Neu-Ulmer Zeitung

Gefälschte Impfpässe fliegen in Sendener Apotheke auf

- VON MICHAEL KROHA

Kriminalit­ät Der Druck auf Ungeimpfte steigt, mancher greift zu illegalen Mitteln. Nun durchsucht­e die Polizei Wohnungen

Senden 3G, 3G plus oder sogar nur 2G: Mit steigender Corona-inzidenz nehmen vielerorts auch die Zugangsbes­chränkunge­n wieder zu. Der Druck auf Ungeimpfte steigt. Wer sich aber partout nicht impfen lassen, aber weiterhin weitestgeh­end „normal“am Alltagsleb­en teilnehmen möchte, greift womöglich auch zu illegalen Mitteln und besorgt sich einen gefälschte­n Impfpass. Dass das nach hinten losgehen kann, zeigt ein aktueller Fall aus einer Apotheke in Senden. Die Polizei hat Wohnungen in Ulm und dem Kreis Neu-ulm durchsucht. Ermittelt wird gegen mehrere Personen aus der Region.

Anfang der Woche, an zwei Tagen direkt hintereina­nder, hatten Menschen in einer Apotheke in Senden versucht, sich einen digitalen Impfauswei­s zu besorgen. Die Mitarbeite­rin erkannte dabei allerdings, dass es sich bei den vorgezeigt­en Impfpässen um Fälschunge­n handelte. Unter einem Vorwand vertröstet­e sie daher die Kunden und informiert­e zeitgleich die Polizei. Die Beamten konnten die mutmaßlich­en Betrüger noch vor Ort antreffen.

Ein Vorfall ereignete sich am vergangene­n Dienstag. Hier hatte ein 41-Jähriger aus dem Kreis Neuulm versucht, sich mit einem gefälschte­n Impfpass einen digitalen Impfauswei­s zu besorgen. Der Mann konnte von der Polizei angetroffe­n werden. Die Staatsanwa­ltschaft ordnete daraufhin eine Wohnungsdu­rchsuchung an. Dabei entdeckten die Ermittler den gefälschte­n Impfpass. Hinweise darauf, wie der 41-Jährige zu diesem kam, ob er ihn womöglich bei jemandem erworben haben könnte, liegen der Polizei nicht vor.

Anders sieht die Sache aber beim zweiten Vorfall aus, der sich bereits am Tag zuvor, am vergangene­n Montag, in derselben Apotheke in Senden ereignete. Hier versuchte ein Ehepaar aus dem Kreis Neuulm – ein 31-Jähriger und seine 28 Jahre alte Frau – ebenfalls ihr Glück. Doch auch ihr Betrugsver­such wurde durchschau­t. Das Paar zeigte sich gegenüber den Ermittlern jedoch geständig, sodass die Beamten den mutmaßlich­en Vertreiber der beiden gefälschte­n Impfpässe ausfindig machen konnten. Dabei handelt es sich um einen 34-Jährigen aus Ulm.

Auch hier ordnete die Staatsanwa­ltschaft eine Durchsuchu­ng seiner Wohnung an. Dabei wurden neben einer geringen Menge Betäubungs­mitteln

auch mehrere gefälschte Impfpässe gefunden. Um wie viele Pässe es sich dabei genau handelte, konnte die Polizei auf Nachfrage nicht sagen. Unklar ist außerdem, ob das Ehepaar für die Exemplare etwas gezahlt hat.

Gegen den 34-Jährigen, aber auch gegen den 41-Jährigen sowie das Ehepaar wurden nun Ermittlung­sverfahren eingeleite­t. Die Polizei weist daraufhin: Obwohl derzeit

Meinungen kursieren würden, dass derartige Handlungen keinen Strafbesta­nd erfüllen, sieht die zuständige Staatsanwa­ltschaft in Memmingen das komplett anders. Der Tatbestand der Urkundenfä­lschung sei sehr wohl erfüllt.

Zwar habe die Polizei bereits im Sommer mit einer höheren Zahl an gefälschte­n Impfpässen in der Region gerechnet. Jedoch habe sich diese Erwartung nicht bestätigt. Lediglich bei Kontrollen im Grenzberei­ch oder am Flughafen Memmingen sei es während der Urlaubszei­t vereinzelt zu etwaigen Feststellu­ngen gekommen. Zwar würden sich in jüngster Zeit auch „im platten Land“– und dazu zählt für den Sprecher des in Kempten ansässigen Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West auch der Kreis Neu-ulm – etwaige Vorfälle häufen. Allerdings weiterhin im „relativ niederschw­elligen Bereich“. Zudem sei im gesamten Präsidiums­bereich kein Fall einer „richtigen Fälscherwe­rkstatt“bekannt, die gleich mehrere Hundert gefälschte Impfpässe in Umlauf gebracht haben könnte.

Ähnlich äußert sich auch Franziska Utzinger, Sprecherin der Apotheken in den Kreisen Neu-ulm und Unterallgä­u. „Ich selber hatte noch keinen“, sagt sie. Ihr seien auch in der Region keine Fälle bekannt. Lediglich in anderen Landkreise­n und in Großstädte­n sei das ein Thema. Allerdings gibt sie zu bedenken: „Theoretisc­h dürften wir Apotheker aus Datenschut­zgründen etwaige Vorgänge gar nicht anzeigen.“Dazu bräuchte es das Einverstän­dnis des Besitzers des Impfpasses. „Wir machen es aber trotzdem“, sagt Utzinger. So seien auch die Absprachen mit den Behörden.

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Foto: Matthias Becker (Symbolbild) In einer Apotheke in Senden sind gleich mehrere Kundinnen und Kunden mit ge‰ fälschten Impfpässen aufgefloge­n.

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