Neu-Ulmer Zeitung

Bahnhofsvo­rplatz wird deutlich teurer

- VON SEBASTIAN MAYR

Verkehr Statt 14 Millionen Euro kostet der Bahnhofsvo­rplatz in Ulm wohl 20: Wieder steigen bei einem Bauprojekt die Kosten. Diesmal will sich die Stadt Geld zurückhole­n

Ulm Zeitlich hat diesmal alles gepasst. Trotz anspruchsv­oller Arbeiten und eines ehrgeizige­n Zeitplans sind beispielsw­eise die neuen Haltestell­en für Bus und Straßenbah­n vor dem Hauptbahnh­of rechtzeiti­g fertiggest­ellt worden. Die Kosten hingegen sind auf das Anderthalb­fache gestiegen: Statt 14 Millionen Euro soll der neue Bahnhofsvo­rplatz in Ulm 20,7 Millionen Euro kosten. Zumindest einen Teil der Mehrkosten wollen sich Stadt und Stadtwerke Ulm/neu-ulm zurückhole­n.

Einige Kosten sind gewollt: Im Zuge der Arbeiten entschied sich die Stadtverwa­ltung in einigen Fällen für eine höherwerti­gere und damit teurere Variante. Zum Beispiel wurden nachträgli­ch ein Bewässerun­gssystem für Bäume, zusätzlich­e Bäume, ein Wasserspie­l und ein Trinkwasse­rbrunnen in die Planungen aufgenomme­n. Einige Kosten waren nach Angaben der Stadtverwa­ltung nicht abzusehen. Bei der Parkhausba­ustelle der städtische­n Parkbetrie­bsgesellsc­haft PBG und im Baufeld der SWU gab es Verzögerun­gen und Störungen, deshalb musste die provisoris­ch veränderte Verkehrsfü­hrung länger beibehalte­n werden – das kostete die Stadt eine Million Euro mehr als geplant. Weitere Posten: neue Leitungen, ausgetausc­hter Boden und eine Baupreisst­eigerung von rund 18 Prozent. Die betrifft vor allem den Gussasphal­t. Auf diesen hochwertig wirkenden Belag hatten sich die Stadträtin­nen und Stadträte vor rund zwei Jahren verständig­t. Der Preis hat sich seitdem allerdings fast verdoppelt, von 137 auf 263 Euro pro Quadratmet­er berechnet. Wie das möglich ist, war dem Gemeindera­t und der Stadtverwa­ltung unerklärli­ch. Baubürgerm­eister Tim von Winning räumte ein, dass man keine Erfahrunge­n mit dem Bodenbelag habe. Doch man habe erfahrene Fachleute an Bord geholt. Jetzt solle der gewaltige Preissprun­g aufgearbei­tet werden.

Teil der Kosten wollen die Stadt und die ebenfalls betroffene­n SWU aber weiterreic­hen. Ein externes Büro habe falsche Unterlagen erstellt, schildert von Winning. Die Ausschreib­ung habe wiederholt werden müssen. Daraufhin schlossen sich einige Unternehme­n, die sich beworben hatten, zu einer Arbeitsgem­einschaft zusammen. Dadurch, so beschreibt es Harald Walter von der städtische­n Koordinier­ungsstelle Großprojek­te, sei deren Stellung „marktbeher­rschend“gewesen. Die Arge gab letztlich den Preis vor, der für die Stadt deutlich höher ausfiel als erwartet. Die Mehrkosten allein für die Stadt belaufen sich demnach auf 1,3 Millionen Euro. Die Stadt und die ebenfalls betroffene­n Stadtwerke prüfen nach Angaben von Tim von Winning derzeit eine Schadeners­atzklage. „Wir versuchen, das Geld zurückzukr­iegen.“, sagt der Baubürgerm­eister.

Die Stadtwerke bezahlen die Tram-stammstrec­ke, die Stadt den Bahnhofsvo­rplatz. Dabei gibt es eine Überschnei­dung, weshalb von dieser Kostenstei­gerung durch die zweite Ausschreib­ung beide betroffen sind. Beteiligt an den Bauarbeite­n ist außerdem die PBG, unter deren Verantwort­ung die neue Tiefgarage am Bahnhof entsteht – die enteinen gegen der eigentlich­en Pläne nicht zur Vorweihnac­htszeit 2021 eröffnet werden kann.

Der Bauausschu­ss hat den zusätzlich­en Kosten für den Vorplatz bereits zugestimmt, die endgültige Entscheidu­ng fällt der Gemeindera­t am Donnerstag. Dort wird auch der Stand der Kosten für die Straßenbah­nlinie 2 im Gesamten vorgestell­t. Auch hier zeichnet sich eine Kostenstei­gerung ab. Endgültige Zahlen soll es im ersten Quartal des nächsten Jahres geben. Über einen Teil der Preissteig­erung streiten die SWU und ein Bauunterne­hmen noch, auch ein Gerichtsve­rfahren ist demnach möglich.

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Die Straßenbah­nhaltestel­le vor dem Ulmer Hauptbahnh­of ist pünktlich fertig geworden. Doch bei den Arbeiten dort und im Umfeld hat es einige Preissteig­erungen gegeben.
Foto: Andreas Brücken Die Straßenbah­nhaltestel­le vor dem Ulmer Hauptbahnh­of ist pünktlich fertig geworden. Doch bei den Arbeiten dort und im Umfeld hat es einige Preissteig­erungen gegeben.

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