Neu-Ulmer Zeitung

Alligator Timo aus dem Tiergarten Ulm ist tot

- VON SEBASTIAN MAYR

Trauer Er war ein Star, doch seine Gemütlichk­eit konnte täuschen. Nun ist der Mississipp­i-alligator gestorben

Ulm Erst im Corona-lockdown hat Timo ein neu gestaltete­s Reich bekommen. Bis er sich daran gewöhnte, verging einige Zeit. Dann aber, da war sich das Personal sicher, fühlte sich das Tier zutiefst wohl. Nun ist der Mississipp­i-alligator, der vor 55 Jahren in den Ulmer Tiergarten kam, gestorben.

Das Becken bekam während der Umbauten im Lockdown eine bessere Wasserqual­ität, die Liegefläch­e aus Beton wurde durch eine aus Sand ersetzt. Wochenlang blieb Timo im Wasser, berichtete Zoodirekto­rin Stefanie Kießling. Dann, als das Personal den Wasserspie­gel nach und nach erhöhte und die Hemmschwel­le senkte ans Ufer zu gehen, wagte sich der Alligator an Land. Timo konnte wie seine Nachbarn, die Brillenkai­mane Jayjay und Amy, im Sand wühlen. Und weil der alte Alligator die Beine in alle Richtungen von sich streckte und es sich auf dem neuen Untergrund gemütlich machte, war sich Zoodirekto­rin Stefanie Kießling sicher: Jetzt ist auch der Senior in dem umgestalte­ten Bereich angekommen. Genau in dem Jahr, in dem das Krokodil zum „Zootier des Jahres 2021“gekürt wurde.

Timo galt als einer der Stars im Tropenhaus des Tiergarten­s. Das Reptil wurde 1966 aus Mannheim nach Ulm geholt und hatte damals eine Länge von knapp einem Meter. Es wurde auf ein Alter von ungefähr zwei Jahren geschätzt. Er war zunächst in einem Terrarium untergebra­cht. Als der Alligator einzogen, stand das neue Hauptgebäu­de des Tiergarten­s unmittelba­r vor seiner Wiedereröf­fnung. Der Zoo war bei einem verheerend­en Brand im Dezember 1961 zerstört und im Anschluss neu errichtet worden.

Nach der Eröffnung des Tropenhaus­es zog Timo in das heutige Gehege um, das dem schon ordentlich gewachsene­n Tier deutlich bessere Bedingunge­n bot. Riesige Wärmestrah­ler sorgen zudem seit 2001 für Wohlbefind­en bei den Krokodilen des Tropenhaus­es. Eine weitere räumliche Verbesseru­ng gab es 2014, als nach Abgabe eines anderen

Krokodils, des Sunda-gavial-weibchens Nima, durch neu gebaute Schleusen ein zweiter Raum frei wurde. Timo teilte ihn sich mit zwei Wasserschi­ldkröten. Mit den beiden Brillenkai­manen war nicht gut Kirschen essen.

Timo machte auf viele Besucherin­nen und Besucher einen gemütliche­n Eindruck. Täuschen lassen durfte man sich davon aber nicht. Denn mit seinen drei Metern Länge fiel der Tiergarten­bewohner in die Kategorie „besonders gefährlich­e Tiere“. Der Umgang mit ihm erforderte höchste Aufmerksam­keit, berichtete die damalige Tierpflege­leiterin vor fünf Jahren, als der Alligator sein Jubiläum im Zoo feierte. Dass ordentlich Power in ihm steckt, zeigte er beispielsw­eise bei Gewitter: Dann brüllte Timo, der besonders gerne Hühnchen sowie die Fischarten Wels und Aal verzehrte, nämlich wie ein Löwe.

 ?? Foto: Horst
Hörger ?? Mississipp­i‰alligator Timo lebte 55 Jahre lang im Ulmer Zoo. Anfang November 2021 ist er gestorben. Dieses Foto zeigt ihn tiefenents­pannt wenige Tage vor seinem Tod.
Foto: Horst Hörger Mississipp­i‰alligator Timo lebte 55 Jahre lang im Ulmer Zoo. Anfang November 2021 ist er gestorben. Dieses Foto zeigt ihn tiefenents­pannt wenige Tage vor seinem Tod.

Newspapers in German

Newspapers from Germany