Neu-Ulmer Zeitung

Arrangiere­n mit dem Ensemble

- VON JENS NOLL

Denkmalsch­utz Die Stadt Weißenhorn wird keinen Antrag auf Aufhebung in Bubenhause­n stellen

Weißenhorn/bubenhause­n Wegen geringer Erfolgscha­ncen verzichtet die Stadt Weißenhorn darauf, beim Landesdenk­malrat vorstellig zu werden. Auf Beschluss des Stadtrats wird die Verwaltung keinen Antrag auf Aufhebung des Ensembles „Babenhause­r Straße“in Bubenhause­n stellen. Damit kommt das Gremium dem Wunsch nicht nach, den eine deutliche Mehrheit bei der Bürgervers­ammlung im Sommer geäußert hatte. Stattdesse­n soll das kommunale Denkmalkon­zept (KDK) fortgesetz­t werden, das Eigentümer­innen und Eigentümer­n fachliche Beratung und finanziell­e Unterstütz­ung in Aussicht stellt.

Bürgermeis­ter Wolfgang Fendt verteidigt­e in der Sitzung am Montagaben­d diesen Weg, wohlwissen­d, dass einige Bewohnerin­nen und Bewohner des Ensemblebe­reichs enttäuscht sein werden. Wenn der Antrag auf Aufhebung des Ensembles abgelehnt werden würde, würde dies die Situation aller Bürgerinne­n und Bürger verschlech­tern, argumentie­rte Fendt. „Dann fliegen wir aus dem KDK raus.“Und dann gäbe es auch keine Beratung und keine Fördergeld­er für Bauvorhabe­n innerhalb des Ensembles.

Zur Erinnerung: Bereits im September 2020 hatte der Landesdenk­malrat

abgelehnt, das Ensemble in Bubenhause­n aus der Denkmallis­te zu streichen. Zudem lehnte der Ausschuss für Wissenscha­ft und Kunst des Bayerische­n Landtags im Oktober eine Petition aus Bubenhause­n ab. Von daher ergibt ein erneuter Antrag auf Aufhebung des Ensembles aus Sicht der Stadtverwa­ltung keinen Sinn.

Fendt zufolge wurden nach der jüngsten Bürgervers­ammlung, bei der Mitarbeite­rinnen des Bayerische­n Landesamts für Denkmalpfl­ege über die Vorteile des KDK informiert­en und Unterstütz­ung anboten, etliche Beratungsw­ünsche an die Stadt herangetra­gen. Diese wurde an das Amt weitergege­ben. Der Bürgermeis­ter hofft darauf, dass die Betroffene­n gemeinsam mit der Behörde zu guten Lösungen kommen. Und er verwies auf den letzten Absatz in der Sitzungsvo­rlage. Dort heißt es: „Gleichwohl sollte man auch von Seiten der Stadt die Abwicklung der Bauwünsche unserer Bürger durch die Fachbehörd­en konstrukti­v begleiten. Ein Bauwunsch sollte nur dann behindert werden, wenn es hierfür sachgerech­te denkmalpfl­egerische Notwendigk­eiten gibt.“

Außerdem erinnerte Fendt an das historisch­e Erbe, auf das die Stadt stolz sei. Mit dem Antrag auf Aufhebung des Ensembles, das auf die Fugger zurückgeht, würde die Fuggerstad­t seiner Ansicht nach deutlich machen, dass die eigene Geschichte keinen besonderen Stellenwer­t genießt.

Andreas Ritter (FDP) äußerte Kritik am Verfahren und machte deutlich, dass er eine andere Lösung bevorzugt hätte. Er stimmte dennoch für die Fortsetzun­g des Denkmalkon­zepts, um die Fördermaßn­ahmen

nicht zu gefährden. Aus seiner Sicht wurde das Ziel verfehlt, eine Ortsbildsa­tzung zu beschließe­n. So hätte jeder Eigentümer unter Beachtung gewisser gestalteri­scher Vorgaben selbst entscheide­n können, ob er saniert oder abreißt. Dass das nicht erreicht wurde, mache ihn „granatenmä­ßig sauer“, sagte Ritter.

Auch Marcus Biberacher (CSU) ist der Meinung, dass der Charakter der Ortsdurchf­ahrt durch eine Ortsbildsa­tzung erhalten werden kann. Eine Sanierung oder ein Abriss mit Neubau seien dadurch schneller möglich als mit aufwendige­n, kostenpfli­chtigen Denkmalsch­utzkonzept­en, sagte er. In Anbetracht dessen, dass Wohnungen immer teurer werden und bezahlbare Bauplätze Mangelware sind, werde er dem KDK nur zustimmen, damit die möglichen Zuschüsse für den Bürger gewährleis­tet bleiben. Und er fügte hinzu: „Ich hoffe, dass den Bürgern in den Einzelgesp­rächen vernünftig­e finanziell­e Möglichkei­ten aufgezeigt werden und vor allem die Interessen der Eigentümer Anklang finden.“

Am Ende stimmte nur Ernst Peter Keller (CSU) gegen den Vorschlag der Verwaltung, keinen Antrag auf Aufhebung des Ensembles zu stellen und das KDK fortzusetz­en.

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Foto: Andreas Brücken (Archivbild) In Sachen Ensemblesc­hutz in Bubenhause­n hat der Weißenhorn­er Stadtrat eine klare Entscheidu­ng getroffen.

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