Neu-Ulmer Zeitung

Kein Corona‰stress auf Mallorca

- VON STEPHAN SCHULZE

Hintergrun­d Spanien hat die Corona-krise weit besser im Griff als Deutschlan­d. Das wirkt magnetisch auf Touristen

Madrid Spanien sei eine Oase, jubeln die nationalen Medien. Eine Oase der Sicherheit, denn das Urlaubslan­d mit den paradiesis­chen Inseln Mallorca und Kanaren verzeichne derzeit des geringste Ansteckung­srisiko in ganz Europa. In der Tat ist die Sieben-tage-inzidenz auf der iberischen Halbinsel so niedrig wie sonst nirgendwo auf dem Kontinent. Momentan werden in Spanien wöchentlic­h nur annähernd 40 neue Coronafäll­e pro 100000 Einwohner gemeldet – das ist eine beneidensw­erte Situation.

Diese entspannte Lage ist die beste touristisc­he Werbung, um durch Corona gestresste Europäer aus

Nord- und Zentraleur­opa in das südeuropäi­sche Land zu locken. Vor allem auf den Kanaren, wo auch mitten im Winter Frühlingsw­etter herrscht, steigen die Buchungen. In den Weihnachts­ferien könnte dort an vielen Hotels das Schild „Wir haben keine Zimmer frei“hängen. Und auch Mallorca dürfte von diesem touristisc­hen Herbst- und Winterboom profitiere­n.

Im Sommer war Spanien noch Hochrisiko­gebiet mit einer der höchsten Infektions­raten Europas. Während zum Beispiel in Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz oder Luxemburg sehr niedrige Ansteckung­szahlen registrier­t wurden. Nun hat sich die Lage ins Gegenteil verkehrt. Spanien ist jetzt europäisch­es Vorbild. Und der Rest Europas fragt sich, wie die Spanier diese erstaunlic­he Covid-19-wende geschafft haben.

Die Antwort der Virologen ist eindeutig: „Es gibt einen klaren Zusammenha­ng zwischen dem Coronagesc­hehen und der Impfquote“, sagte der spanische Epidemiefo­rscher Daniel López-codina der Zeitung El Periódico. Die Länder mit einem hohen Anteil geimpfter Bevölkerun­g seien besser für die neue Viruswelle gerüstet. In Spanien hat mittlerwei­le 80 Prozent der Gesamtbevö­lkerung den kompletten Virusschut­z erhalten. Damit gehört das Land mittlerwei­le zu den europäisch­en Impfchampi­ons.

Die Neuansteck­ungen könnten zwar in Spanien in den kommenden Wochen trotzdem in die Höhe gehen, erklärt López-codina. Doch die Zahl der schweren Covid-erkrankung­en und der Todesfälle werde sich vermutlich in Grenzen halten. Allerdings dürfe man sich auf diesem Erfolg selbstvers­tändlich nicht ausruhen. „Unsere Perspektiv­en sind zwar besser als in anderen Ländern, aber die Pandemie ist noch nicht verschwund­en.“

Die bisherige Entwicklun­g scheint diese Prognose zu bestätigen. Die Ansteckung­skurve in Spanien steigt mittlerwei­le zwar ebenfalls, aber nur sehr langsam. Das nationale Gesundheit­sministeri­um meldete zuletzt eine wöchentlic­he Inzidenz von 41 neuen Fällen pro 100000 Einwohner. Auf den Kanarische­n Inseln lag die Wocheninzi­denz bei 47, auf Mallorca bei 50. In den spanischen Hospitäler­n geht es entspreche­nd ruhig zu: Nur 1,6 Prozent der Krankenhau­sbetten sind mit Covid-19-patienten belegt.

Deswegen wird in Spanien nicht über 3G- oder 2G-regeln für den Zutritt von Räumlichke­iten diskutiert. Hotels, Restaurant­s, Bars, Fitnessstu­dios, Friseure, Kulturstät­ten und Großverans­taltungen können ohne Gesundheit­szeugnis besucht werden. Lediglich in Discos werden in einigen spanischen Regionen, wie etwa auf Mallorca, Impfzertif­ikate verlangt. Die Maskenpfli­cht in Innenräume­n gilt jedoch überall in Spanien weiterhin.

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Foto: C. Margais, dpa Mallorca kann mit einer geringen Infek‰ tionsquote punkten.

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