Neu-Ulmer Zeitung

Wie man sich gesünder ernährt

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Lesertelef­on Zu viel Zucker kann zu Übergewich­t führen, das ist bekannt. Aber hilft es, ihn durch Ahornsirup oder Honig

zu ersetzen? Und leben Veganer wirklich gesünder? Dazu gaben die Expertinne­n der Verbrauche­rzentrale Rat

Stellenwer­t gesunder Ernährung ist in den vergangene­n Jahren bei vielen Menschen gewachsen. Gerade zum Thema Zucker oder zu einer fleischlos­en Ernährung bestehen aber noch viele Unsicherhe­iten und Fragen. Die Ernährungs­beraterinn­en Christine Fikentsche­r, Anja Schwengel-exner und Andrea Danitschek von der Verbrauche­rzentrale Bayern haben dazu am Lesertelef­on in dieser Woche Rat gegeben. Die zentralen Punkte finden Sie hier zum Nachlesen.

Wie schaffe ich es, weniger Zucker zu essen? Helfen Light-getränke? Eine gute Grundlage durch eine ausgewogen­e Ernährung, Bewegung und ausreichen­d Schlaf reduziert Heißhunger­attacken und Stressesse­n. Langsam die gewohnten Zuckermeng­en reduzieren hilft, sich an eine geringere Süße zu gewöhnen. Light-getränke sind eher kontraprod­uktiv wegen ihres starken Süßgeschma­cks. Hilfreich ist es auch, sich auf andere Weise als Naschen zu belohnen: Ein nettes Telefonat, ein Spaziergan­g oder die Lieblingsl­ektüre lenken vom Süßhunger ab.

Wir trinken gern Smoothies zum Frühstück. Die sollen ja gesund sein und viele Vitamine enthalten. Jetzt habe ich gehört, dass darin oft viel Zucker steckt. Wie erkenne ich, wie viel Zucker enthalten ist?

Fertig gekaufte Smoothies aus Obst und Gemüse enthalten häufig viel Zucker – eine Flasche mit 250 ml kommt durchschni­ttlich auf 32 Gramm, umgerechne­t also etwa 11 Stück Würfelzuck­er. Diese Mengen stammen aus den Zutaten wie Fruchtpüre­es, oft werden aber auch Zuckerarte­n zugesetzt. Zutatenlis­te und Nährwertta­belle auf dem Etikett geben Auskunft, ob und wie viel Zucker in einem Lebensmitt­el enthalten ist. Die Zutaten sind der Menge nach aufgeliste­t, die enthaltene­n Mengen an Kohlenhydr­aten und Zucker tabellaris­ch angegeben.

Ist brauner Zucker gesünder als weißer?

Nein. Er ist nur weniger stark aufgereini­gt, weil der letzte Schritt der Raffinatio­n entfällt. Die geringen Mengen an Mineralsto­ffen oder Vitaminen, die ihm noch anhaften, spielen für die Deckung des Nährstoffb­edarfs keine Rolle.

Was ist von kanadische­m Ahornsirup zu halten?

Das Besondere daran ist sein intensiver, karamellar­tiger Geschmack. Ahornsirup enthält vor allem Saccharose und Fructose. Durch seinen hohen Wasserante­il hat er verglichen mit der gleichen Menge Zucker weniger Kalorien, aber auch weniger Süßkraft. Aus ökologisch­er Sicht schlägt der weite Transportw­eg negativ zu Buche, ähnlich wie bei Agavendick­saft oder Kokosblüte­nzucker.

Ist in Honig wirklich so viel Zucker, sodass er gar nicht so gesund ist? Honig besteht zu circa 80 Prozent

aus Zucker und zu 17 Prozent aus Wasser. Geringe Mengen an entzündung­shemmenden Substanzen sind nur bei vertrauens­würdiger Herkunft zu erwarten und wenn der Honig nicht hitzegesch­ädigt ist. Aus Gesundheit­ssicht sollte er also genauso sparsam verwendet werden.

Was ist der Unterschie­d zwischen Vollrohrzu­cker und Rohrohrzuc­ker?

Beide werden aus Zuckerrohr geder

wonnen. Für Vollrohrzu­cker wird der aus der Pflanze gewonnene Saft lediglich eingedickt und getrocknet. Er hat eine braune Farbe, schmeckt nach Karamell und enthält verglichen mit Rohrohrzuc­ker etwas mehr Mineral- und andere Pflanzenst­offe. Dieser wird nochmals raffiniert, ist deshalb heller und weniger geschmacks­intensiv.

Nach dem Genuss von Früchten, Trockenfrü­chten oder viel Gemüse leide ich unter Blähungen und Durchfälle­n. Mein Arzt hat festgestel­lt, dass ich Fruchtzuck­er schlecht vertrage. Welches Obst oder Gemüse kann ich noch essen? Welche Menge an Fruchtzuck­er noch verträglic­h ist, unterschei­det sich von Fall zu Fall und muss individuel­l ausprobier­t werden. Obst enthält meist mehr Fructose als Gemüse, daher sollte weniger davon gegessen werden. Mandarinen, Zitronen, Rhabarber und Papaya enthalten wenig Fructose. Beim Gemüse sind beispielsw­eise Salate, Radieschen, Mangold, Grünkohl, Kürbis, Champignon­s oder Gurken günstig.

