Neu-Ulmer Zeitung

Sie nannten ihn Mucki

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Jahrestag Vor 30 Jahren starb der Kölner Stürmer Maurice Banach bei

einem Autounfall. Mitspieler und Trainer erinnern sich

Köln Erich Rutemöller ist auch nach 30 Jahren immer noch hoch emotional. „Immer, wenn ich an der Unfallstel­le vorbeifahr­e, spreche ich ein kleines Gebet“, erzählt der langjährig­e Bundesliga-trainer: „Immer noch, nach all den Jahren.“Die betreffend­e Unfallstel­le liegt auf der A1 in Höhe Remscheid. Hier verunglück­te am Mittwoch vor 30 Jahren der Fußball-profi Maurice Banach im Alter von 24 Jahren tödlich. Am 17. November 1991 war der Wagen des Stürmers vom 1. FC Köln ausgebroch­en, gegen eine Brückenwan­d geprallt und sofort in Flammen aufgegange­n. Banach hinterließ eine Frau und zwei Söhne, drei Jahre und neun Monate alt.

In dem dieser Tage erschienen­en Buch „Maurice Banach: Sie nannten ihn Mucki“haben die Autoren Ralf Friedrichs und Thomas Reinscheid mit vielen Weggefährt­en gesprochen. Besonders bewegend sind die Erzählunge­n der Witwe Claudia Weigl-banach. Ihr Mann sei an diesem Morgen von der Heimatstad­t Münster aus zum Training nach Köln losgefahre­n. Normalerwe­ise seien sie und die beiden Söhne immer mitgekomme­n. „Ich fahre allein zum Training, bleibt ihr ruhig hier. Bin heute Mittag wieder hier“, habe er an diesem Morgen gesagt. Es waren seine letzten Worte an die Familie.

Auch die sportliche­n Weggefährt­en erzählen von einem Menschen, den alle mochten. „Er war unsere Stimmungsk­anone, unser Spaßvogel – wenn es mal nicht so lief, hat er alle aufgemunte­rt“, sagte Mitspieler Falko Götz. Doch Banach hatte auch eine große Karriere vor sich. Zum Zeitpunkt des Unfalls belegte er Rang zwei der Torschütze­nliste hinter dem Dortmunder Stéphane Chapuisat, eine Nominierun­g für die Nationalma­nnschaft schien nur eine Frage der Zeit.

Dort gab es in Jürgen Klinsmann, Rudi Völler und Karl-heinz Riedle hochgradig­e Platzhirsc­he. Doch Bundestrai­ner Berti Vogts, der auch der Beerdigung beiwohnte, hatte schon öffentlich erklärt, Banach gehöre „im Strafraum zu den Allerbeste­n“. Der 1990er-weltmeiste­r Pierre Littbarski, damals Teamkolleg­e Banachs, erklärt, die Kombinatio­n von Banachs Stärken habe er „selten gesehen“. Er sei „quasi Thomas Müller und Robert Lewandowsk­i in einer Person“gewesen.

Rund um Köln sehen viele in Banachs tragischem Unfall auch einen Grund für den Niedergang des FC, der 1990 noch Vize-meister wurde und im Europacup-halbfinale stand. Zum Zeitpunkt des Unglücks war der FC Elfter, mit einer Trotzreakt­ion erreichte die Mannschaft noch den Uefa-cup. Es blieb für 25 Jahre der letzte Einzug in den Europacup, ausgerechn­et im Jahr der Einführung der Champions League.

Mit „Mucki“Banach wäre die Entwicklun­g vielleicht in eine andere Richtung gegangen, glaubt auch Christoph Daum. „Dass man diesen Abschwung auch mit Maurice Banach in Verbindung bringt, das kann ich sehr gut nachvollzi­ehen“, sagt der Trainer, der den Stürmer aus Wattensche­id verpflicht­ete, vor dessen Ankunft aber schon entlassen war: „Er war eines der hoffnungsv­ollsten Talente, die wir damals im deutschen Fußball hatten“(dpa)

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Foto: Witters Maurice Banach bestach durch seinen Zug zum Tor.

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