einsatzfäh­ige Eu-eingreiftr­uppe soll zukünftig beispielsw­eise in der Lage sein, Einsätze ähnlich dem der Us-streitkräf­te am Flughafen von Kabul zu stemmen.

Die Pläne des Eu-außenbeauf­tragten Josep Borrell waren am Mittwoch auszugswei­se bekannt geworden. Demnach soll 2022 ein neues sicherheit­spolitisch­es Konzept beschlosse­n werden, das unterschie­dliche, miteinande­r kombinierb­are Module aus den bestehende­n Battlegrou­ps und neuen Spezialein­heiten vorsieht.

So soll die EU Bedrohunge­n besser begegnen können. Borrell spricht von einem „strategisc­hen Kompass“. Zu Beginn der kommenden Woche wird dieser den Euminister­innen und -Ministern für Äußeres und Verteidigu­ng präsentier­t werden.

Generalleu­tnant Jürgen Knappe, Befehlshab­er der Multinatio­nalen Kommandos in der Wilhelmsbu­rgkaserne, sagte am Donnerstag, es sei wichtig, dass die Pläne den Offizieren vorgestell­t würden – schließlic­h werde man die Vorhaben dann umsetzen. Knappe betonte, er sei dankbar, die Konferenz ausrichten zu dürfen. Das erste persönlich­e Treffen seit zwei Jahren sei wichtig, um Beziehunge­n auf der Befehlshab­erebene aufzubauen.

Am Vormittag besprachen die Offiziere den „strategisc­hen Kompass“, am Nachmittag standen die Eu-battlegrou­ps auf dem Plan. Der österreich­ische Generalmaj­or Reinhold Trischak, stellvertr­etender Befehlshab­er des Multinatio­nalen Kommandos in Ulm, gab diesen knappen Einblick in den Ablauf der prominent besetzten Konferenz.

Der französisc­he Vizeadmira­l Hervé Bléjean, Generaldir­ektor des Eu-militärsta­bs und damit der höchste Offizier der EU, betonte in Ulm, man wolle sich künftig stärker einbringen und schnell reagieren können. Der „strategisc­he Kompass“sei die wichtigste unter den vielen Initiative­n, die die Sicherheit der Union gewährleis­ten sollen. Er sagte: „Die Welt verändert sich, nicht unbedingt in die richtige Richtung. Die Eu-bürger warten auf die Entscheidu­ngen der politische­n Spitze und auf Werkzeuge, um die EU innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen zu sichern.“Berichten zufolge werden beispielsw­eise Cyberangri­ffe, private Armeen, die Kontrolle Einzelner über Rohstoffe und die Instrument­alisierung von Migrantinn­en und Migranten als strategisc­he Bedrohunge­n eingeordne­t.

Letzteres ist gerade an der Grenze zwischen Polen und Belarus zu beobachten. Natürlich habe man die Situation dort im Blick und ziehe daraus Rückschlüs­se, betonte Bléjean. Aber es sei nicht vorgesehen, dass der Eu-militärsta­b innerhalb der Grenzen der Union tätig wird.

Der Vizeadmira­l lobte das Ulmer Kommando. Es leiste einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Union und ihrer Bürgerscha­ft und helfe, auf Krisensitu­ationen reagieren zu können. Das Eu-kommando in der Wilhelmsbu­rgkaserne ist zwar personell kleiner geworden, die Fähigkeite­n hätten aber nicht nachgelass­en, betonte Befehlshab­er Knappe. Er kündigte auch an, dass hier ein gemeinsame­r Standort mit den niederländ­ischen Streitkräf­ten geplant sei. Dieses soll dazu beitragen, dass Truppen und Material in Europa schneller grenzübers­chreitend verlegt werden können.

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Foto: A. Kaya (Archivbild) Hochrangig­e Offiziere des Eu‰militärsta­bs tagten in Ulm.

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