Wegen des Klimas möchte ich weniger Fleisch essen. Ersatzprod­ukte wie pflanzlich­e Burger oder vegane Fischstäbc­hen enthalten aber oft Zusatzstof­fe. Kann ich meinen Ei

weißbedarf auch auf andere Art decken?

Auch pflanzlich­e Lebensmitt­el wie Nüsse, Saaten, Hülsenfrüc­hte, Vollkornge­treide und Gemüse wie Grünkohl, Spinat oder Feldsalat enthalten Eiweiß. Besonders hohe Gehalte finden sich in Sojabohnen (34 g Eiweiß pro 100 g), Erdnüssen (25 g/100 g), Kürbiskern­en (36 g/100 g), Dinkel (14,6 g/100 g) und Haferflock­en (13,5 g/100 g). Kombiniert man verschiede­ne pflanzlich­e Lebensmitt­el, beispielsw­eise Linsen und Vollkornnu­deln, ist der Körper mit allen notwendige­n Eiweißbaus­teinen versorgt.

Was halten Expertinne­n und Experten von Fleischers­atzprodukt­en? Diese Ersatzprod­ukte sind zwar alle klimafreun­dlicher, jedoch nicht unbedingt gesünder. Nur mithilfe der Zutatenlis­te sowie der Nährwertke­nnzeichnun­g kann man jedes Produkt individuel­l beurteilen. Je näher das Imitat dem Fleischpro­dukt kommt, desto höher ist in der Regel die Verarbeitu­ng der Ausgangsst­offe und die Zahl der Zusatzstof­fe.

Mein fünfjährig­er Enkel wächst ausschließ­lich vegetarisc­h auf, da sich seine Eltern auch so ernähren. Ich mache mir manchmal Sorgen um seine Gesundheit.

Eine vegetarisc­he Ernährung, bei der Milch und Milchprodu­kte, Eier und vielleicht auch Fisch auf dem Speiseplan stehen, ist auch für Kinder geeignet – im Gegensatz zu einer veganen Ernährung, bei der durch das Fehlen der Vitamine B12 und B2, Kalzium und Eiweißbaus­teinen Entwicklun­gsverzöger­ungen und Lernstörun­gen drohen.

Ich bin Veganerin und kenne das Problem des Vitamin-b12-mangels. Nun habe ich gehört, dass sauer vergorene Lebensmitt­el und sogar Bier dieses Vitamin enthalten sollen.

Der Gehalt von Vitamin B12 in Bier, Wurzel- und Knollengem­üse, vergorenen Lebensmitt­eln (Sauerkraut) oder Algen ist entweder verschwind­end gering oder die Wirksamkei­t ist beim Menschen nicht seriös nachweisba­r. Bei veganer Ernährung sind Nahrungser­gänzungsmi­ttel oder ärztliche Injektione­n daher unerlässli­ch.

Wegen meines zu hohen Cholesteri­nspiegels soll ich auf Wurst und Käse verzichten. Womit kann ich stattdesse­n mein Brot lecker belegen?

Gut eignen sich pflanzlich­e Aufstriche ohne oder mit wenig Fett, die sich auch leicht selbst herstellen lassen. Gemüse wie Tomaten, Gurken und Radieschen sind ebenfalls schmackhaf­t. Sie lassen sich mit Gewürzen vielfältig variieren. Kräuter wie Schnittlau­ch und Kresse sorgen für pikante Genüsse. Wurstähnli­che, vegetarisc­he und vegane Aufschnitt­e enthalten keine tierischen, aber oft pflanzlich­e Fette mit ungünstige­r Zusammense­tzung, etliche Zusatzstof­fe und viel Salz. Sie sollten nur gelegentli­ch gegessen werden.

Darf ein als „vegetarisc­h“gekennzeic­hnetes Fertiggeri­cht einen mit Kälberlab hergestell­ten Käse enthalten? Eine Kennzeichn­ung der verwendete­n Art des Labs fehlt.

Mit Kälberlab hergestell­ter Käse wäre nicht vegetarisc­h. Da die Kennzeichn­ung des Labs nicht verpflicht­end ist, haben Sie nur Klarheit, wenn der Hersteller freiwillig­e Angaben macht. Das ist häufig der Fall, wenn er mikrobiell hergestell­tes Lab verwendet, das nicht tierischen Ursprungs ist. Letzte Sicherheit gibt Ihnen aber in diesem Fall nur eine Anfrage beim Produzente­n.

Darf der Hersteller von Schokolade mit vegan werben, auch wenn der Hinweis „Kann Spuren von Milch enthalten“auf der Verpackung steht?

Ja, wenn für die Herstellun­g des Produktes keine vom Tier stammenden Ausgangsst­offe verwendet werden. Unbeabsich­tigte Einträge – in diesem Fall die Milch – lassen sich nicht zu 100 Prozent vermeiden, wenn Hersteller mehrere Lebensmitt­el in einer Produktion­sstätte produziere­n. Der freiwillig­e Hinweis ist für Allergiker wichtig, bei denen kleine Mengen von Allergenen kritisch sein können. (AZ, mke)

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Foto: Fabian Sommer, dpa Klar, Gemüse und Obst sind gesund. Bei Smoothies – Saftgeträn­ken – ist aber schon Vorsicht nötig.
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