Der Neue kommt aus Chile
Hockey Bei den Männern des SSV Ulm 1846 hat künftig Alvaro Campos Rasmussen als hauptamtlicher Trainer das Sagen. Wie für die Teams der Start in die Hallenrunde lief
Ulm Nur 14 Tage hatten die Hockey-mannschaften des SSV Ulm 1846 Zeit, um sich umzustellen. Runter vom Feld, rein in die Halle. Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn Hallen- und Feldhockey sind im Grunde genommen zwei völlig unterschiedliche Sportarten. Das Tempo, der Bodenbelag, das Regelwerk. Doch bei den Ulmern freut man sich trotzdem, dass die Hallenrunde 2021/2022 begonnen hat. Trotz steigender Infektionszahlen und aller Probleme, die Corona mit sich bringt.
„Der organisatorische und bürokratische Aufwand ist durch die Pandemie schon enorm“, bestätigt Vorstandsmitglied Beate Köhler. Die Abteilungsleitung sei in den vergangenen zwei Jahren fast mehr damit beschäftigt gewesen, aufwendige Hygienekonzepte zu erstellen, als sich ums Sportliche zu kümmern. Auch für die Blauring-halle, in der die Ulmer ihre Heimspiele austragen, gibt es ein solches Konzept.
Die Ulmer Männer haben eine grausame Feldrunde hinter sich, sind in der Oberliga punktloses Schlusslicht. Jetzt hoffen die Sportler, auf anderem Terrain Selbstvertrauen und Spaß am Spiel zurückzubekommen. Johannes Liessem, bisher Spielertrainer, sagt: „Es war mitunter schon frustrierend. Wir freuen uns jetzt auf den Neuanfang in der Halle.“Und dieser Neuanfang bringt auf der Trainerposition eine Veränderung: Liessem gibt sein Amt ab an den Chilenen Alvaro Campos Rasmussen und trauert der Doppelbelastung der vergangenen Monate nicht nach: „Es ist schön, sich wieder voll und ganz aufs Spielen konzentrieren zu können.“
Rasmussen hat schon als Dreijähriger in der Heimat mit Hockey begonnen. „Der Valparaiso Cricket Club war damals der einzige Club in meiner Stadt. Dort habe ich mehre
Jahre lang Erfahrungen als Spieler auf verschiedenen Positionen gesammelt und später als Trainer gearbeitet“, erzählt er. In seiner Sport-vita stehen viele internationale Begegnungen. In Argentinien, Mexiko, Uruguay, Bolivien, schließlich sogar in Neuseeland. „Während meiner 15-jährigen Tätigkeit als Trainer habe ich einige Spieler auf ihrem Weg zur Nationalmannschaft begleitet“, sagt Rasmussen. Beim chilenischen Hockeyverband arbeitete er an einem Prore jekt zur Verbreitung des Hockeysports mit. Er erklärt: „Hauptziel war es, Hockey in sozial benachteiligten Vierteln von Santiago de Chile bekannter zu machen. Schließlich gelang es mir, einige Spieler zum Training in die großen Hockeyclubs der Hauptstadt zu bewegen.“
Campos ist Perfektionist. „Um die Sportart Feldhockey besser zu verstehen, muss man die Regeln des Spiels sehr gut kennen“, sagt er. So hat er sich zum Schiedsrichter und Technischen Delegierten weitergebildet, durfte anschließend an internationalen Qualifikationsturnieren für die Olympischen Spiele, die Panamerikanischen Spiele und die Copa America sowie den Südamerika-cup mitwirken. Er meint: „Eine sehr spannende Erfahrung.“
Jetzt will er diese Erfahrung in Ulm weitergeben, als hauptamtlicher Trainer ist er auch für den Nachwuchs zuständig. Die ersten Eindrücke sind positiv. „Mir gefällt das Flair der Studentenstadt und ich sehe viel Potenzial im Verein“, sagt er. Rasmussen will mit den Männern zurück in die 2. Regionalliga. Zum Auftakt gab es aber eine 6:7-Auswärtsniederlage bei der Bundesliga-reserve des TSV Mannheim.
Die Frauen verloren ebenfalls, 2:4 gegen den TSV Ludwigsburg. In der 1. Verbandsliga gehört die Mannschaft von Matthias Elsner trotzdem zum Favoritenkreis. Er sagt aber auch: „Wir sind eigentlich eine Feldmannschaft, die vom Tempo in der Offensive lebt.“Draußen ist die Ulmer Kontertaktik meist aufgegangen, in der Oberliga überraschten die Ssv-frauen und sind Tabellendritter. „In der Halle ist der Raum enger. Es kommt vielmehr auf die Technik an“, sagt Elsner. Bis Mitte Februar dauert die Hallenrunde – wenn die Coronapandemie den Sportlerinnen und Sportlern keinen Strich durch die Rechnung macht.