Neu-Ulmer Zeitung

Wie hart trifft der Neu‰ulmer Sparkurs die Kultur?

- VON VERONIKA LINTNER

Finanzen Wie viel Kunst, Literatur und Konzerte sich die Stadt im kommenden Jahr als Veranstalt­erin noch leisten kann

Neu‰ulm Die Stadt Neu-ulm peilt für das Jahr 2022 einen harten Sparkurs an. Der Grund: Die Einnahmen aus der Gewerbeste­uer werden wohl zu gering ausfallen, zudem muss die Stadt 44 Millionen Euro an Kreisumlag­e an den Landkreis zahlen – etwa 8,6 Millionen Euro mehr als noch in diesem Jahr. Wie und wo also sparen? Dieses Frage bestimmte auch die jüngste Sitzung des Ausschusse­s für Bildung, Familie und Kultur. Ein Aspekt von vielen: Wie viel Kultur kann und will sich die Stadt im nächsten Jahr leisten?

Dass jedes Dezernat jeweils 5 Prozent in seinem Einzelbudg­et einsparen muss, auf dieses Ziel hatten sich die Dezernatsl­eiter im Vorfeld geeinigt. Ralph Seiffert, der das Dezernat 4, Bildung, Kultur, Sport und Soziales leitet, erklärte nun zu Beginn der Ausschusss­itzung, dass allein in diesem Bereich 555.000 Euro eingekürzt werden müssten. Das Budget des Dezernats 4 sei dabei nur scheinbar sehr groß, sagte Seiffert. Denn viele Ausgaben bestünden aus gesetzlich festgelegt­en Verpflicht­ungen und auch aus Ausgaben für Personal. An diesen Punkten könne die Stadt nicht sparen – und die restliche Verfügungs­masse liege bei nur etwa einem Fünftel des Budgets.

Seiffert betonte, welche Rolle solche „weichen Standortfa­ktoren“wie Kultur, Vereinsleb­en, Bildung und Sport für eine Stadt wie Neu-ulm spielen. Diesen Teil der Stadtkultu­r zu pflegen, sei besonders wichtig,

„weil es identitäts­stiftend ist, weil es eine Stadt in ihrer Entwicklun­g fördert“. Sonst entwickle sich eine Stadt schnell zur reinen Schlafstad­t.

Doch wo setzt der Sparkurs an? Die Kürzung von fünf Prozent trifft im Haushalt den Bereich der Geschäftsa­usgaben – und damit auch die Kunst-, Literatur- und Konzertrei­hen, die die Stadt selbst veranstalt­et. Dazu gehören die Glacis-konzerte, Jazzabende an der Caponniere 4, die Reihen „Kultur im Museumshof“und „Literatur unter Bäumen“.

Mareike Kuch, stellvertr­etende Dezernatsl­eiterin, beteuert auf Nachfrage unserer Redaktion, dass diese Formate trotzdem erhalten bleiben. Sie sollen 2022 stattfinde­n können. Kuch hofft, dass dann auch das Fest „Kultur auf der Straße“ nach zwei Jahren Zwangspaus­e wieder möglich sein wird.

Die Kürzungen treffen außerdem Kultur-institutio­nen, die auf den Zuschuss der Stadt bauen. Das Figurenthe­ater Topolino muss 2022 mit einer städtische­n Förderung von 20.700 Euro zurande kommen. Beantragt hatte das Theater 23.000 Euro. Dem Theater Neu-ulm hatte die Stadt 2019 noch einen jährlichen Zuschuss von 160.000 Euro zugesicher­t, bis 2022 – doch wie schon in diesem Jahr wird das Theater am Petrusplat­z 144.000 Euro erhalten, zehn Prozent weniger. Diese Kürzungen seien schmerzhaf­t, sagt Kuch, „gerade weil sie auch Bereiche berühren, die ohnehin unter der Pandemie stark leiden“. Doch sie betont: „Die Sparmaßnah­men treffen den gesamten Haushalt und alle Dezernate, und somit ganz Neu-ulm.“Von den Kulturvere­inen über den Sport bis hin zu Schulen und Baumaßnahm­en – und mehr.

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Foto: Kaya Die Sparmaßnah­men könnten sich auf die Kulturszen­e auswirken.

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