Wie hart trifft der Neuulmer Sparkurs die Kultur?
Finanzen Wie viel Kunst, Literatur und Konzerte sich die Stadt im kommenden Jahr als Veranstalterin noch leisten kann
Neuulm Die Stadt Neu-ulm peilt für das Jahr 2022 einen harten Sparkurs an. Der Grund: Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer werden wohl zu gering ausfallen, zudem muss die Stadt 44 Millionen Euro an Kreisumlage an den Landkreis zahlen – etwa 8,6 Millionen Euro mehr als noch in diesem Jahr. Wie und wo also sparen? Dieses Frage bestimmte auch die jüngste Sitzung des Ausschusses für Bildung, Familie und Kultur. Ein Aspekt von vielen: Wie viel Kultur kann und will sich die Stadt im nächsten Jahr leisten?
Dass jedes Dezernat jeweils 5 Prozent in seinem Einzelbudget einsparen muss, auf dieses Ziel hatten sich die Dezernatsleiter im Vorfeld geeinigt. Ralph Seiffert, der das Dezernat 4, Bildung, Kultur, Sport und Soziales leitet, erklärte nun zu Beginn der Ausschusssitzung, dass allein in diesem Bereich 555.000 Euro eingekürzt werden müssten. Das Budget des Dezernats 4 sei dabei nur scheinbar sehr groß, sagte Seiffert. Denn viele Ausgaben bestünden aus gesetzlich festgelegten Verpflichtungen und auch aus Ausgaben für Personal. An diesen Punkten könne die Stadt nicht sparen – und die restliche Verfügungsmasse liege bei nur etwa einem Fünftel des Budgets.
Seiffert betonte, welche Rolle solche „weichen Standortfaktoren“wie Kultur, Vereinsleben, Bildung und Sport für eine Stadt wie Neu-ulm spielen. Diesen Teil der Stadtkultur zu pflegen, sei besonders wichtig,
„weil es identitätsstiftend ist, weil es eine Stadt in ihrer Entwicklung fördert“. Sonst entwickle sich eine Stadt schnell zur reinen Schlafstadt.
Doch wo setzt der Sparkurs an? Die Kürzung von fünf Prozent trifft im Haushalt den Bereich der Geschäftsausgaben – und damit auch die Kunst-, Literatur- und Konzertreihen, die die Stadt selbst veranstaltet. Dazu gehören die Glacis-konzerte, Jazzabende an der Caponniere 4, die Reihen „Kultur im Museumshof“und „Literatur unter Bäumen“.
Mareike Kuch, stellvertretende Dezernatsleiterin, beteuert auf Nachfrage unserer Redaktion, dass diese Formate trotzdem erhalten bleiben. Sie sollen 2022 stattfinden können. Kuch hofft, dass dann auch das Fest „Kultur auf der Straße“ nach zwei Jahren Zwangspause wieder möglich sein wird.
Die Kürzungen treffen außerdem Kultur-institutionen, die auf den Zuschuss der Stadt bauen. Das Figurentheater Topolino muss 2022 mit einer städtischen Förderung von 20.700 Euro zurande kommen. Beantragt hatte das Theater 23.000 Euro. Dem Theater Neu-ulm hatte die Stadt 2019 noch einen jährlichen Zuschuss von 160.000 Euro zugesichert, bis 2022 – doch wie schon in diesem Jahr wird das Theater am Petrusplatz 144.000 Euro erhalten, zehn Prozent weniger. Diese Kürzungen seien schmerzhaft, sagt Kuch, „gerade weil sie auch Bereiche berühren, die ohnehin unter der Pandemie stark leiden“. Doch sie betont: „Die Sparmaßnahmen treffen den gesamten Haushalt und alle Dezernate, und somit ganz Neu-ulm.“Von den Kulturvereinen über den Sport bis hin zu Schulen und Baumaßnahmen – und mehr.