So sieht das Team Merz aus
CDU Der 66-jährige Wirtschaftspolitiker hat den Sprung an die Parteispitze schon zweimal verfehlt. Neue Köpfe und eine neue Strategie sollen jetzt den Erfolg bringen. Was er mit Mario Czaja, Christina Stumpp und anderen plant
Berlin Friedrich Merz setzt im Rennen um den Cdu-vorsitz auf eine Mannschaftslösung. Der Ex-fraktionschef präsentierte im Osten Berlins seine Mitspieler, die für eine inhaltlich breiter aufgestellte Partei sorgen sollen. Sollte er beim Mitgliederentscheid um die Nachfolge von Armin Laschet vorn liegen, soll der 46-jährige Bundestagsabgeordnete und Sozialpolitiker Mario Czaja aus Berlin Generalsekretär werden. Zudem will Merz die Baden-württembergerin Christina Stumpp zur stellvertretenden Generalsekretärin machen – dieses Amt will Merz im Falle eines Sieges erst schaffen.
Zuvor hatte die CDU im Kreis Hochsauerland den 66-jährigen Juristen aus Brilon zum dritten Mal für das Amt des Cdu-vorsitzenden nominiert. Zweimal war Merz gescheitert, jetzt setzt er auf eine neue Strategie. Er strebe keinen Rechtsruck an und wolle keine Wählerinnen und Wähler von der AFD zurückholen: „Reumütige Rückkehrer sind natürlich herzlich willkommen“, sagte er. Aber eine „Achsenverschiebung“werde es mit ihm nicht geben, die CDU müsse als
Volkspartei eine Heimat für unterschiedliche Strömungen bieten. Dazu zähle neben dem wirtschaftsliberalen und dem wertkonservativen auch der sozial orientierte Flügel.
Die Mannschaft, mit der Merz antritt, soll das verkörpern. Mario Czaja kommt aus Ostberlin, war zwischen 2011 und 2016 Sozial- und Gesundheitssenator. Im Bundestag ist er neu, geradezu sensationell hatte er im teils von Armut und Perspektivlosigkeit geprägten Wahlkreis Marzahn-hellersdorf der Linken-politikerin Petra Pau das Direktmandat abgenommen. Für die CDU sei die Zukunft der sozialen Sicherungssysteme von größter Wichtigkeit, betonte Czaja. Es dürfe nicht hingenommen werden, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter öffne. Czaja, verheirateter Vater einer Tochter, will sich für die Familienförderung einsetzen.
Christina Stumpp, die am Dienstag ihren 34. Geburtstag feierte, ist ebenfalls neu im Bundestag, doch die Landwirtstochter aus dem Kreis Waiblingen wirbt mit ihrer Erfahrung in der Kommunal- und Landespolitik. Derzeit ist die Steuerrechtlerin persönliche Referentin des baden-württembergischen
Landwirtschaftsministers. Geht es nach Merz, soll sich die verheiratete Mutter eines Sohnes darum kümmern, dass die CDU wieder stärker in den Kommunen punkten kann. Der Kandidat um den Parteivorsitz macht keinen Hehl daraus, dass er mit der Auswahl seiner Teammitglieder das Ziel verdeutlichen will, die CDU „weiblicher, jünger und ostdeutscher“zu machen. „Wir zeigen die CDU in ihrer Breite.“
Merz beließ es nicht bei der Präsentation von Czaja und Stumpp, sondern äußerte sich zu weiteren Personalien, die er freilich nicht allein entscheiden kann. Auf die Frage,
wer die Union in der Opposition führen solle, sagte er: „Ralph Brinkhaus ist gewählt, ich gehe von einer guten Zusammenarbeit mit ihm aus.“Als Fraktionsvize brachte er den scheidenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ins Spiel. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer solle einer der fünf stellvertretenden Parteichefs werden, ebenso Fraktionsvize Carsten Linnemann. Er hoffe, dass Silvia Breher Vize bleibe, und befürworte ausdrücklich die Kandidatur der Hamburgerin Karin Prien. Jeder solle für einen bestimmten Aufgabenbereich stehen, Linnemann solle die Grundsatzkommission leiten. Die Wahl zum CDU-CHEF, egal wer das Rennen mache, sei keine Vorentscheidung für die Kanzlerkandidatur zur Bundestagswahl 2025. Es gehe zunächst darum, in den kommenden zwei Jahren in der Opposition wieder Tritt zu fassen. Es gelte auch, die Zusammenarbeit mit der bayerischen Schwesterpartei CSU wieder zu verbessern. Vor den Landtagswahlen im kommenden Jahr im Saarland, in Schleswig-holstein, Nordrhein-westfalen und Niedersachsen wolle er „die Partei so aufstellen, dass sie wieder Antworten gibt, wieder mehrheitsfähig wird“.
Neben Merz treten der Außenpolitiker Norbert Röttgen und Kanzleramtsminister Helge Braun für den Parteivorsitz an. Mit weiteren Bewerberinnen oder Bewerbern wurde vor dem Ende der Nominierungsfrist an diesem Mittwoch nicht gerechnet. Zwei Wochen lang können die Kandidaten dann bei den rund 400.000 Parteimitgliedern um Zustimmung werben, bevor die Abstimmung beginnt. Der Sieger des Mitgliedervotums soll beim Parteitag am 21. Januar von den Delegierten zum Parteichef gekürt werden.