Alligator Timo aus dem Tiergarten Ulm ist tot
Trauer Er war ein Star, doch seine Gemütlichkeit konnte täuschen. Nun ist der Mississippi-alligator gestorben
Ulm Erst im Corona-lockdown hat Timo ein neu gestaltetes Reich bekommen. Bis er sich daran gewöhnte, verging einige Zeit. Dann aber, da war sich das Personal sicher, fühlte sich das Tier zutiefst wohl. Nun ist der Mississippi-alligator, der vor 55 Jahren in den Ulmer Tiergarten kam, gestorben.
Das Becken bekam während der Umbauten im Lockdown eine bessere Wasserqualität, die Liegefläche aus Beton wurde durch eine aus Sand ersetzt. Wochenlang blieb Timo im Wasser, berichtete Zoodirektorin Stefanie Kießling. Dann, als das Personal den Wasserspiegel nach und nach erhöhte und die Hemmschwelle senkte ans Ufer zu gehen, wagte sich der Alligator an Land. Timo konnte wie seine Nachbarn, die Brillenkaimane Jayjay und Amy, im Sand wühlen. Und weil der alte Alligator die Beine in alle Richtungen von sich streckte und es sich auf dem neuen Untergrund gemütlich machte, war sich Zoodirektorin Stefanie Kießling sicher: Jetzt ist auch der Senior in dem umgestalteten Bereich angekommen. Genau in dem Jahr, in dem das Krokodil zum „Zootier des Jahres 2021“gekürt wurde.
Timo galt als einer der Stars im Tropenhaus des Tiergartens. Das Reptil wurde 1966 aus Mannheim nach Ulm geholt und hatte damals eine Länge von knapp einem Meter. Es wurde auf ein Alter von ungefähr zwei Jahren geschätzt. Er war zunächst in einem Terrarium untergebracht. Als der Alligator einzogen, stand das neue Hauptgebäude des Tiergartens unmittelbar vor seiner Wiedereröffnung. Der Zoo war bei einem verheerenden Brand im Dezember 1961 zerstört und im Anschluss neu errichtet worden.
Nach der Eröffnung des Tropenhauses zog Timo in das heutige Gehege um, das dem schon ordentlich gewachsenen Tier deutlich bessere Bedingungen bot. Riesige Wärmestrahler sorgen zudem seit 2001 für Wohlbefinden bei den Krokodilen des Tropenhauses. Eine weitere räumliche Verbesserung gab es 2014, als nach Abgabe eines anderen
Krokodils, des Sunda-gavial-weibchens Nima, durch neu gebaute Schleusen ein zweiter Raum frei wurde. Timo teilte ihn sich mit zwei Wasserschildkröten. Mit den beiden Brillenkaimanen war nicht gut Kirschen essen.
Timo machte auf viele Besucherinnen und Besucher einen gemütlichen Eindruck. Täuschen lassen durfte man sich davon aber nicht. Denn mit seinen drei Metern Länge fiel der Tiergartenbewohner in die Kategorie „besonders gefährliche Tiere“. Der Umgang mit ihm erforderte höchste Aufmerksamkeit, berichtete die damalige Tierpflegeleiterin vor fünf Jahren, als der Alligator sein Jubiläum im Zoo feierte. Dass ordentlich Power in ihm steckt, zeigte er beispielsweise bei Gewitter: Dann brüllte Timo, der besonders gerne Hühnchen sowie die Fischarten Wels und Aal verzehrte, nämlich wie ein Löwe.