Die höchsten Offiziere der EU treffen sich in Ulm
Sicherheit Bei der Konferenz geht es um das neue geplante militärische Konzept. Auch Ulm spielt dabei eine Rolle
Ulm Die wichtigsten Offiziere der Europäischen Union haben sich am Donnerstag in Ulm getroffen. Bei der Konferenz der militärischen Befehlshaber der EU in der Wilhelmsburgkaserne diskutierten die hochrangigen Soldaten darüber, wie die Zusammenarbeit untereinander gestärkt werden kann. Außerdem drehte sich die Konferenz um die geplante militärische Neuausrichtung der Union: Eine neue, schnell einsatzfähige Eu-eingreiftruppe soll zukünftig beispielsweise in der Lage sein, Einsätze ähnlich dem der Us-streitkräfte am Flughafen von Kabul zu stemmen.
Die Pläne des Eu-außenbeauftragten Josep Borrell waren am Mittwoch auszugsweise bekannt geworden. Demnach soll 2022 ein neues sicherheitspolitisches Konzept beschlossen werden, das unterschiedliche, miteinander kombinierbare Module aus den bestehenden Battlegroups und neuen Spezialeinheiten vorsieht.
So soll die EU Bedrohungen besser begegnen können. Borrell spricht von einem „strategischen Kompass“. Zu Beginn der kommenden Woche wird dieser den Euministerinnen und -Ministern für Äußeres und Verteidigung präsentiert werden.
Generalleutnant Jürgen Knappe, Befehlshaber der Multinationalen Kommandos in der Wilhelmsburgkaserne, sagte am Donnerstag, es sei wichtig, dass die Pläne den Offizieren vorgestellt würden – schließlich werde man die Vorhaben dann umsetzen. Knappe betonte, er sei dankbar, die Konferenz ausrichten zu dürfen. Das erste persönliche Treffen seit zwei Jahren sei wichtig, um Beziehungen auf der Befehlshaberebene aufzubauen.
Am Vormittag besprachen die Offiziere den „strategischen Kompass“, am Nachmittag standen die Eu-battlegroups auf dem Plan. Der österreichische Generalmajor Reinhold Trischak, stellvertretender Befehlshaber des Multinationalen Kommandos in Ulm, gab diesen knappen Einblick in den Ablauf der prominent besetzten Konferenz.
Der französische Vizeadmiral Hervé Bléjean, Generaldirektor des Eu-militärstabs und damit der höchste Offizier der EU, betonte in Ulm, man wolle sich künftig stärker einbringen und schnell reagieren können. Der „strategische Kompass“sei die wichtigste unter den vielen Initiativen, die die Sicherheit der Union gewährleisten sollen. Er sagte: „Die Welt verändert sich, nicht unbedingt in die richtige Richtung. Die Eu-bürger warten auf die Entscheidungen der politischen Spitze und auf Werkzeuge, um die EU innerhalb und außerhalb ihrer Grenzen zu sichern.“Berichten zufolge werden beispielsweise Cyberangriffe, private Armeen, die Kontrolle Einzelner über Rohstoffe und die Instrumentalisierung von Migrantinnen und Migranten als strategische Bedrohungen eingeordnet.
Letzteres ist gerade an der Grenze zwischen Polen und Belarus zu beobachten. Natürlich habe man die Situation dort im Blick und ziehe daraus Rückschlüsse, betonte Bléjean. Aber es sei nicht vorgesehen, dass der Eu-militärstab innerhalb der Grenzen der Union tätig wird.
Der Vizeadmiral lobte das Ulmer Kommando. Es leiste einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit der Union und ihrer Bürgerschaft und helfe, auf Krisensituationen reagieren zu können. Das Eu-kommando in der Wilhelmsburgkaserne ist zwar personell kleiner geworden, die Fähigkeiten hätten aber nicht nachgelassen, betonte Befehlshaber Knappe. Er kündigte auch an, dass hier ein gemeinsamer Standort mit den niederländischen Streitkräften geplant sei. Dieses soll dazu beitragen, dass Truppen und Material in Europa schneller grenzüberschreitend verlegt werden können.